Für die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) steht das Jahr 2025 unter dem Motto: „Kirche und Demokratie.“ Damit will sich die Kirche nicht nur zu den demokratischen Werten bekennen, sondern als Teil der Gesellschaft, vom Evangelium her, zum Erhalt derselben proaktiv beitragen. Dazu passend lautet die Jahreslosung für das Jahr 2025: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thess. 5,21). Auf die Parallele zwischen den beiden Geleitworten für das gerade angebrochene Jahr bezogen sich die Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen, die zum traditionellen Neujahrsempfang des Bischofs der EKR eingeladen wurden und um ein Grußwort gebeten wurden.
Auf die Bedrohungen, denen die Demokratie auf unterschiedlichen Ebenen ausgesetzt ist, ging Kerstin Ursula Jahn ein, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt/Sibiu, indem sie die Jahreslosung und den Beschluss von Meta-Gründer Mark Zuckerberg, das Faktenchecking innerhalb seiner Internetplattformen aufzuheben, gegenüberstellte. „...das Gute muss gefunden werden, was nicht immer einfach ist. Meine Prüfung ist, das Gute zu suchen und zu finden, indem ich das Nicht-Gute erkenne,“ erklärte Jahn.
Auf die politisch unsichere und dadurch bedrohliche Situation für die deutsche Minderheit, aber nicht nur, gingen auch Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Ovidiu Gan], Abgeordneter des DFDR, ein. Angesichts des verstärkten Aufkommens von rechtspopulitischen Bewegungen in Rumänien ist die deutsche Minderheit aufgefordert, sich auf allen ihren institutionellen Ebenen und darüberhinaus für die Demokratie und den Rechtsstaat einzusetzen. „Wir als Minderheit haben immer versucht, zu ermahnen, dass wir auf dem falschen Weg sind, sind aber auf höchster Ebene oft auf taube Ohren gestoßen,“ so der Abgeordnete Ovidiu Gan] in seiner Ansprache.
Auf die Rolle, die der Kirche zukommt, ging Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster ein. „Beteiligung ist auch Per-spektivwechsel. Aus der Sicht des anderen die Sachen sehen. Wir als Kirche, wie auch die Welt, befinden uns in Veränderung. Die Zeichen der Zeit, wie die Bedrohung der Demokratie, müssen erkannt werden. Man muss mitwirken. Alles lebt aus der Beteiligung, nicht aus der Passivität.“
Als Novum wurde im Rahmen des Empfangs nicht nur der Jahreskalender der EKR für das Jahr 2025 vorgestellt, sondern alle Personen, die zu einem der Monate einen thematisch entsprechenden Text verfasst hatten. Diese wurden aufgefordert, ihren Text vorzulesen und den dazugehörenden Gedankengang kurz zu vertiefen. Zu den ausgewählten Monatsthemen gehören: Bildung und Demokratie, Verantwortung und Demokratie, Grenzen und Demokratie, Wahrheit und Demokratie usw.
In seiner Ansprache, die den Empfang abschloss, wies Bischof Reinhart Guib da-rauf hin, dass das Jahresthema „Kirche und Demokratie“ festgelegt wurde, noch bevor die Ergebnisse der Wahlen in den USA, Österreich, Rumänien usw. bekannt waren. Zugleich listete er die im Jahr 2025 bevorstehenden wichtigen Jahrestage auf: 80 Jahre seit der Russland-Deportation, 30 Jahre Frauenarbeit innerhalb der EKR, 50 Jahre Weltgebetstag usw. Abschließend wies Bischof Guib auf den Weihnachtsstern hin, der im Festsaal des Bischofspalais noch leuchtete, und sagte, dass man in einer Zeit, in der sich viele als Herren sehen, sich in Dankbarkeit an den eigentlichen Herrn wenden sollte. „Der Stern steht für Hoffnung, für das Vergängliche im Angesicht des Ewigen. Lassen wir uns von ihm leiten.“
Musikalisch wurde die Veranstaltung von Erika Klemm und Monica Robescu mitgestaltet, wobei unter der Leitung von Pfarrer Gerhard Servatius-Deppner die Anwesenden gemeinsam den Kanon zur Jahreslosung sagen.