Kontroverse um Gründung der Metropolitanzone Reschitza

Bürgermeister Stepanescu um Zusatzerklärungen bemüht

Die Reaktionen auf die Ankündigung des Reschitzaer Bürgermeisters Mihai Stepanescu, als er vergangene Woche bekannt gab, dass er die Verhandlungen zur Gründung der „Metropolitanzone Reschitza“ aufgenommen habe, sind kontrovers. Wie immer, wenn Neuigkeiten unzureichend oder unvollständig erklärt werden, gibt es wenige, die sich auf eigene Faust besser informieren, aber viele, die sich verpflichtet fühlen, darauf reagieren zu müssen und einfach drauflos eine Meinung äußern.

Die Unterlassung Stepanescus bestand in der Tatsache, dass er die Sache mit der Metropolitanzone bei ihrer Erstnennung in der Öffentlichkeit einfach nannte, und dabei davon auszugehen schien, dass ohnehin jedermann weiß, worum es geht. Die Reaktionen von Leserbriefeschreibern und Bloggern gingen dann auch extrem auseinander: „Ich habe keine Lust, meine Steuern künftig an Reschitza zu entrichten und für jedes  kleine Papierchen nach Reschitza fahren zu müssen“, schrieb ein Bürger aus Ezeriş, dem die Lebenserfahrung einiges einflüsterte, was ihn zur Vorsicht gegenüber Unbekanntem mahnte. Und im Kontrast dazu eine andere Meinung aus Franzdorf/Văliug: „Endlich einmal etwas, das auch uns voranbringen und aus dem Schlamassel, in dem wir sitzen, hinausschaffen kann!“

Der Beste und der Schlechteste

Nicht zuletzt aber entfachte die Ankündigung von Stepanescu erneut die Diskussionen über seine eigene Person und Rolle als Bürgermeister. Auch die gingen von „Er asphaltiert erst mal die Straße bis vor sein Haus und zu Frunzăverde“ bis zu „Das ist der erste Bürgermeister, den Reschitza nach 1989 hat, der wirklich etwas macht. Und was er macht, das sieht man!“. Dazwischen eine Vielzahl von Nuancen, Lob und Beleidigungen, wie nun mal überall dort leider üblich, wo man sich leicht hinter Pseudonymen und Anonymität verbergen kann.

All das bewog Bürgermeister Mihai Stepanescu, noch einmal mit demselben Thema vor die Öffentlichkeit zu treten und sich zu bemühen, sich etwas genauer zu erklären – was in weiten Teilen ziemlich misslungen ist. Denn statt konkret zu werden und Dinge und Menschen beim Namen zu nennen, erging Stepanescu sich in vagen Andeutungen und in schwammigen Bemerkungen, die alles taten, nur keine Klärungen brachten, sondern eher Gründe zu weiteren Spekulationen ergaben.

Die rumänischen Lokalmedien sprechen jetzt ziemlich schwulstig vom „Traum der Munizipalität, weiteren neun Kommunen in der Nähe die Hand zu reichen für die Geburt der Metropolitanzone“ „mit vollen Rechten“ (auch so eine schwammige Formulierung, als ob es gegenwärtig so etwas ohne „volle Rechte“ gäbe), also mehr als 100.000 Einwohnern in einem Umkreis von 30 Kilometern. Dass allein die Zahl der Einwohner des Großraums nicht ausreicht, sondern dass eine Metropolitanzone auch wirtschaftliche, historische, touristische und soziale Voraussetzungen haben muss, das kommt jetzt allmählich zur Sprache – und auch die Schwachpunkte in diesen Bereichen im Großraum Reschitza.

Schwärmereien von Phantasten?

Einmal geweckt, beginnen die Bürger selber sich an diverse Pläne der Stadt und dieses Bürgermeisters und auch des Kreisratspräsidenten Sorin Frunzăverde zu erinnern, die manchmal bald nach Bekanntgabe einfach als pueril oder allzu schwärmerisch abgetan werden mussten: Etwa die anfangs durchaus ernst gemeinten Pläne für Reschitza als Talstation für den Skibetrieb auf dem Semenik, zu welchem von einem riesigen Parkplatz im Bereich des heute nahezu ungenutzten überdimensionalen Rangierbahnhofs zwischen Alt- und Neustadt eine mehr als 30 km lange Seilbahn direkt auf den Semenik führen sollte; oder die Erschließung des mehrere Dutzend Hektar großen Gol-Platteaus oberhalb des Stadtzentrums als Naherholungszentrum (mit einem Autodrom, oder mit künstlich beschneiten Skipisten, oder mit einem Vergnügungspark à la Disneyland oder...) mit Nutzung der Industrieseilbahn als „Sightseeing-Seilbahn“ über dem Stadtzentrum.

Alles Dinge, die als Gedankenspiele ganz sympathisch und sogar anregend sein können, die aber an realitätsdiktierten Bedenken nachträglich befragter Fachleute gescheitert sind.

Überzeugungsarbeit steht an

Unbedingt notwendig ist – und das gibt auch Bürgermeister Stepanescu ziemlich kleinlaut zu – letztendlich die Notwendigkeit der Schaffung einer Verwaltungsstruktur, die leichter Zugang zu Finanzierungen verschaffen soll, wobei „die zwei Prozent der Gesamtkosten der Projekte, die von der Stadt oder der Metropolitanzone als Eigenbeitrag aufzubringen sind, eigentlich beschaffbar sein werden“. Ebenso notwendig ist aber auch viel Überzeugungsarbeit, bei dem Erklärungsbedarf, den die ersten Reaktionen der Bürger gezeigt haben. Und die dürfte viel schwerer fallen, weil anscheinend eine Grundablehnungsstimmung vorhanden ist.

Wer letztendlich die „drei Personen“ sind, die laut Stepanescu „2007 Reschitza verurteilt haben zum heutigen Stillstand“, indem sie der Stadt „30 Millionen Euro vorenthalten“ haben, die aus EU-Töpfen fließen sollten und mit denen „mindestens dreimal so viele Arbeitsplätze geschaffen“ hätten werden können, als es heute sind, darüber darf man rätseln. Genannt hatte er nur die Reschitzaer Leitung der Regionalentwicklungsagentur ADR (wo ein einziger Vertreter sitzt...).

Viel Frustration sitzt im Kopf des Bürgermeisters fest, wenn er über die drei anderen Kreisvororte der Wirtschaftsregion V West spricht – Arad, Deva, Temeswar – und wenn er Vergleiche zieht, die sich nur auf Gelder beziehen, die von diesen in den vergangenen Jahren akquiriert wurden. Warum aber die eigenen Büros der Stadt Reschitza für Projektentwicklung und jene des Kreisrats nicht oder kaum sichtbar funktionieren – das blieb im Dunkeln. Ganz nach dem Prinzip: Schuldig sind immer nur die anderen!

Immerhin denkt Stepanescu bereits an die neuen Prioritätsachsen, die in der ab 2014 anstehenden neuen Haushaltsperiode der EU anstehen und lässt darauf hin arbeiten, nach dem Motto: „Ich möchte, dass Reschitza eine Chance geboten wird“. Auch durch die Metropolitanzone Reschitza, der die Kroatenortschaften Kraschowa, Iabalcea, Lupac, Nermet, Clocotici und Vodnic, Franzdorf und Weidenthal/Wolfsberg, Bokschan, Ezeriş, Brebu, Târnova und viele weitere kleine Weiler in diesem Umfeld angehören sollen – die vorläufig abwarten, um irgendwie draufzukommen, was sich unter dieser neuen Unterordnung wohl verbirgt. Denn immerhin sagte Stepanescu in seinem Erklärungsversuch auch: „Wir sind die Größten unter den Kleinen in Südwestrumänien“...