Kronstadt kämpft mit dem Klimawandel

Seen, Flüsse und Wälder in Gefahr

Der See in Reci, ein beliebter Ausflugsort für Kronstädter, ist in Gefahr. Foto: die Verfasserin

Extreme Hitze, Waldbrände, Flusspegel, die auf ein Minimum absinken, tote Fische, Seen die zu verlanden drohen- niemals hat die anhaltende Dürre in der Region Kronstadt derart dramatische Folgen mit sich gebracht wie im Sommer, der gerade vergangen ist. Es ist schwer, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Und die Extremereignisse haben in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen. Doch es wird dauernd nach Lösungen gesucht.

„Das Delta in den Karpaten“ ist bedroht

Es ist nicht ungewöhnlich, dass es im Sommer trocken und sonnig ist. Doch ein Dürre-Sommer wie in diesem Jahr ist extrem: in einigen Regionen ist so wenig Regen gefallen, dass die Pegelstände deutlich sanken und kleinere Flüsse komplett ausgetrocknet sind. Das wirkt sich auf die biologische Vielfalt, die funktionale Integrität und den Nutzen für die menschliche Gesellschaft aus. Die Flüsse beherbergen als Ökosysteme eine riesige biologische Vielfalt. Deren Verlust verursacht nicht wiedergutzumachende Schäden.
Eine bedrohte Gegend befindet sich in Dumbr²vi]a. Dank ihrer Vielfalt  an Fisch-, Vogel- und Insektenarten wird sie auch „Das Delta in den Karpaten“ genannt. Doch sie befindet sich nun in Gefahr, warnen Umweltexperten. Die anhaltende Dürre in diesem Sommer hat den Boden ausgetrocknet, die Seen haben kaum mehr Wasser und viele Fische verschiedener Arten sind verendet. „Das komplette Ökosystem wird wegen der anhaltenden Temperaturen von über 30 Grad zerstört. Erst vor ein paar Monaten haben die Behörden ein Projekt abgeschlossen, das das Problem der Dürre lösen sollte. Sie modernisierten eine alte Rohrleitung, damit die Seen mit Wasser aus zwei Flüssen aus der Gegend versorgt werden. Doch diese Lösung war wegen der großen Hitze nicht erfolgreich“, meint Dan Ionescu, Professor an der Fakultät für Forstwirtschaft. Nun sucht man dringend nach anderen Lösungen.

See in Reci droht zu versumpfen, Flusspegel sinken drastisch

Auch der künstliche See bei Reci droht zu verlanden. Er befindet sich nur 35 Kilometer von Kronstadt entfernt im Kreis Covasna und war ein beliebtes Ausflugsziel vieler Kronstädter, denn hier kann man baden und in der Sonne liegen. Der Ende der 1970er Jahre angelegte See besteht aus drei Teilen, von denen der größte sich im Besitz des Bürgermeisteramtes der Gemeinde Reci (Kreis Covasna) befindet. Bürgermeister Lehel-Lajos Dombora unterstrich die Bemühungen, die nun mit Unterstützung der Kreispräfektur Covasna, der Dienststelle für Wasserbewirtschaftung, des Inspektorats für Notsituationen und des Umweltschutzamtes unternommen wurden, um den See in Reci zu retten. Laut dem Bürgermeister hat der See zurzeit nur ein Viertel der Wassermenge von einst. Er droht nun ganz zu versumpfen. Das wäre auch das Ende für den Tourismus, der sich hier in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Inzwischen gibt es dort ein kleines Feriendorf mit vielen Wochenendhäusern, eine Gaststätte und ein Motel, die nun geschlossen wurden und zum Verkauf stehen. Die auf eine längere Zeitspanne angesetzte Rettung des Reci-Sees sieht vor, eine Wasserzufuhr aus dem rund 150 Meter entfernten Schwarzbach/Râul Negru zu ermöglichen. Dafür ist eine Pumpstation notwendig. Der Schutzdamm wurde erneuert, um den Wasserverlust zu mindern. Laut Bürgermeister Dombora wäre vorläufig noch mindestens eine Million Lei notwendig, um den Badestrand und die Spielplätze für Kinder einzurichten. Wenn das geschieht, könne man von einer „Normalisierung“ der Lage sprechen, hofft der Bürgermeister, was später dann auch die Aufnahme des Badebetriebs bedeuten könnte. Zu all den Schwierigkeiten, die Dürre und Klimawechsel gebracht haben, kommt noch die Vermehrung der Grundnessel (Hydrilla verticillata) hinzu – eine Wasserpflanze, die durch die Ansiedlung einer Karpfenart auf natürliche Weise bekämpft werden soll.
Die Dürre des letzten Sommers hat auch dazu geführt, dass die Flusspegel im Kreis Kronstadt auf weniger als die Hälfte des Jahresdurchschitts gesunken sind, so wie im Falle des Alt-Flusses. Einige kleinere Flüsse sind sogar komplett ausgetrocknet, so wie im Wassertal bei Salomon-Felsen. Auch die Wassertemperatur in den Flüssen war im Sommer sehr hoch und die Fische mussten mit dem Hitzestress zurechtkommen. Das Niedrigwasser führt aber zu vielen weiteren Problemen, denn der Klimawandel löst eine Kettenreaktion aus. Weniger Wasser in den Flüssen bedeutet nicht nur Stress für Flora und Fauna. Es gefährdet auch unsere Energieversorgung. So hat der drastische Rückgang der Flusspegel zu  Einschränkungen des Wasserverbrauchs geführt, insbesondere in der Region Reps/Rupea.

Waldbrände im Fogarascher Gebirge, Hohenstein, Rosenau

Nicht nur Seen und Flüsse, sondern auch die Wälder rund um Kronstadt waren im letzten Sommer in großer Gefahr. Wegen der Hitze und der Trockenheit waren die Brände häufiger und heftiger als in anderen Jahren.  Zwei Tage lang hat es gedauert, bis im Monat Juli ein  Waldbrand im Gebiet Vi{tea Mare im Fogarascher Gebirge gelöscht werden konnte. Die Löscharbeiten erwiesen sich als sehr schwierig, denn das Gelände, wo der Brand sich letztendlich auf fast 5000 Quadratmeter ausgebreitet hatte, war sehr schwer zugänglich. Von Flammen ergriffen wurden auch Holzreste und entwurzelte Bäume. Zunächst waren 40 Feuerwehrleute im Einsatz. Dann wurden zusätzliche Hilfskräfte mobilisiert. Zum Einsatz gelangte auch ein Helikopter des Departments für Notsituationen (DSU), der aus der Luft Wasser über die Brandstellen verteilte. Mehrere Geländewagen wurden verwendet, um die Wasserreserven möglichst nahe an den Brandherd zu befördern, wobei auf der letzten Strecke das Wasser von den Einsatzkräften in besonderen Behältern in Rucksäcken transportiert werden musste.

Nach nur wenigen Tagen ist auch im Hohenstein/Piatra Mare ein Feuer ausgebrochen. Es dauerte ebenfalls zwei Tage, bis der Waldbrand von den Kronstädter Feuerwehrmännern gelöscht werden konnte. Und gleich danach brannte es auch in Rosenau/Râ{nov, in der Nähe des Waldes. Etwa 10.000 Quadratmeter trockene Vegetation und ein großer Teil des Waldes waren von den Flammen betroffen und der Einsatz dauerte etwa acht Stunden.  

Hitze und Trockenheit gelten als Brandbeschleuniger, das Hauptproblem bleibt aber der Mensch. Die Lösung: naturnäher denken. Denn laut Umweltexperten werden 90 Prozent der Brände durch Unachtsamkeit verursacht- weggeworfene Zigarettenkippen, Lagerfeuer, die nicht richtig gelöscht wurden. Der sorglose Umgang mit Feuer kann in trockenen Waldgebieten schnell katastrophale Folgen haben. Eine Lösung wäre, dem Wald zu höherer Widerstandskraft verhelfen, ihn umbauen. So sind Mischwälder deutlich gewappneter gegen Feuer, viel stabiler bei Trockenheit, weniger anfällig gegen Schädlinge und möglicherweise auch widerstandskräftiger gegen den einen entscheidenden Funken, der die Katastrophe auslöst.