Kulturelle Identität, Netzwerke und Zivilgesellschaften im Donauraum

Donau-Kulturkonferenz in Ulm mit rumänischer Beteiligung

Am 15. und 16. April findet im Stadthaus Ulm die erste Internationale Donau-Kulturkonferenz statt. Die Veranstaltung gehört zu den Initiativen von Baden-Württemberg in Richtung Etablierung der Europaregion Donauraum und wird vom Baden-Württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Leitender Ministerialrat Joachim Uhlmann) in Zusammenarbeit mit der Europäischen Donauakademie, der Stuttgarter Akademie Schloss Solitude, dem Staatsministerium Baden-Württemberg, dem Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen und dem Rumänischen Verbindungsbüro der L-Bank Stuttgart (Martin Rill) organisiert.

Die Kultur wird als Aktionsbereich der EU-Strategie für den Donauraum nach dem EU-Grundsatz „Kultur ist die Seele Europas“ gesehen. In diesem Sinn soll die erste Internationale Donau-Kulturkonferenz „Kooperationen zwischen Akteuren aus Kunst, Kultur und Politik in Südosteuropa neue Impulse verleihen“, heißt es aus Ulm. Letztendlich soll (auch) durch diese Konferenz „eine dichte und nachhaltige Vernetzung von Kunst und Kultur im Donauraum“ gefördert werden, wo gegenwärtig 115 Millionen Menschen leben. Heterogenität der kulturellen Identitäten und ungleiche Bedingungen für Kulturarbeit prägen den Raum. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche kulturelle Zusammenarbeit in diesem Raum der kulturellen Vielfalt, der Sprachen-, Religionen- und Vielfalt der Lebensformen wird die „Existenz funktionierender Netzwerke und der grenzüberschreitende Austausch von Ressourcen“ angesehen sowie das detaillierte Kennen der Eigen- und Fremdwahrnehmung. Identitäten sollen letztinstanzlich gestiftet werden, denn schließlich prägt Kultur auch die Zivilgesellschaft. Deshalb soll die erste Internationale Donau-Kulturkonferenz auch eine Plattform des Erfahrungsaustausches werden, wodurch die „Chancen der kulturellen Makroregion Donau gestärkt“ werden sollen.

Impulsreferate und Workshops

Das politische Impulsreferat der Konferenz kommt von Peter Friedrich, dem baden-württembergischen Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten, als Keynote Speaker tritt Ilma Rakusa aus Zürich auf, Autorin, Publizistin und Literaturwissenschaftlerin, das Impulsreferat liefert Dr. Erhard Busek, der ehemalige Außenminister Österreichs und heutige Vorstand des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa in Wien. Weitere Impulsreferate liefern Prof. Jean-Baptiste Joly, Direktor der Akademie Solituide aus Stuttgart, und Dr. Márton Méhes, Direktor des Collegium Hungaricum in Wien.

Gearbeitet wird in drei Workshops. „Kulturelle Identität im Donauraum“ leitet Peter Langer, Direktor der Europäischen Donauakademie und Generalkoordinator des Rats der Donaustädte und -regionen und in seinem Workshop sind Prof. Dr. Penka Angelova, Präsidentin der Internationalen Elias Canetti-Gesellschaft Ruse, Constantin Chiriac, der Intendant des Hermannstädter „Radu Stanca-Theaters und Hauptveranstalter des Hermannstädter Internationalen Theaterfestivals, der Schriftsteller Mircea Dinescu, Regina Hellwig-Schmid, Vorsitzende der documenta-Regensburg, Prof. Lojze Wiser aus Klagenfurt, Prof. Gerhard Skoff, Präsident der Danube Tourist Commission aus Wien, Dr. Dézsö Szabó vom Budapester Balassi-Institut und die Belgrader Regisseurin Ivana Vujic angemeldet.

„Kunst- und Kulturnetzwerk Donau“, den Workshop II, leiten Jean-Baptiste Joly und Dr. Swantje Volkmann, die Kulturreferentin für Südosteuropa des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm. Teilnehmen werden Wolfgang Bartesch vom Art Quarter Budapest, Marijana Cvetkovic, Performing Arts Belgrad, Vladimir Frelih von der Kunstakademie Osijek, Ludwig Henne, freischaffender Leipziger Kulturmanager, Zsófia Lóránd von der Mitteleuropäischen Universität „József Attila“ Budapest, die Wienerinnen Dr. Elena Messner, Antonia Rahofer und Eva Schörkhuber von Textfeld Südost, Sasa Asentic, Per.Art Novi Sad, der kanadische Filmemacher Roberto Santaguida, Djordje Balmazovic und Dragan Protic von Skart Belgrad, Péter Somogyi vom Institut für Visuelle Kunst der Universität Pécs und der Intendant des Temeswarer Deutschen Staatstheaters, Lucian Manuel Vărşăndan.

Kultur als Politik- und Wirtschaftsfaktor

Workshop III, „Die Bedeutung der Kulturförderung bei der Entwicklung von Zivilgesellschaften im Donauraum“, leitet Ministerialrat Joachim Uhlmann. Teilnehmer sind Alina Baciu vom Deutschen Kulturzentrum Temeswar, Elisa Calosi von der Internationalen Elias Canetti-Gesellschaft aus Ruse, Hermann Dikowitsch von der ARGE Donauländer in Sankt Pölten, Andrej Fajgelj, der Leiter des Kulturzentrums Novi Sad, Edita Guberina vom Kulturministerium Kroatiens, Stefan August Lütgenau, Direktor der Foundation for Strong European Regions aus Eisenstadt, Sabine Meigel, die Leiterin des Donaubüros Ulm, Katrin Ostwald-Richter, die Leiterin des Goethe-Instituts Zagreb, Alexander Rubel, Leiter des Deutschen Kulturzentrums Jassy, Hans-Ulrich Seidt, Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt Berlin, Gusztáv Varga, Kalyi Jag, Ungarn und Matthias Müller-Wieferig, Leiter des Goethe-Instituts Belgrad.

Letztendlich geht es in allen Workshops um die Frage, ob und wie „Einheit in der Vielfalt“ (der sich zum Brand der Makroregion durchringende 20 Jahre alte Leitspruch des Banats) in einem so heterogenen Großraum wie dem Donauraum zum kulturellen Markenzeichen der Region werden kann und inwiefern interdisziplinäre Kunst- und Kulturnetzwerke dazu beitragen und als Basis jeder fruchtbaren Zusammenarbeit – egal in welchem Bereich – dienen können. Die Stärkung der kulturellen Verbundenheit innerhalb der Makroregion Donau – so einer der Leitsprüche der Konferenz – ist auch ein Impuls für den Austausch von Ressourcen und zur Stärkung der ökonomischen Situation jeder Teilregion. Multilaterale Projekte sind anzupeilen, positive Erfahrungen im Bereich zu multiplizieren. In diesem Sinn soll die erste Internationale Donau-Kulturkonferenz auch eine Kontaktbörse von Akteuren sein, die neue Netzwerke gründen wollen.

Vor diesem Hintergrund wird eine starke Zivilgesellschaft, gestützt auf Kultur und Kunst, als „Korrektiv zu Staatsorganen und Marktformen“ angesehen, eine „florierende Kunst- und Kulturlandschaft“ sei zur „Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen“ unverzichtbar. Vermittlung, Vernetzung und Austausch von Kultur im Donauraum haben „europapolitische Bedeutung“, weshalb im Hinblick auf eine kulturelle Stärkung der Region – also der Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen, die Kulturförderung im Donauraum genauer unter die Lupe genommen werden müsse, mit allen „Stärken und Schwächen der Systeme“. EU-Fördermöglichkeiten für Kultur- und Kunstprojekte sollen in Ulm vorgestellt werden. Die Abschlussveranstaltung, ein Konzert des „ensemble recherche“ aus Freiburg und die Performance „donaufließen“ des Akademietheaters Ulm finden im Ulmer Münster statt.