M100-Karawane in Temeswar angekommen

Aktionspläne für klimaneutrale Städte in Rumänien

Die M100-Karawane ist am 9. Juli in der Westregion angekommen. Im Multifunktionssaal des Temescher Kreisrats kamen Vertreter der lokalen Behörden aus der Region, des privaten Sektors sowie Nichtregierungsorganisationen und lokale Initiativen zusammen. Foto: UrbanizeHub

Gleichzeitig mit der M100-Konferenz wurde in Temeswar auch ein Ideenwettbewerb für klimaneutrale Städte organisiert. Drei Teams wurden für ihre Ideen belohnt. Foto: die Verfasserin

Zehn Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern in Rumänien können demnächst ausgewählt werden, um Unterstützung, Fachwissen und Finanzmittel für die Entwicklung klimaneutraler Aktionspläne zu erhalten. Dies ist Teil eines Wettbewerbsverfahren des M100-Netzwerks, das noch bis zum 15. September 2024 läuft. Im Zentrum der internationalen Nachhaltigkeitsbewegung steht die Erkenntnis, dass jeder Teil der Gesellschaft zu umweltfreundlicheren Praktiken übergehen muss. Da über 75 Prozent der EU-Bürger in städtischen Räumen leben, die für 65 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, kommt den Städten eine entscheidende Rolle beim Übergang zur Klimaneutralität zu. 

Bürger und Vertreter der öffentlichen Verwaltungen, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors aus den jeweiligen rumänischen Regionen sind eingeladen, an den M100-Konferenzen  teilzunehmen, um die Möglichkeiten zu entdecken, die den Städten durch die M100-Plattform offenstehen, und um zu erfahren, wie sie sich in den kommenden Jahren an M100-Projekten und -Programmen beteiligen können. Anfang Juli machte die M100-Karawane Halt in Temeswar/Timi{oara. Die nächsten Stationen der M100-Karawane werden in Buzău, Jassy/Ia{i und Konstanza/Constanța sein.

Ökosystem für ein klimaneutrales Temeswar

Am 9. Juli wurde die M100 Mirror Mission Cities Hub Romania Konferenz in der Westregion organisiert. An der Veranstaltung im Multifunktionssaal des Temescher Kreisrats kamen Vertreter der lokalen Behörden aus der Region, des privaten Sektors sowie Nichtregierungsorganisationen und lokale Initiativen zusammen. Diskussionsthema war, ein lokales Ökosystem für eine klimaneutrale Stadt zu entwickeln. „Eine nachhaltige und effiziente Gemeinschaft zu sein, bedeutet zu wissen, wie man Ressourcen teilt. Ich bin froh, dass es diese Initiative gibt. Wir wollen, dass Temeswar einen nachhaltigen Weg einschlägt. Wir wollen zeigen, dass wir nicht zwischen einer gesunden Umwelt und wirtschaftlicher Entwicklung wählen müssen. Temeswar wird sich dem Wettlauf um klimaneutrale Städte anschließen“, so der Temeswarer Vizebürgermeister Ruben Lațcău in der Einführungsrede der Veranstaltung. 

Der rumänische Staatssekretär des Ministeriums für europäische Investitionen und Projekte, Ovidiu Cîmpean, der Präsident des rumänischen Architektenordens, [tefan Bâlici und Raluca Co{codaru, Projektexpertin bei UEFISCDI (eine Institution im Bildungsministerium), waren ebenfalls anwesend und stellten im ersten Teil der Konferenz die Ziele der M100-Mission, den europäischen Kontext, die Möglichkeiten, die sich den Städten durch die Programme der M100-Plattform bieten, und die Vision für den grünen Wandel der Städte vor, welche zur Entwicklung der Aktionspläne beitragen sollen.

Im Anschluss an das Programm fand auch ein Rundtischgespräch mit Vertretern von Kommunalverwaltungen aus dem westlichen Teil Rumäniens – aus Temeswar sowie aus Arad, Reschitza und Großwardein/Oradea – statt. Dabei wurden wichtige Projekte zur Nachhaltigkeit und Klimaresilienz in der Region sowie Hindernisse bei der Entwicklung integrierter Programme mit breiter gesellschaftlicher Wirkung erörtert. 

Im zweiten Teil der Konferenz konzentrierte sich die Diskussion auf lokale Organisationen und Projekte, mit denen sie zum Ziel einer nachhaltigen und klimaneutralen Stadt beitragen. Vertreter der Gemeinschaftsstiftung aus dem Banater Bergland, des PLAI Festivals, des Temeswarer Projektezentrums und des rumänischen Architektenordens waren ebenfalls anwesend.

100 intelligente und klimaneutrale europäische Städte bis 2030

Die M100-Plattform ist ein nationales Projekt, mit dem Rumänien seine Bemühungen koordiniert, die auf europäischer Ebene vereinbarten Klimaziele zu erreichen. M100 ist eine Spiegelmission der EU-Mission „100 intelligente und klimaneutrale Städte bis 2030“, durch die rumänische Städte bei ihrem grünen Übergangsprozess unterstützt werden. Der M100-Hub ist eine Kooperationsplattform für alle Städte, die sich für die Erreichung der Klimaziele einsetzen, um sicherzustellen, dass keine Stadt zurückgelassen wird. M100 symbolisiert das Engagement für eine umfassendere Vision, die über die Grenzen dieser Städte hinausgeht und darauf abzielt, eine Welle der Nachhaltigkeit und Innovation im ganzen Land zu schaffen.

M100 wurde vom Ministerium für Forschung, Innovation und Digitalisierung und dem Ministerium für europäische Investitionen und Projekte ins Leben gerufen und wird von Ovidiu Cîmpean, Staatssekretär im Ministerium für europäische Investitionen und Projekte (MIPE), koordiniert. Das Sekretariat wird von der Exekutiveinheit für die Finanzierung von Hochschulbildung, Forschung, Entwicklung und Innovation (UEFISCDI) geführt. Weitere Projektpartner sind UrbanizeHub, der rumänische Architektenorden (OAR), die Norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU), Nordic Edge und RANNIS - Icelandic Centre of Research.

UrbanLab-Ideenwettbewerb 

In Temeswar fand neben der regionalen Konferenz am 9. Juli auch ein Ideenwettbewerb statt. UrbanLab for Green Cities 2024 wird im Rahmen der M100 Climate Neutral Caravan organisiert. Innerhalb dieser Veranstaltung wurden am 8. und 9. Juli die Auswirkungen auf die grüne Zukunft der rumänischen Städte angesprochen. Ziel war es, Probleme zu identifizieren und anwendbare Lösungen zu finden, um die Städte in Westrumänien in nachhaltige, menschen- und naturfreundliche Lebensräume zu verwandeln. Die teilnehmenden Teams widmeten sich während des zweitägigen Wettbewerbs der Ermittlung von Problemen, die in rumänischen Städten gelöst werden müssen. Die Hauptthemen, die die Teams in ihre Lösungen einfließen ließen, waren: Stadtgestaltung, Gemeinschaft und Technologie.

Es gab drei Gewinnerteams, die von einer Jury aus Branchenexperten im Anschluss an eine Pitching-Sitzung ausgewählt wurden, in der jedes Team sein Projekt sieben Minuten lang vorstellte. Die Preise für innovative Lösungen für grüne Städte beim diesjährigen UrbanLab for Green Cities beliefen sich auf insgesamt 2500 Euro und wurden vom Partner NEPI Rockcastle unterstützt. „Green Heart“ (1. Preis) ist das Team, das die Ineffizienz der Mülltrennung als Hauptproblem für rumänische Städte auswählte. Ihre Lösung bestand in der Schaffung einfacher Boxen, in die die Bürger ihren Müll nach Kategorien sortiert einwerfen konnten, wobei sie am Ende Treuepunkte für verschiedene Aktivitäten erhalten. Die Materialien in der Easybox können dann wiederverwendet oder recycelt werden.

Ebenfalls mit dem ersten Preis wurde auch das Team „Jungle Bits“ ausgezeichnet. Das Team beschloss, die von Gebäuden verursachte Verschmutzung durch Baumaterialien und Energieverbrauch als zentrales Problem anzugehen. Die von ihnen vorgeschlagene Lösung bestand darin, „lebende“ Wände zu errichten, die als Luftreiniger fungieren und so das städtische Ökosystem und die Energieleistung von Gebäuden verbessern. Die Gruppe „Asphalt Kids“ (2. Preis) suchte nach einer Lösung für den Mangel an Daten über den Autoverkehr in den Städten sowie über alternative Verkehrsmittel, die von den Stadtbewohnern täglich genutzt werden. Sie erkannte, dass die Städte aufgrund unzureichender Daten unvollständige Mobilitätspläne haben, die nicht der Realität entsprechen. Ihre Lösung bestand darin, spezielle Geräte mit Sensoren zur Messung einer Reihe von Mobilitätsparametern zu installieren.
Ende April 2024 wurde das erste Projekt des M100-Hubs in Rumänien „Towards Climate-Neutral and Smart Cities through Mutual Learning, Engagement and Capacity-Building” („Auf dem Weg zu klimaneutralen und intelligenten Städten durch gegenseitiges Lernen, Engagement und Aufbau von Kapazitäten“) gestartet. Das Kooperationsprojekt wird von UEFISCDI in Zusammenarbeit mit UrbanizeHub, dem rumänischen Architektenorden (OAR), Design and Architecture Norway (DOGA) und dem isländischen Forschungszentrum RANNIS koordiniert. M100 ist eine Spiegelmission der EU-Städtemission und verfolgt zwei Ziele: Unterstützung der drei im Rahmen der EU-Mission ausgewählten Städte Klausenburg/Cluj-Napoca, Suceava und Bukarest - Sektor 2 - bei der Umsetzung von Projekten, die auf den grünen Übergang abzielen, und bei der Ermittlung von Finanzierungsquellen für diese Projekte. Ein weiteres Ziel ist der Start einer Spiegelmission, die mit Hilfe von EU-Instrumenten zehn weitere Städte in Rumänien auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen wird. Die Partnerschaft, die durch dieses Projekt ins Leben gerufen wurde, arbeitet an der Ausschreibung für diese weitere Städte in Rumänien, die sich an der Mirror Mission beteiligen sollen. Die für die Mirror-Mission ausgewählten Städte werden im Herbst bekannt gegeben.


Die nächsten M100-Karawanen finden am 24. Juli in Buzău, am 30. Juli in Jassy/Ia{i und am 13. August in Konstanza statt.