Makroregionale Strategie für die Karpaten

Internationale Arbeitsgruppe berät in Kronstadt über Ausarbeitung von Projekten

Auf Initiative der Agentur der Entwicklungsregion Zentrum (ADR Centru) fand in Kronstadt/Brașov am 9. und 10. März ein Arbeitstreffen der Vertreter der Woiwodschaft Podkarpackie (Karpatenvorland) aus Polen und der rumänischen Entwicklungsregion Zentrum statt, die die Vorbereitung von Entwicklungsprojekten für die Berggebiete der Region Zentrum zum Thema hatte. Die polnische Delegation wurde von Wladyslaw Ortyl, Marschall der Woiwodschaft Podkarpackie, geleitet. Ortyl ist Vorsitzender der interregionalen Arbeitsgruppe für die Karpatenregion und war Berichterstatter für eine Stellungnahme zur Ausarbeitung einer makroregionalen Strategie für die Karpaten, eine Stellungnahme, die im Dezember des Vorjahres von dem Europäischen Ausschuss der Regionen (AdR) verabschiedet wurde. Von rumänischer Seite beteiligten sich am Kronstädter Arbeitstreffen ADR-Zentrum-Direktor Simion Crețu, Kreisratsvorsitzender Adrian Veștea, Vertreter der Ministerien für Europäische Fonds, für Öffentliche Arbeiten, Regionalentwicklung und Verwaltung sowie des Wirtschaftsministeriums und Vertreter der sechs Landeskreise, die der Entwicklungsregion Zentrum angehören.

Anschließend führten Ortyl, Veștea und Crețu erfolgreiche Gespräche für die Unterzeichnung eines gemeinsamen Appells der Lokalbehörden aus beiden Regionen, in dem die Notwendigkeit einer gemeinsamen Position der Karpatenländer im Hinblick auf die Erstellung und Bewilligung seitens der EU einer Strategie für nachhaltige Entwicklung in den Karpaten unterstrichen wird. Wladislaw Ortyl dankte den Vertretern Rumäniens im europäischen Regionen-Ausschuss für ihre Unterstützung. Die Idee einer makroregionalen Strategie sei gereift, was nun hinzukommen müsse, sei die Ausarbeitung von nachhaltigen Projekten, die dieser Initiative zusätzliches Gewicht verleihen sollen. Wertvolle Programme und Projekte seien entscheidend, um in den nächsten Jahren erfolgreiche Anträge für EU-Förderung stellen zu können, unterstrich Simion Crețu. Bis Ende 2023 können über ADR Zentrum insgesamt nichtrückzahlbare EU-Fonds von rund 1,3 Milliarden Euro abberufen werden. Kreisratsvorsitzender Adrian Veștea ging auf die Bedeutung des Karpatenraumes ein, sowohl für Polen und Rumänien, als auch für ganz Europa. „Die Karpaten beherbergen einmalige natürliche Ökosysteme, die aber auch sehr empfindlich sind. Anders gesagt, dieses Berggebiet verfügt über ein großes Wirtschaftspotenzial, dessen Verwertungsmöglichkeiten aber erheblichen Einschränkungen unterworfen sind“, sagte Veștea.

Eine grenzübergreifende Strategie für den Karpatenraum kommt nicht nur EU-Staaten zugute sondern auch den EU-Nachbarstaaten Serbien, Ukraine und Republik Moldau. In Kronstadt wurde auch auf die gute Zusammenarbeit und auf das bereits innerhalb der Karpatenkonvention Erreichte hingewiesen. Dieses Abkommen ist die Rahmenkonvention zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Karpaten und ihr gehören sieben Länder an (Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn, die Ukraine, Rumänien und Serbien). In der anfangs erwähnten Stellungnahme der AdR heißt es auch: Der Ausschuss der Regionen „fordert die Europäische Kommission unter Würdigung des positiven Beitrags der Karpatenkonvention, der Relevanz ihrer Ziele und ihrer Übereinstimmung mit den Prioritäten der EU auf, Maßnahmen zu ergreifen, damit die EU der Konvention als Vertragspartei beitritt“. Die EU ist bereits Vertragspartei der Alpenkonvention.

Die Karpaten als Makroregion könnten dem Beispiel der Alpenregion folgen, da die für diesen Raum erarbeitete Strategie sich als erfolgreich bewiesen hat. Die Karpatenregion könnte die nächste europäische Bergregion sein, für die eine Makrostrategie ausgearbeitet wird. Argumente dafür gibt es genügend: Auf 190.000 Quadratkilometern, die zweitgrößte Gebirgsfläche Europas nach den Alpen, leben 68 Millionen Menschen mit gemeinsamen historischen Erfahrungen und Traditionen, die auf Weidewirtschaft und Holzverarbeitung zurückgehen. Zu den Herausforderungen und auch Beweggründen einer gemeinsamen Strategie gehört die Tatsache, dass „ein erheblicher Teil der Makroregion Karpaten zu den ärmsten Regionen der Mitgliedstaaten gehört und dass das Pro-Kopf-BIP in den meisten Regionen nicht mehr als 50 Prozent des EU-Durchschnitts beträgt“, wie in einer Zusammenfassung dieser Stellungnahme vermerkt wird.

Hinzu kommen eine unterentwickelte Infrastruktur, unzureichende Investitionen, Schwierigkeiten im Transformationsprozess der Volkswirtschaften zur Marktwirtschaft, eine bedrohte Umwelt z. B. durch massiven illegalen Holzschlag.

Das Kronstädter Arbeitstreffen hat die vielen Argumente für eine Makrostrategie erneut unterstrichen, hat einen gegenseitigen polnisch-rumänischen Informations- und Erfahrungsaustausch ermöglicht und hat den Rahmen skizziert für die nächsten Projekte in Rumänien als Teil einer zukünftigen, von der EU unterstützten nachhaltigen Entwicklungsstrategie.