„Man muss das, was man tut, lieben“

Gespräch mit Mario Mateaș, Jahrgangsbester 2024 der Fakultät für Computerwissenschaften und Informationstechnologie (CTI) in englischer Sprache an der TU „Politehnica“ in Temeswar

Einen symbolischen Schlüssel überreichte Mario an die Vertreter des dritten Jahrgangs.

Das Schwere ist vorüber – nun geht das Abenteuer so richtig los! Fotos: privat

„Wenn man im Leben etwas Großes erreicht hat, bedeutet das, dass man sein Leben in vollen Zügen genossen hat“: Dieses Motto steht irgendwo auf dem Facebook-Profil von Mario Mateaș. Es scheint, als richte sich der junge Mann tatsächlich danach. Denn der 22-Jährige aus Lowrin hat vor Kurzem als Bester seiner Fachrichtung die Fakultät für Computerwissenschaften und Informationstechnologie der „Poli“ abgeschlossen. Mario Matea{ hat die deutsche Gymnasialabteilung und anschließend das rumänischsprachige Lyzeum in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare absolviert. Seit zwei Jahren arbeitet er als Java Developer bei IBM, in einem Bereich, der ihm viel Freude bereitet. Nebenbei ist er in der deutschen Tanzgruppe „Buntes Sträußchen“ in Großsanktnikolaus aktiv, spielt Klavier und ist aktives Mitglied einer Studentenorganisation. Wie er es zu dieser Leistung gebracht hat und was er jungen Menschen rät, die am Anfang ihres Studiums stehen, erfahrt ihr aus folgendem Gespräch, das ADZ-Redakteurin Raluca Nelepcu mit Mario Mateaș geführt hat.

Du hast als Jahrgangsbester die CTI-Fakultät in englischer Sprache abgeschlossen. Was hast du – außer den Fachkenntnissen, natürlich – während der Studienjahre gelernt?

Ich habe den Eindruck, dass während der Studienzeit jeder lernt, was er will und wie viel er will. Es kommt eigentlich mehr auf den Wunsch des Studenten an, Neues zu lernen, als auf das, was „auf den Tisch gelegt wird“ – ich meine damit die Kurse, die der Student besuchen muss. Während meiner vier Studienjahre habe ich mein technisches Wissen erweitert, aber ich war auch an verschiedenen freiwilligen Aktivitäten beteiligt, die mich mit allen möglichen Menschen in Kontakt gebracht haben. Ich bin mit Schülern und Jugendlichen in Kontakt getreten und habe versucht, sie in die Welt der Informatik einzuführen und ihre Aufmerksamkeit auf eine technische Hochschule zu lenken. Durch meine fast zweijährige Mitgliedschaft in einer Studentenorganisation und meine mehr als zweijährige ehrenamtliche Tätigkeit in einem von Google unterstützten und finanzierten Programmierclub erhielt ich diese Möglichkeiten. Am Anfang wurde ich von großartigen Menschen willkommen geheißen, die ihr Wissen gerne mit jungen Menschen teilen wollten. Ich habe gelernt, dass es gut ist, neugierig zu sein, aber dass es noch besser ist, bei jeder sich bietenden Gelegenheit dem Menschen neben sich zu helfen. Das Gute wird irgendwie, irgendwann zu dir zurückkehren.

Jahrgangsbester an der „Poli“, das ist eine großartige Sache! Welche Qualitäten muss man haben, um diese Leistung zu erbringen?

Ich denke, der Kern aller Menschen, die eine ähnliche Leistung erbringen, ist die Leidenschaft. Man muss das, was man tut, lieben. Ich habe viele Freunde gefunden, in deren Augen ich die Leidenschaft sehen konnte, wenn wir über bestimmte Ideen oder Projekte sprachen, die wir in Angriff nehmen wollten. Ich glaube wirklich, dass man es immer mehr hassen wird, wenn man versucht, in einem Bereich zu arbeiten, zu dem man sich nicht hingezogen fühlt. Und ich weiß, dass sich nicht alle Menschen während des Studiums oder sogar schon vorher für eine Richtung entscheiden, die sie einschlagen wollen, aber deshalb müssen wir jeder Gelegenheit eine Chance geben. Auf diese Weise können wir uns vielen interessanten Dingen widmen, an die wir vorher nicht gedacht hätten.

Deine deutsche Herkunft war dir stets wichtig – dafür zeugt unter anderem dein Engagement in der deutschen Tanzgruppe „Buntes Sträußchen“ in Großsanktnikolaus. Wie hast du es geschafft, dich auch während des Studiums den deutschen Volkstänzen zu widmen?

Von Anfang an habe ich versucht, eine Grenze zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und den anderen Arten von Aktivitäten, die ich ausübe, zu ziehen. Ich betrachte künstlerische Tätigkeiten nicht als Job oder als etwas, das man tun „muss“. Wenn ich nach einem Studien- oder Arbeitsprogramm gestresst bin, hilft mir eine Probe mit meiner Tanzgruppe oder sogar ein Bühnenauftritt, mich schnell zu erholen, sowohl körperlich als auch geistig.

Du hast die Schule in Großsanktnikolaus abgeschlossen. Welche Lehrer haben deinen Werdegang geprägt und wie?

Schon zu Beginn meiner Schulzeit hatte ich Lehrerinnen und Lehrer, die sich durch ihren einfühlsamen Charakter gegenüber ihren Schülern auszeichneten. In der Grundschule hatte ich eine außergewöhnliche Lehrerin, Frau Ramona Roosz-Suba, und für die nächsten vier Jahre, im Gymnasium, hatte ich Frau Dietlinde Huhn als Deutsch- und Klassenlehrerin, die derzeit die Koordinatorin unserer Tanzgruppe und die Vorsitzende des Deutschen Forums in Großsanktnikolaus ist. Ich bin sehr froh, dass ich immer noch mit ihr in Kontakt stehe. Was das Gymnasium betrifft, so glaube ich, dass ich dort auf die Idee gekommen bin, dass ich in Zukunft Programmierer werden möchte, und das verdanke ich meiner damaligen „neuen“ Klassenlehrerin, Dana Jebelean, die während meiner Zeit am Lyzeum meine Mathe- und Informatiklehrerin war. Sie hat ein Händchen dafür, die Leidenschaft und das Besondere in Menschen zu erkennen, und sobald sie jemanden erkennt, hilft sie ihm, das zu erreichen, was er sich vorgenommen hat. Hätte ich nicht bei ihr Informatikunterricht genommen, würde ich heute wahrscheinlich nicht meinen Abschluss an dieser Universität machen. Ich habe den Eindruck, dass man in gewisse Bereiche, wie es beispielsweise die Informatik ist, schon als Schüler eingeführt werden muss. Ich mochte Computer schon als Kind, ich erstellte gerne Webseiten, konfigurierte Spieleserver, und die Tatsache, dass ich in der 9. Klasse begann, mein algorithmisches Denken zu entwickeln, war ein großer Vorteil. Es tut mir leid, dass ich nicht früher damit angefangen habe... Ich habe gehört, dass Informatik heutzutage am Gymnasium unterrichtet wird.

Computer haben dich schon immer begeistert, daher auch die Entscheidung, Computerwissenschaften zu studieren. Was planst du, nach dem Studium zu machen?

Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, schon während meines Studiums in diesem Bereich zu arbeiten – ich habe fast drei Jahre Arbeitserfahrung. Es ist in unserer Branche durchaus üblich, dass Unternehmen Mitarbeiter bereits während des Studiums einstellen. Die wichtigsten Aspekte einer Entwicklertätigkeit lernt man praktisch. Ich wäre jedoch daran interessiert, mich zumindest ein wenig auch auf die theoretische Seite zu konzentrieren. Ich habe mich für einen Masterstudiengang angemeldet und freue mich auf den Studienanfang (so schlimm das für die Kleinen auch klingt). Danach habe ich vor, zu promovieren. Ich bin wirklich neugierig darauf, wie ich Technik und Forschung im Alltag verbinden kann. Das funktioniert wirklich! Nicht umsonst gibt es den Titel eines Dr.-Ing.

Künstliche Intelligenz scheint einige IT-Jobs zu gefährden. Was meinst du dazu? Wie günstig ist es heutzutage noch, Computerwissenschaften zu studieren?

Ich würde den Jüngeren vielleicht nicht empfehlen, Informatik zu studieren, weil ich so wenig Konkurrenz wie möglich auf dem Markt haben möchte. Ich habe gesehen, wie das in den sozialen Medien gemacht wird. Ich scherze jetzt, natürlich! Informatik ist immer noch sehr beliebt. Künstliche Intelligenz ist nur ein Zweig der Informatik, und ich betrachte sie lediglich als ein Werkzeug. Wir befinden uns in einem ähnlichen Prozess wie in der Industrierevolution, als Maschinen eingeführt wurden, um die Produktivität zu steigern und die Arbeit der Menschen zu erleichtern. Die künstliche Intelligenz wird schlussendlich Arbeitsplätze „wegnehmen“, genau wie die anderen Schwellen der technologischen Entwicklung. Das ist ganz normal. Die Welt entwickelt sich weiter. Ich glaube, dass Softwareentwicklungsprozesse immer noch eine menschliche Hand brauchen. Und wenn es einem Roboter gelingt, Java-Code effizienter zu schreiben als ich, dann gratuliere ich ihm! Ich werde mich ruhig zurückziehen und zusehen, wie er sich mit einem Kunden streitet, der sich nicht sicher ist, was er will... es sei denn, auch der Kunde wird durch einen Roboter ersetzt.

Inwiefern kommt dir die deutsche Sprache zu-gute, sei es im Beruf oder im Alltag?

Nachdem ich die 8. Klasse beendet hatte, war ich mir sicher, dass ich den Kontakt zur deutschen Sprache größtenteils verlieren würde, zumal ich ein rumänischsprachiges Lyzeum besuchen würde. Ich dachte, dass Englisch die einzige gefragte internationale Sprache sei und dass die acht Jahre in einer deutschen Abteilung vielleicht nur eine zusätzliche Last auf unseren Schultern gewesen waren. Nach dem Abitur war ich der gleichen Meinung. Ich bedauerte allerdings, dass ich niemanden hatte, mit dem ich deutsch reden konnte. Mit meinen Eltern hatte ich mich daran gewöhnt, rumänisch zu sprechen, und es wäre seltsam gewesen, nach so vielen Jahren den Übergang zum Deutschen zu versuchen. Ich wollte mich damals damit abfinden, dass ich die deutsche Sprache vergessen würde. In meinem 3. Studienjahr wurde ich jedoch von einem amerikanischen Unternehmen eingestellt, bei dem ich heute noch arbeite. Ich betone: „amerikanische Firma“. Einer der Hauptgründe, warum ich das Projekt in relativ kurzer Zeit bekommen habe, war, dass ich Deutsch konnte. Heute spreche ich täglich deutsch bei der Arbeit, und ich kann sagen, dass alle meine Ängste verschwunden sind. Und die Meinung, dass Deutsch nach acht Schuljahren in deutscher Sprache nicht mehr nützlich sei, ist auch weg. Für immer!

Welche Tipps würdest du den Neulingen an der Uni geben – den jungen Menschen, die ab Herbst an der Fakultät, die du abgeschlossen hast, studieren werden?

Ich würde sie dazu ermahnen, ein Gleichgewicht zwischen dem Alltagsleben und dem Studentenleben zu wahren. Sie sollten das Studentenleben auch nicht zu ernst nehmen. Viele Lehrer sind charismatisch und haben einen Sinn für Humor. Das Studium muss nicht stressig sein, denn es geht nicht nur um Vorlesungen. Es gibt viele Gemeinschaften von Studenten und Fachleuten, mit denen man in Kontakt kommen kann. Es gibt viele ehrenamtliche Tätigkeiten und sogenannte Studentenligen (Anm.: Studentenorganisationen), denen sie beitreten können. Und ich empfehle ihnen, das zu tun. Dort haben sie die Möglichkeit, tolle Leute kennenzulernen und sich an Aktivitäten zu beteiligen, die sie nur weiterbringen. Freunde zu finden, zu lieben, vor einer Prüfung zu weinen und danach mit ihren Kommilitonen zu lachen. Man sollte mit lieben Menschen an seiner Seite die Studienjahre meistern, nicht allein. Und das sollte für niemanden ein Problem darstellen! Ich kenne viele introvertierte Menschen, die sich am Anfang des Studiums oder sogar während des Studiums sehr geöffnet haben.