Natur, aber nur mit Kultur

Aus Höhlenkonzert von Româneşti wird nun Fledermausfestival

Konzert im „Haus der Fledermäuse“ von Româneşti
Foto: Zoltán Pázmány

Eine bekannte und beliebte Adresse, mitten in der Banater Natur: Die Höhle von Româneşti bei Fatschet/Făget, Kreis Temesch, ist für die rührigen Höhlenforscher vom Temeswarer Verein „Speotimiş“ ein bedeutendes Naturdenkmal und gehört als Fledermaushöhle zu ihren schönsten „Spielplätzen“. Für die jährlich größer werdende Gemeinde der Natur- und Kulturliebhaber von nah und fern ist diese Höhle längst zu einer Kulturstätte inmitten der Natur geworden: Heuer ging hier, wie stets Ende Oktober, vor Tausenden Zuhörern die 28. Ausgabe eines landesweit einzigartigen Höhlenkonzertes über die Bühne. Das erste Konzert bestritt ein Orchester der Lehrerschaft vom Temeswarer Musiklyzeum am 27. September 1984. Unter der Leitung von Dirigent Ilarion Ionescu-Galaţi erklangen in diesem Jahr unter anderem die Ballade von Ciprian Porumbescu und die Musik Mozarts, Dvoráks, Tschaikowskis und Strauss’, dargeboten von den Banater Philharmonikern und dem Geigensolisten Florin Ionescu-Galaţi.

Dieses jährliche Konzert in der Höhle, das einzige derartige Kulturevent aus Südosteuropa, soll nun auf Initiative einer Gruppe von Temescher Politikern (!?) zu einem Landesprojekt und einem groß angelegten Fledermausfestival führen. Obwohl sich unsere Politiker verschiedener Couleur und Parteien dieses populären Themas nach langer Funkpause gerade in der Wahlkampagne wie eines gefundenen Fressens angenommen und sich als echte Ökofreaks, Natur- und Kulturliebhaber entpuppt haben, handelt es sich ausnahmsweise um eine wirklich gute Sache und Idee der Wahlkandidaten. Eigentlich als eines der ersten derartigen Projekte im Kreis Temesch sollen damit nicht nur die Höhle von Româneşti sondern auch weitere Höhlen des Kreises als Besuchsziele eine zweckdienliche Einrichtung erfahren und in den nationalen wie internationalen Höhlenforschungs- und Tourismuskreislauf eingeführt werden. Die Temescher Politikergruppe unterbreitete gar der rumänischen Regierung einen Antrag für die Finanzierung des Vorhabens aus dem Staatshaushalt 2013.

Alles im Zeichen der Fledermaus

Als erste Befürworter eines Fledermausfestivals in der malerischen Hügelgegend am Fuße des Poiana-Ruscăi-Gebirges muss man die zahlenmäßig große Fledermausfamilie in dieser und in den benachbarten Temescher Höhlen betrachten: In der Româneşti-Höhle gibt es trotz des traditionellen Höhlenkonzerts eine bedeutende Fledermausbrut- und Überwinterungsstätte. Wie die Braunbären in den Karpaten, so haben im Laufe der Zeit in dieser Gegend die Fledermäuse ihre Zeichen gesetzt. Nicht weit von Româneşti, in der heutigen Gemeinde Traian Vuia, wurde der berühmte Luftfahrtpionier geboren, sein erster Flugapparat hieß nämlich „Liliacul“ (Fledermaus). Etwas damit zu tun hat auch ein anderer weltberühmter Banater, der in dem naheliegenden Lugosch geborene Hollywoodstar und erster Draculadarsteller Bela Lugosi.

Als wichtige Befürworter und Unterstützer dieses Projekts sind zudem auch die zahlreichen Musikliebhaber aus der gesamten Westregion zu erwähnen: 2000 bis 5000 Fans bilden jährlich die Zuhörerschaft für die unentgeltlichen, unkonventionellen Konzerte der sinfonischen Orchester, Kammerorchester, Bands und Chöre, Jazz-, Blues- oder Rockgruppen. Es war auch schon höchste Eisenbahn, sagen die Leute, die Jahr für Jahr im Spätherbst an diesem recht abenteuerlichen Wochenende ins „Haus der Fledermäuse“ aufbrechen. Warum abenteuerlich? Erstens ist die Anreise über die Nationalstraße 68A, Deva – Lugosch und darauf in Richtung Coşava – Valea lui Liman – Româneşti nicht so einfach. Der letzte Abschnitt ist ein einstündiger Fußweg vom Dorf bis zur höher gelegenen Höhle. Ihr wird eine hervorragende Akustik bescheinigt. Die Höhle – erstmals 1872 von T. Orthmayr erforscht – wurde erst 1963 gründlich und wissenschaftlich, bisher aber nur auf einer Länge von 1450 Metern untersucht.

Die Touristen haben nur Zugang zu Galerien auf einer Gesamtlänge von 340 Metern. Der größte Raum ist der Saal der Fledermäuse. Es fehlen jedoch jegliche Einrichtungen, was die Musikfans kaum abschreckt. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei, doch in der Höhle fehlen jegliche Einrichtungen eines Konzertraums, vor allem der elektrische Strom. Vor jedem Konzert kommt es zu einem großen Reinemachen, andere Teams müssen sich um improvisierte Bühne und Konzertsaal, Licht und Sound kümmern. Etwa 60 bis 70 Leute sind stets in die mehrtägigen Vorbereitungen impliziert. Laut des Projekts sollen ab 2013 erstmals Konzerte an zwei Tagen stattfinden. Der Tourismusbranche möchte man außerdem noch drei Höhlen aus dem Gebiet Pietroasa, die 14 Holzkirchen und -klöster der Gegend, den touristischen Komplex von Valea lui Liman, den bekannten Imkermarkt von Fatschet, die derzeit geschlossene Glasfabrik Tomeşti, den Surduk-Stausee, die Forellenzucht von Româneşti, das Traian-Vuia-Gedenkhaus und das Traian-Vuia-Museum zuführen.

Mal sehen, ob das funktioniert: Die Wirtschaftskrise und der kostspielige Politikzirkus der letzten Zeit haben hierzulande unter anderem auch zu einer harschen Kürzung der Mittel für Naturschutz- wie Kulturprojekte geführt. Und allein für die Veranstaltung des jährlichen Höhlenkonzerts hatten der Temescher Kreisrat und der Temeswarer Stadtrat bisher die beträchtliche Summe von bis zu 300.000 Lei zugeteilt. Der zusätzliche mehrtägige Einsatz der Höhlenforscher, Fans und Privatpersonen bleibt unbezahlt, weil ehrenamtlich. Die Gemeindeverwaltung aus Româneşti, der die Verwaltung und der Schutz dieses Naturdenkmals obliegt, hat weder für das eine noch für das andere die nötigen Gelder.

Die Stimmen der Fachleute über diese Zukunftsangelegenheit – in letzter Zeit scheint alles von der Finanzierung, von der politischen Tragweite und etlichen anderen Außenfaktoren abzuhängen – sind geteilt, was eigentlich gar nicht schlecht ist: Sretko Milanovici, Biologe und Kustos in der Abteilung Naturwissenschaften des Banater Museums, begrüßte diese Pläne, da dadurch erstens ein effizienter Schutz der Biodiversität gefördert und zweitens ein ständiger touristischer Kreislauf in dieser Gegend im Nordosten des Landkreises Temesch gesichert wird: „Am besten wäre es, die Höhle in zwei Abschnitte zu teilen. In dem ersten, dem für den Tourismus genutzten Teil, sollten alle zweckdienlichen Einrichtungen durchgeführt werden. Die Innengalerien sollten den Einheimischen, das heißt den Fledermausfamilien vorbehalten bleiben. Der Zugang zu diesen sollte mittels Metallgitter verhindert werden.“

Abschließend noch etwas zu den Legenden um diesen schönen Ort: Es heißt, dass die Einheimischen aus den Dörfchen der Gegend einen gewissen Respekt, aber keinerlei Begeisterung gezeigt haben, als in ihrer Fledermaushöhle im Herbst 1984 auf Initiative des Temeswarer Psychiaters Constantin Lupu erstmals diese fremde, gehobene Musik erklang. Es ging gar das Gerücht um, dass „necuratul“(der Teufel) seine Hand im Spiel haben könnte. Das genügte den Leuten. Man erzählt sich außerdem heute noch in der Gegend, dass irgendein übereifriger Parteisekretär vom Rayon oder vom Kreis während des Ceauşescu-Regimes unbedingt gar ein Porträt des „geliebtesten Sohnes des Volkes“, sozusagen als sozialistischen Schutzpatron, in der Höhle aufhängen wollte. Es wurde nichts daraus, doch das waren noch Zeiten, nicht wahr!