NoLies-Erweiterung: Ohne Falschmeldungen im Netz

Temeswarer Schüler entwickelten Fakenews-Detektor

Drei Temeswarer Schüler erstellten im Rahmen eines europäischen Hackathons eine Browser-Erweiterung, die Falschmeldungen und Viren im Netz entdeckt.

Das NoLies-Team Ioana Satmari, Vlad Pintea und Iulian Rotaru mit ihrer Betreuerin, der Lehrerin Renata Boar

Die drei Schüler sind nun Teil eines weiteren Schülerteams des Temeswarer „C.D. Loga“-Lyzeums und arbeiten an einem Roboter, mit dem sie sich demnächst an der internationalen FTC-Herausforderung beteiligen werden. | Fotos: privat

Wir leben in einer digitalen Welt. Aber wie kann man wahre von falschen Meldungen im Netz unterscheiden? Welche Webseiten sind sicher, welche verbreiten Falschinformationen? Fake or Fakt? Das ist die Herausforderung.
Ein Team, gebildet aus Schülern des „Constantin Diaconovici Loga“-Lyzeums Temeswar/Timișoara, hat eine Fake-News-Browser-Erweiterung erstellt und möchte damit Internetnutzern helfen, Falschmeldungen zu entdecken und sie auf der Suche nach richtigen Informationen aus sicheren Quellen  unterstützen. Vlad Pintea, Iulian Rotaru und Ioana Satmari sind die Schüler, die vergangenen Herbst Platz zwei beim europäischen „EU Code Week”-Wettbewerb mit ihrem Projekt „NoLies” (keine Lügen) belegten. 


Unter dem Motto „Bring your ideas to life” (bring deine Ideen ans Licht) ist die EU Code Week eine Breiteninitiative, die von Freiwilligen veranstaltet und von der Europäischen Kommission unterstützt wird. Schulen, Lehrkräfte, Bibliotheken, Programmierclubs, Unternehmen oder Behörden sind dabei willkommen, während der CodeWeek eine Aktivität auszurichten und sind dazu aufgerufen, diese in die Karte auf codeweek.eu einzutragen. 

„Träumen Sie davon, die nächste große App zu erstellen? Wissen Sie, wie innovative technische Lösungen Ihrer Schule, Stadt und Region helfen können? Wenn Sie Unternehmer werden wollen oder eine tolle Idee haben, die Sie der Welt präsentieren möchten, aber nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, dann hat Ihr Warten ein Ende”, so hieß der Aufruf, den das Temeswarer Schülerteam vergangenen Herbst entgegennahm. 

Die erste Auflage des europäischen Wettbewerbs wurde 2013 ausgetragen. Seither beteiligen sich daran immer mehr Jugendliche weltweit. Über 4 Millionen Jugendliche nahmen 2019 teil. Die Auflage für 2021 wurde in Brüssel ausgetragen. Alles lief diesmal online in Form eines 24-Stunden- Hackathons ab. Eine Ausschiedsetappe wurde in jedem EU-Land organisiert. Ins Finale kamen dann insgesamt sechs Teams aus unterschiedlichen EU-Ländern, Griechenland, Slowenien, Italien, Litauen, Irland und Rumänien, das vom Team des Temeswarer „C.D.Loga”-Lyzeums vertreten wurde. Die Projekte wurden von einer internationalen Jury aus Fachleuten und Experten der Bereiche Digitalwesen, Finanzen und Innovation bewertet. Das „NoLies”-Projekt für die Erstellung eines kostenlosen Fake-News-Detektors für Webbrowser ging knapp am ersten Platz vorbei. Der erste Preis wurde von einem Team aus Slowenien belegt, für ein Projekt zur Vorbeugung von Lebensmittelverschwendung. 

Auch wenn etwas enttäuscht, dass sie den ersten Platz verpasst haben, sind die Temeswarer stolz auf ihre Errungenschaft. Die Schüler der 11. Klasse, Iulian, Vlad und Ioana, sind im Allgemeinen von Technologie begeistert und haben im Laufe der Zeit an verschiedenen Wettbewerben und Informatikolympiaden teilgenommen. Bevor sie ins Finale des europäischen „EU CodeWeek“-Wettbewerbs gerieten, gewannen sie die Landesphase. Dort wurde die Basis für ihre NoLies-Erweiterung gesetzt. Die App, die Falschmeldungen und Viren im Netz detektiert, wurde dann in 24 Stunden innerhalb des europäischen Hackathons fertiggestellt. Betreut und unterstützt wurden sie dabei von ihrer Lehrerin Renata Boar. 

Wie funktioniert diese App überhaupt?

„Nachrichten sind zu einem wichtigen Bestandteil unseres Alltags geworden. Einige von uns öffnen Nachrichtenseiten und lesen Meldungen schon in den frühen Morgenstunden. Deshalb ist es entscheidend, dass jeder von uns jederzeit Zugang zu echten, vertrauenswürdigen Informationen hat. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf haben wir unser NoLies-Programm entwickelt“, erzählt Ioana Satmari. 

Das Programm ist eigentlich eine Browser-Erweiterung – das ist ein kleines Softwaremodul zum Anpassen eines Webbrowsers. „Anhand von NoLies kann man Nachrichten mit falschem Inhalt entdecken und bekämpfen. Die Browser-Erweiterung ist einfach zu installieren und zu verwenden. Alles basiert auf einem Abstimmungssystem und verwendet Informationen aus einer Datenbank von einer halben Million Webseiten weltweit”, erklärt Iulian Rotaru.

Zuerst muss man die Erweiterung auf dem Browser installieren, dann geht man wie üblich auf diverse Webseiten. „Eine bunte Kugel taucht ganz oben rechts auf der Seite der App auf, gefolgt von einem Quadrat. Dort werden die Infos zur Sicherheit der Seite und Richtigkeit der Meldung veröffentlicht. Je nach Bewertung bekommt die Kugel eine bestimmte Farbe: Rot bedeutet, dass die Meldung falsche Informationen beinhaltet; Gelb steht für ‚wir haben nicht genug Informationen / Es gibt nicht genug andere Meinungen‘, bei Grün handelt es sich um eine sichere, zuverlässige Information. Des Weiteren werden auch andere Webseiten mit ähnlichem Inhalt suggeriert, damit man die Meldung aus mehreren Quellen prüfen kann“, setzt der Schüler fort. 

Der sogenannte „Lügenentdecker“ kann leicht auch von Legasthenikern aufgrund der genutzten Warnfarben verwendet werden und ist auch für Menschen mit Sehbehinderung, die den Wai-Aria-Standard verwenden, zugänglich. Wai-Aria bedeutet Web Accessibility Initiative – Accessible Rich Internet Applications und stellt eine Initiative zur Verbesserung von Webseiten und Webanwendungen dar, um sie für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich zu machen, insbesondere für blinde Anwender, die auf Vorleseprogramme angewiesen sind.

Die Schüler haben ihr Programm mit einer Datenbank mit über 1,5 Millionen Webseiten weltweit verbunden, so dass die Fakten leicht zu prüfen sind. Auch eine Art „Lügenmesser” (auf Rumänisch „minciunometru” genannt) ist vorhanden. Nach jedem Zugang auf jeweiligen Seiten kann man prüfen, zu wieviel Prozent die Webseiten und deren Inhalte tatsächlich wahr und vertrauenswürdig sind. „Nutzer der App können die jeweiligen Seiten selber bewerten, so dass auch eine Benutzer-Authentizitätssparte entsteht. Es ist jedoch nicht möglich, dass jedermann diese Seiten bewertet. Die Nutzer müssen also auf dieser App angemeldet sein. So können wir falsche Bewertungen vermeiden”, erklärt Vlad Pintea.

„Ich bin keine technische Person, deswegen war das für mich eine großartige Erfahrung. Der Kampf gegen die falschen Nachrichten lässt uns wertvolle Zeit gewinnen und die Realität leichter erkennen”, sagt Ioana Satmari. Die Loga-Schülerin war für die NoLies-Öffentlichkeitsarbeit zuständig und hat auch ein Vorstellungsvideo zum Projekt gedreht. Unter folgendem Link kann man die Vorstellung des „No Lies“-Projekts auf YouTube verfolgen: https://www.youtube.com/watch?v=gdK4EIJnUtE

Neue Herausforderung: ein autonomer Roboter

„Unsere Schüler sind sehr begabt und engagiert“, sagt die Betreuerin der Schüler, die Lehrerin Renata Boar. „Sie arbeiten sehr viel freiwillig und streben landesweite und internationale Preise an. Derzeit arbeiten sie eifrig an einem weiteren informatischen und technischen Projekt.”  Ioana, Iulian und Vlad sind nun Mitglieder des „Meeral Robotics“-Teams. Zusammen mit sieben anderen Schülern des „C.D. Loga”-Lyzeums sind sie in ein Robotikprojekt eingebunden. Das Zehn-Schüler-Team wird sich zunächst Mitte Februar an der regionalen Phase des internationalen FTC-Projekts beteiligen. Die First Tech Challenge (FTC) ist ein weltweites Bildungsprogramm im Bereich Robotik, das für Schüler im Alter von 13 bis 18 Jahren konzipiert ist. 

Die Temeswarer Schüler arbeiten an einem autonomen Roboter, der genau und schnell bestimmte Aufgaben ausführen kann. Die aktuelle Herausforderung ist, dass der Roboter in engen Räumen agieren und verschiedene Objekte bewegen kann.