Orts- und Kirchengeschichte Steierdorf

Auszüge aus dem Vortrag zum 250. Siedlungsjubiläum und 150. Kirchweihfest

Der Krieg zwischen dem Habsburgerreich und dem Osmanischen Reich von 1738/1739 führte auch im „Kronland“ Temeser Banat, genauer gesagt im Banater Bergland, zu einer teilweisen Zerstörung der Industrie, was schwere Auswirkungen hatte auf die in dieser Zeit kolonisierten Ortschaften, unter Kaiser Karl VI. und gegründet vom Militärbefehlshaber und Präsident der kaiserlichen Verwaltung des Banats (1716–1734), Graf Claudius Florimund von Mercy. Daher war es nach dem Krieg notwendig, die Bergwerke und metallurgischen Anlagen, meist mit Hilfe neuer Siedler, wieder aufzubauen. 

In allen vier Gebirgsbezirken des Banats (Orawitza, Dognacska, Moldova und Saska) gab es eine Kupferhütte, die teilweise auch über mit Schmiedehämmern ausgestattete Werkstätten zur Verarbeitung verfügten.... Unter diesen Bedingungen greift die Banater Bergbaudirektion erneut auf die Kolonisierung der Arbeitskräfte aus dem Imperium zurück. Im Frühjahr 1773 beauftragte die Direktion den Zeugschreiber Peter Kastel mit der Anwerbung von Holzfällern und Bergleuten aus den von der Wiener Münz- und Bergwerkskammer bezeichneten Gebieten. 

Es gelingt ihm, 50 Holzfäller und Köhler sowie einen Kohlmeister und ihre Familien zusammenzutrommeln. Die neuen Siedler kamen am 6. Juni in Wien an, wo sie zwei Tage später ein Schiff bestiegen und auf der Donau nach Panciova fuhren. 

Von hier aus setzten sie ihren Weg nach Palanca Nouă und dann weiter nach Orawitza zu ihrem endgültigen Ziel fort. So traf am 24. Juni 1773 die erste Siedlergruppe, 34 Familien, nordöstlich von Orawitza ein. Da die größte Siedlergruppe aus der Steiermark stammte, erhielt die neue Kolonie den Namen Steirerdorf (Dorf der Steirer), später Steierdorf, und der Judinabach, der Steierdorf durchquert, wurde in Steierbach umbenannt. (...) 

Nach nur einer Woche, am 1. Juli 1773, wurde die erste heilige Messe unter freiem Himmel durch den Orawitzaer Kaplan Franz Sommer zelebriert, wobei der Stumpf einer alten Rotbuche als Altar diente. An derselben Stelle bauten die Siedler ein Holzhaus, das bis 1787 als Kirche diente.

Im Juni 1871 begann der Abriss der alten Kirche. (…) Der milde Frühling des Jahres 1872 ermöglichte einen frühen Baubeginn und der besonders schöne Sommer desselben Jahres trug wesentlich zum Baufortschritt bei. Dank des günstigen Wetters und des Fleißes der Arbeiter konnte am 1. August 1872 das Kreuz auf dem Kirchturm geweiht und aufgestellt werden. Die drei Glocken wurden bei der kaiserlichen Hofgießerei in Wien, beim Hofglockengießer Ignaz Hilzer bestellt und am 5. Januar 1873 vom Erzdechant Dr. Karl Specht aus Orawitza ihrem Dienst gewidmet und geweiht. Die 12-Register-Orgel für die Kirche wurde für 3000 Gulden von Alois Hörbinger aus Werschetz gekauft und im Mai 1873 eingebaut. 
Ihre Kosten wurden, ebenso wie die 2000 Gulden für die Glocken, von den Bewohnern der Kolonie getragen. Auch die Innenausstattung der Kirche wurde mit der unschätzbaren Hilfe von Bischof Alexander von Bonnaz geschaffen: Er bestellte beim Bildhauer Anselm Sikinger aus München den Hauptaltar, die Kanzel, den Beichtstuhl und die Bänke, das Gemälde auf dem Altar.

Am Morgen des 8. Juni 1873 begannen die neuen Glocken der Kirche in der Gemeinde Steierdorf zu läuten und gleichzeitig wurden Böllerschüsse abgefeuert, was die Bedeutung dieses Tages verdeutlichte. Die Kirche und der Innenhof erwiesen sich als zu klein. Der ganze Geist der Gemeinde versammelte sich vor der neuen Kirche, um an ihrer Weihe und der Feier des 100. Jahrestages der Siedlungsgründung teilzunehmen. Den Weihegottesdienst leitete der Diözesanbischof Alexander von Bonnaz selbst, assistiert vom Steierdorfer Pfarrer Josef Moser.