Patienten brauchen nach wie vor Blut

Blutspende zu Zeiten der Pandemie in Westrumänien

Im Spenderaum des Temeswarer Transfusionszentrums kann unter Einhaltung der Pandemie-Regeln Blut von acht Spendern auf einmal entnommen werden. | Fotos: Regionales Transfusionszentrum Temeswar

Die Anzahl der Blutspender ist in der Pandemie stark zurückgegangen. In den rumänischen Krankenhäusern gibt es nach wie vor einen hohen Bedarf für alle Blutgruppen. Die Personen, die Blut spenden wollen, brauchen im Regionalen Transfusionszentrum Temeswar/Timișoara keinen grünen Covid-Pass. Nichtgeimpfte können genauso spenden wie Geimpfte. Trotzdem müssen von beiden einige Bedingungen eingehalten werden. 

Viele Menschen haben in der Pandemie zurückhaltend auf das Blutspenden reagiert. „Unser Transfusionszentrum ist jedoch ein sicherer Ort. Wir halten alle Präventionsmaßnahmen ein, mit Schutzmaske, Schuhüberziehern und Desinfektionsmitteln ausgestattet können acht Spender auf einmal den Spenderaum betreten, damit die Distanzierung eingehalten wird“, sagt Ärztin Rodica Lighezan, Leiterin des Temeswarer Transfusionszentrums. 

Sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Personen können spenden. „Personen, die Blut spenden möchten, benötigen für den Zugang in die Transfusionszentren kein grünes Zertifikat. Nichtgeimpfte Personen sind genauso teilnahmeberechtigt. Sie sollen aber keine Infektionssymptome vorweisen, etwa Fieber, Husten, Muskelschmerzen, Durchfall. Eine Person, die mit Covid-19 infiziert war, kann erst 14 Tage nach der Genesung wieder Blut spenden“, erklärt Rodica Lighezan. Diejenigen, die geimpft sind, müssen direkt nach der Impfung bestimmte Regeln beachten. Genauer gesagt müssen sie sieben Tage nach der Impfung mit dem Pfizer- oder Moderna-Serum bis zur Blutspende warten. Personen, die mit den Vakzinen von AstraZeneca oder Johnson&Johnson geimpft wurden, können erst vier Wochen nach der Impfung wieder Blut spenden. „Nicht die Impfung an sich ist Grund dafür, sondern die damit verbundenen Nebenwirkungen – bis der Körper sich an die Impfstoffe anpasst, soll man noch kein Blut spenden“, erklärt die Ärztin. 

95 Prozent des gespendeten Blutes weiterverwendet

Wichtig ist auch, dass zu jeder Zeit bestimmte Regeln eingehalten werden: Auf keinen Fall sollte man mit nüchternem Magen zum Blutspendetermin kommen, man soll ausreichend gegessen haben (am besten fettarme Ernährung) und mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit (Wasser, Tees, Fruchtsäfte) getrunken. Wichtig ist auch, 24 Stunden vor der Blutspende keinen Alkohol getrunken und sich gut ausgeruht zu haben. „Wir bitten die Spender, ehrlich zu uns zu sein. Ansonsten werden sie ihr Blut umsonst spenden, denn man kann es nicht weiterverwenden und es landet in der Mülltonne“, warnt die Ärztin.

Wer öfter zur Spende kommt profitiert von regelmäßigen medizinischen Untersuchungen. Spender, die das dritte Mal in einem Jahr kommen, bekommen zusätzliche Blutanalysen. „Somit haben unsere Spender immer ihre Gesundheit unter der Lupe und können chronische Krankheiten schon in den Anfangsphasen entdecken. Leider gibt es in Rumänien auch sehr viele Fälle von viralen Infektionen. Monatlich entdecken wir bis zu zwölf Infektionen mit Hepatitis C bzw. einen bis vier Fälle HIV-Infektionen“, erklärt die Leiterin des Transfusionszentrums.  

Donorium und BlooDoChallenge-Apps 

Wer spenden möchte, kann dies von Montag bis Freitag zwischen 8 und 13 Uhr im Regionalen Blutspendezentrum in der Martir- Marius-Ciopec- Straße Nr. 1, in der Nähe des Temescher Kreiskrankenhauses, tun. Wer sich über die Donorium-App anmeldet, mindert wesentlich die Wartezeit vor Ort. Kürzlich wurden eine neue App und eine Webseite ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Jeder Tropfen Blut zählt, um Leben zu retten“ funktioniert seit Kurzem die BlooDoChallenge (bloodochallenge.com). Mit jeder Spende werden dort Punkte gesammelt, mit denen man in bestimmten Läden Preisnachlässe erhält.  Die App ist kostenlos in den Operationssystemen Android und iOS erhältlich. Damit wird eine Art Blutspenderclub ins Leben gerufen, heißt es seitens der Initiatoren aus Großwardein/Oradea. Partner der App sind bisher die Transfusionszentren in den Verwaltungskreisen Großwardein, Temesch/Timiș, Klausenburg/Cluj, Sălaj und Alba. Außerdem bekommen die Spender von der App ein Feedback zur Qualität ihres  Blutes: ob die Werte optimal waren - oder auch, wenn es leider nicht an Patienten weitergegeben werden konnte.  

Jede dritte Sekunde eine Bluttransfusion benötigt

500.000 Einheiten Blut werden jährlich allein in Rumänien benötigt. Laut Statistik brauchen um die 60 Prozent der Bevölkerung während ihres Lebens einmal eine Bluttransfusion. Doch nur zwei Prozent der Bevölkerung spenden hierzulande Blut. Oft kommt es vor, dass die Patienten oder ihre Angehörigen vor einem chirurgischen Eingriff selbst eine Aufforderung zur Blutspende in ihrem Bekanntenkreis machen müssen. Das Transfusionszentrum Temeswar versorgt insge-samt 17 Spitäler im Verwaltungskreis Temesch. Vor der Pandemie gab es rund 22.000 Spender im Jahr. Diese Anzahl ist inzwischen stark zurückgegangen. 2020 haben sich nur etwa 15.000 Spender im Temeswarer Transfusionszentrum eingefunden. „Rund 60 Spender haben wir gewöhnlich an einem einzigen Tag, doch der Bedarf liegt zwischen 90 bis 100 Spendern am Tag, um die Nachfrage der Krankenhäuser decken zu können“, erläutert Rodica Lighezan. „Oft passiert es, dass wir auf einmal gleich mehrere Anträge für seltene Blutgruppen, etwa A und B negativ, bekommen. Die meisten Patienten benötigen bei einer Behandlung gleich mehrere Konserven. In diesen Fällen reichen unsere Reserven nicht mehr als einen Tag. So müssen wir regelmäßig Spender aus unserer Datenbank anrufen, damit wir vor allem an Wochenenden nicht ohne Reserven bleiben“, setzt die Spendezentrumsleiterin fort. „Würden geeignete Spender regelmäßig, etwa vier- bis fünfmal im Jahr, Blut spenden, wäre der Bedarf an Blutkonserven gedeckt“, fügt die Ärztin hinzu.

Die Hälfte der Spender kommt nur einmal im Jahr 

„Das hilft uns nicht viel. Es gibt schwere Fälle, die immer wieder Transfusionen benötigen. Bei Kindern mit hämato-onkologischen Erkrankungen haben wir zusätzliche Normen für die Sicherheit des Blutes. Ein Kind, das Blut benötigt, bekommt immer Blut von einem treuen Spender. Ein treuer Spender ist eine Person, die mindestens zwei Mal im Jahr Blut spendet. Das Blut von gelegentlichen Spendern wird nur an Erwachsene übertragen“, erklärt Rodica Lighezan. Deshalb werden monatlich Spenden vom Temeswarer Verein „Academia Mămicilor din Timișoara“ organisiert. Diese werden extra für Kinder mit hämato-onkologischen Erkrankungen am „Louis Țurcanu“-Kinderkrankenhaus gespendet. 
Damit der Körper genügend Zeit hat, den Blutverlust nach der Spende wieder auszugleichen, darf der Abstand zwischen zwei Blutspenden 56 Tage nicht unterschreiten. Frauen können vier und Männer sogar fünf mal pro Jahr Blut spenden. Es gibt auch mehrere Spendearten: Bei der so genannten Vollblutspende wird etwa ein halber Liter Blut (450 Milliliter) über die Armvene in ein Beutelsystem entnommen und bei der anschließenden Verarbeitung in die verschiedenen Bestandteile (Blutkomponenten) aufgeteilt. Diese Art der Blutspende wird am häufigsten durchgeführt, da die Entnahme in der Regel auch bei der Erstspende ohne Probleme vertragen wird. Die Vollblutspende dauert etwa 5 bis 10 Minuten. Einschließlich Untersuchung und Ruhephase reicht dafür eine knappe Stunde.

Durch Vollblutspenden allein kann aber der Bedarf an Plasma nicht gedeckt werden. Plasmaspenden können häufiger und ergänzend zur Vollblutspende durchgeführt werden. Bei dieser Spendeart werden 660 Milliliter Plasma gewonnen. Bei der Plasmaspende wird dem Spender das Blut entnommen und in einem Plasmapherese-Gerät sofort in die einzelnen Bestandteile zerlegt. Die vom Plasma abgetrennten Blutbestandteile (z. B. rote und weiße Blutkörperchen) werden dem Spender direkt wieder zurückgegeben. Dieser Vorgang dauert in der Regel 30 bis 45 Minuten: Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes ohne Blutzellen. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser und enthält quasi alle wichtigen Substanzen, die sonst noch im Blut transportiert werden.

Die Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, spielen bei der Blutgerinnung und der Immunabwehr des menschlichen Körpers eine entscheidende Rolle. Viele Patienten, die an Leukämie, Krebs oder ähnlichen Erkrankungen leiden, können Thrombozyten während ihrer Krankheit und Therapie (z. B. nach einer Knochenmarkstransplantation) nicht mehr nachbilden und sind auf die Übertragung von Thrombozyten angewiesen. Ebenso gilt dies für Patienten mit Lebertransplantation oder starken Blutungen nach Operationen und schweren Unfällen.

Um den oft kurzfristigen Bedarf an Blutplättchen schnell zu decken, wird die Thrombozytenspende durchgeführt, durch die fünf- bis sechsmal mehr Blutplättchen gewonnen werden können als durch eine Vollblutspende. Bei der Thrombozytenspende werden dem Spender in einem ähnlichen Verfahren wie bei der Plasmaspende über einen so genannten „Zellseperator” nur die Thrombozyten aus dem Blut gefiltert und er erhält noch während der Spende die restlichen Blutbestandteile zurück. Eine Thrombozytenspende dauert je nach Plättchenzahl im Spenderblut und je nach Zellseparator zwischen 60 und 90 Minuten. Da dem Spender nur ein bestimmter, kleiner Teil des Blutes entnommen wird, kann er unter idealen Bedingungen bis zu 26 Mal pro Jahr, d.h. zirka alle 14 Tage, Thrombozyten spenden. (Quelle: https://www.drk-blutspende.de/)

Spendekampagnen und -karawanen

„Doch es gilt nach wie vor dasselbe: einmal ist kein Mal!“, betontÄrztin Lighezan. Die Leiterin des Temescher Transfusionszentrum ist mit der Organisation solcher Spendekampagnen zwar einverstanden, trotzdem haben diese nicht immer das erwünschte Ergebnis, vor allem, wenn eine Belohnung ausgesetzt wird. „In der Sommerzeit wurde eine solche Kampagne in Zusammenarbeit mit dem Untold-Festival organisiert. Die jungen Spender haben eine Eintrittskarte für einen Tag erhalten. Manche Spender waren nicht hundertprozentig ehrlich zu uns und hatten entweder am Tag davor Alkohol konsumiert oder bestimmte chronische Krank-heiten, so dass ihr Blut nicht weiterbearbeitet werden konnte“, sagt die Ärztin. 

Wer Spenden möchte, soll sich daher im Vorhinein informieren, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Blutspenden können in Rumänien Personen zwischen 18 und 60 Jahren, die gesund sind, mindestens 50 Kilo wiegen und vom Arzt zur Blutspende zugelassen werden. „In Rumänien erhalten Blutspender einen bezahlten freien Tag vom Arbeitgeber, Lebensmittelkarten – das Äquivalent von drei Mahlzeiten – und kostenlose Blutanalysen“, schließt die Ärztin. Details sind von der Webseite des Transfusionszentrums www.ctstimisoara.ro oder via Facebook auf www.facebook.com/Transfuzii abrufbar.