Der Trumpsche MAGA-Effekt, der eigentlich auf Ronald Reagans Wahlkampf 1980 zurückgeht, aber von Trump und seinem Team akutisiert und trumpisch verskrupellost wurde, hat auch auf den Präsidentschaftswahlkampf in Rumänien übergegriffen. Ob auch auf den kalten Krieg um den Einzug ins Parlament, das wird sich diese Woche noch zeigen. Bis zur Niederschrift dieses Kommentars ging es ausschließlich um den Präsidentschaftswahlkampf, mit seinem Rumänien beschämenden Sieger.
Trumps Wahlsieg hat eine MAGA-Euphorie unter Gleichgesinnten ausgelöst. „Der gute Herrgott hat dadurch“ – Trumps Sieg – „die Apokalypse hinausgeschoben“, postete ein AUR-Kandidat aus dem Raum Großwardein. Das Orakel aller Souveranisten und Fussballfans, Gigi Becali, im Post zitiert, wird vom AUR-Star Simion getoppt, „hoffend“, dass „die Globalisten, Neomarxisten, Trans-Humanisten uns in Ruhe lassen. Wir können´s auch in Rumänien!“ Ein AUR-Aussteiger bewies es letzten Sonntag.
Die beiden Organisationen, die in der Transition Rumäniens als Stabilitäts-, Sicherheits- und Wohlstandsbringer galten, NATO und EU, stecken im öffentlichen Diskurs als (kulturell und politisch) zwingend blockbildend im Allgemeinbewusstsein. Das erklärt die hohe Zustimmung für die beiden Organisationen, die ihnen Rumäniens Bürger bis um 2010 gewährten. Vor allem der Faktor Wohlstandssehnsucht zählte.
Ab 2010 macht sich der andere kulturell-politische Import bemerkbar: der Souveränismus, der seit dem 5. November 2024 mit Trumps MAGA-Triumph zu einem Bruch in der freien Welt führte.
Amerika, Vorbild der freien Welt, wird jetzt zunehmend mit dem MAGA-Modell Trumps identifiziert: souveränistisch, protektionistisch, mit starken Nuancen religiösen Nationalismus, auch Rassismusses (selbst wenn er sich nicht unbedingt gegen Schwarze richtet). In Rumänien (und auf dem ganzen Balkan) kommt das schon im 19. Jahrhundert überholte, aber immer noch idealisierte Modell des Nationalstaats wieder hoch, mit religiös-orthodoxer und aggressiv-fundamentalistischer Komponente (Mann+Frau=Familie, Rumänien zuerst). Das Fehlen von Aufklärung und die Unterdrückung/Ignorierung des kritischen Denkens vorausgesetzt. Selbst bei Spitzenintellektuellen - die miteinander wetteifern, über Gott, den Himmel und die Engel zu schreiben.
Der rumänische MAGA-Effekt stützt sich auch auf eine politische Gründerkultur, die einen scharfen Trennstrich zwischen WIR und DIE, zwischen UNS und DIE AUSLÄNDER setzt (wegen 500 Jahre Besetzung der Donaufürstentümer durch die Osmanen?…). Ausländer eignen sich bloß dazu, geschröpft und übers Ohr gehauen zu werden – siehe den saloppen Umgang des offiziellen Rumäniens mit der EU. Dazu kommt noch das von Trump und seinem Förderer/Famulus Musk vorgelebte Modell des Anarcho-Kapitalismus´ und des Libertarismus, fußend auf Max Stirner (1806-1856) und sein Buch „Der Einzige und sein Eigentum“ (1845). Ein Redivivus-Trend, auch wenn sicher ist, dass weder Trump noch Musk Stirner gelesen haben, oder einer der Rumänen, die Anarcho-Kapitalismus umsetzen.
MAGA ist eine Versuchung für Politiker in Rumänien, die Stimmenfang betreiben, auf Posten abzielen, die ihnen anarcho-kapitalistisches Vorgehen – auch auf politischer Ebene – straf- und moralfrei ermöglichen. Hürden der Umsetzung des Anarcho-Kapitalismus´ und des strikt antiautoritären Libertärierwesens in Rumänien sind strukturelle Armut vieler Regionen, das regionale Gefälle an politischer Kultur – schwierig das Finden fideler Parteigänger – wo struktureller Bildungsmangel und Erziehung zur Behörden-, Obrigkeitsgläubigkeit und –ergebenheit (hier leistet die Orthodoxie Großes) denen zuarbeiten, die auf der amerikanischen MAGA-Linie ihre Zukunft sehen. Der Rückgriff auf Legionärswesen und Ultranationalismus des Wahlsiegers vom Sonntag überschattett das Ganze noch negativer.