Rumänien 2025 – Wählt euren Totengräber

Was sich am 28. April bei der großen TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten abspielte, war nichts anderes als ein Offenbarungseid einer kaputten politischen Klasse.

George Simion, Anführer der extremistischen AUR, betrat die Bühne, überreichte Elena Lasconi theatralisch einen Blumenstrauß – und verschwand fünf Minuten später wie ein ertappter Schuljunge. Die Inszenierung einer „Präsenz“, ohne auch nur eine Sekunde die Last echter Verantwortung zu tragen. Feiger geht es kaum. Victor Ponta, vor 20 Jahren vielleicht Hoffnungsträger, heute ein wandelnder Skandal, sagte seine Teilnahme ab. Zu groß offenbar die Angst, unangenehme Fragen gestellt zu bekommen – etwa zur „Operation Überflutung 2014“, als seine Regierung lieber rumänische Felder unter Wasser setzte, um Belgrad zu retten. Eine Erinnerung, die ihn heute einige Stimmen kosten könnte. Geblieben sind drei: Crin Antonescu, Nicușor Dan und Elena Lasconi. Und ihre Darbietung – eine Mischung aus Schuldzuweisungen, Peinlichkeiten und unfassbarer Realitätsverweigerung.

Crin Antonescu, der alte Fuchs des Systems, sprach wie ein pensionierter Geschichtslehrer: viel Pathos, wenig Substanz. Auf die Frage nach wirtschaftlicher Rettung antwortete er mit Allgemeinplätzen über „Stabilität“ – stabil wohin? In die Insolvenz? Nicu{or Dan präsentierte sich als rechthaberischer Technokrat, der bei kritischen Nachfragen zu seinen Finanzierungsquellen und seiner Bilanz als Bukarester Bürgermeister schwitzte, stotterte und auswich. 560.000 Euro Spenden, fehlende 160.000 Euro – Dan redete sich um Kopf und Kragen. Seine Finanzmathematik überzeugte niemanden. Elena Lasconi wiederum trat mit echter Leidenschaft auf – doch Leidenschaft allein ersetzt keine politische Struktur. Ihre eigene Partei USR hat sie eiskalt fallenlassen, und so stand Lasconi auf der Bühne wie eine Einzelkämpferin ohne Haus, ohne Unterstützung. Ihre emotionalen Appelle an das „wahre Rumänien“ berührten – aber sie konnte in keiner Antwort erklären, wie sie als Präsidentin den drohenden ökonomischen Kollaps aufhalten will.

Wer am 4. Mai zur Wahl geht, der entscheidet nicht mehr über den Aufbruch in eine bessere Zukunft. Sondern darüber, welcher Totengräber Rumäniens Exitus verwalten wird.

Die ökonomische Katastrophe ist längst unabwendbar: Ein Defizit von über neun Prozent des BIP; eingefrorene EU-Aufbaugelder; blockierte Investitionsprogramme; ein nicht reformierbares Sonderrentensystem, das eigentlich eine Art neufeudaler Privilegien festlegt; Inflation und drohende Austerität, die Millionen Menschen treffen wird. All dies ist die Erbschaft der Regierung Ciolacu, der PSD und der PNL – jener Koalition, die jahrelang nur um Machterhalt kämpfte, Wahlgeschenke verteilte und das Land ruinierte. Jetzt aber wird fieberhaft beschönigt: Umfragen, deren Ergebnisse je nach Auftraggeber beliebig schwanken. Wahlbeteiligung? Völlig offen. Die meisten Rumänen fühlen nichts mehr als tiefe Resignation oder blanke Wut.

Egal, ob Simion, Dan, Lasconi, Ponta oder Antonescu am Ende gewinnt: Der nächste Präsident wird nicht führen. Er wird verwalten. Nämlich die Sparprogramme, die Entlassungen, die Steuererhöhungen, die sozialen Verwerfungen. Und das mit einer Legitimität, die auf Sand gebaut ist: mit vielleicht 35 Prozent Wahlbeteiligung und einer Gesellschaft, die längst weiß, dass sie von dieser Politik nichts mehr zu erwarten hat. Die Tragödie der Präsidentschaftswahl 2025 ist, dass sie längst entschieden ist. Nicht zugunsten eines Kandidaten. Sondern zugunsten des Niedergangs. Rumänien verdient mehr. Stattdessen bekommt es eine traurige Wahl zwischen Illusionen, Feiglingen und Systemlingen.