Salvamont-Mitglieder setzten oft ihr eigenes Leben aufs Spiel

Gefahrenzuschlag für Bergretter ein wenig aufgebessert

Mitglieder der Kronstädter SKV-Sektion achten bei ihren Wanderungen immer auf eine entsprechende Ausrüstung und berücksichtigen die Witterung, um unliebsamen Situationen vorzubeugen.
Foto: KR-Archiv

Besonders an Wochenenden und bei plötzlichem Wetterumsturz stehen immer wieder die Bergretter im Einsatz, um unvorsichtigen, nicht entsprechend ausgerüsteten, in Not geratenen Personen zu helfen, oder um sie sogar zu bergen. Vor allem im Bucegi-Massiv ist das der Fall, wo aufgrund der leichten Anreise durch das Prahova-Tal und der Seilbahnen Tausende Menschen, die oft keine Ahnung von Gefahren und angemessenem Verhalten im Bergmassiv haben, aus dem Tal plötzlich auf über 2000 Meter Höhe gelangen. Nicht nur wegen mangelnder Bergerfahrung, sondern auch weil so mancher einen schwachen Gesundheitszustand aufweist, wird im Notfall der Salvamont-Rettungsdienst über die Notrufnummer 112 angefordert. Dessen Mitglieder sind zwar erfahrene Bergsteiger, doch wegen den häufig gefährlichen Einsatzstellen oder ungünstiger Witterung müssen sie manchmal das eigene Leben aufs Spiel setzen. Dabei bleibt oft sogar der geringste Dank aus. Ob sich die Geretteten jemals die Frage stellen, aus welchem Grund die Bergretter diese Aktionen durchführen?

Sicher die wenigsten – und wenn, dann kommt vielleicht der Hintergedanke auf, diese würden dafür gut entlohnt. Das stimmt schon ganz und gar nicht, betrachtet man die eher symbolischen Summen, die dafür vom öffentlichen Salvamont-Dienst ausbezahlt werden. Der Einsatz der Bergretter hat mehr mit dem Dienst am Nächsten und der Liebe zur Natur zu tun. Betrachtet man einen in diesem Sommer gestellten Antrag des öffentlichen Salvamont-Dienstes an den Kronstädter Kreisrat, um eine Aufbesserung des Gefahrenzuschlags zu genehmigen, so sieht man gleich, dass diese Tätigkeit nicht mit materiellem Interesse in Verbindung gebracht werden kann. Die Erhöhung wurde genehmigt in zwei Etappen: Ab 1. Juni 2012 mit acht Prozent, wobei folgende Tarife festgelegt sind. Für den Rettungseinsatz auf einer Skipiste werden pro Person 28 Lei, für solche in anderen Gebieten 42 Lei ausbezahlt. Für Patrouillengänge werden pro Person und pro Tag 33 Lei beglichen. Ab 1. Dezember 2012 erfolgt dann eine Aufbesserung dieser Zuschläge um 7,4 Prozent. Ab diesem Datum erhält ein Bergretter 30 Lei für einen Einsatz auf einer Skipiste, 45 Lei pro Person für einen Einsatz in anderen Gebieten und 35 Lei pro Tag bei den Patrouillengängen. Praktisch bedeutet dies auch nicht die Aufbesserung der Entlohnung, sondern die Wiederherstellung der finanziellen Rechte auf den Stand vom Juni 2010, die damals durch Regierungsbeschluss vermindert worden sind. Bedenkt man, dass ein Rettungseinsatz im Gebirge nicht nur mehrere Stunden, sonder auch Tage dauern kann, dass der Bergretter auch für seinen Proviant aufkommen muss, dass solche Einsätze meist an Wochenenden oder Feiertagen stattfinden, dass man als Bergretter normalerweise einen Arbeitsplatz hat, von dem man sich für den Einsatz freistellen lassen muss, ist leicht auszudenken, ob tatsächlich materielle Interessen dahinter stecken können. Es gibt allerdings seit Jahren auch den Beruf eines Bergretters, doch die öffentlichen Salvamont-Dienststellen haben ein sehr geringes Budget und meist nur ein bis drei derartige Arbeitsplätze, die belegt werden können. Doch für einen Einsatz – und oft kommt es vor, dass gleich mehrere Unfälle zu gleicher Zeit passieren – braucht es immer größere Einsatzgruppen. Da baut man auf die zusätzlichen Helfer, die wie oben angeführt entlohnt werden.

Der öffentliche Salvamont-Dienst wurde in Rumänien laut Beschluss der Ministerrates Nr. 140/1969 gegründet. Dieses auch auf Initiative bekannter Alpinisten, darunter die Kronstädter Bergfreunde Aristide Stavros und Alexandru Floricioiu. Der Bergrettungsdienst wurde laut Gesetz in die Zuständigkeit des Gesundheitsministeriums, des damaligen Landesrates für Sport und Erziehung, des Ministeriums und der Föderation für Tourismus gestellt. Beauftragt mit der Gründung der Bergrettungsgruppen Salvamont wurden die damaligen Volksräte der Ortschaften aus den alpinen Gebieten. Den Mannschaften gehörten Alpinisten, gute Skifahrer und andere Freiwillige an. Gesetzlich wurden auch die Aufgaben der Bergretter festgelegt; für die Grundausstattung kamen ebenfalls die Volksräte auf. Es wurden Ausbildungskurse für die Bergretter organisiert. Diese beteiligten sich auch an Wettbewerben wie beispielsweise die verpflichtenden Kammwanderungen in den Karpaten im Winter. Es gab eine nationale Salvamont-Schule, die von 1972 bis 1989, von Alexandru Floricioiu und ab 1990 von Mircea Opriş geleitet wird. Nach der Wende wurde eine neue Organisation vorgenommen, die auf die Gründungssitzung des Landesvereins der Bergretter Rumäniens (ANSMR) vom 2. November 1991 zurückgeht. Zum Vorsitzenden des neuen Vereins wurde der bekannte Alpinist Mircea Opriş gewählt. Der erste öffentliche Salvamont-Dienst mit eigenen Angestellten wurde landesweit 1997 im Rahmen des Kronstädter Kreisrates gegründet. Weitere folgten nach.

Doch sollte man nicht glauben, dass es bis 1969 keine Bergretter gab. Schon nach 1900 schlossen sich erste alpine Bergrettungsgruppen zusammen, und zwar in Kronstadt/Braşov, Hermannstadt/Sibiu, Sinaia, Buşteni, außer den bestehenden Wandervereinen. Der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV) hat beispielsweise Kurse abgehalten, um Bergretter in Erste Hilfe beizubringen. Innerhalb der SKV-Sektion Kronstadt wurde 1919 die erste Bergrettungswacht gegründet und von Julius Teutsch geleitet. Alexandru Floricioiu wurde zum Ehrenvorsitzenden der Kronstädter SKV-Sektion gewählt.

Gegenwärtig bestehen in den meisten Kreisen, die auch Berglandschaften umfassen, öffentliche Salvamont-Bergrettungsdienste. Im Kronstädter Kreis bestehen solche Bergrettungsgruppen außer der Kreisdienststelle, in Kronstadt innerhalb des Kronstadt-Forstamtes, das der Stadtleitung unterstellt ist, in Rosenau/Râşnov, Săcele, Viktoriastadt/Oraşul Victoria (dessen Vorsitzender Thomas Bross ein Ehrendiplom vom Kreisrat für seine langjährige Tätigkeit erhielt), in Törzburg/Bran, in Zărneşti. Meistens sind diesen sehr weit von ihrem Standort gelegene Berggebiete für die Einsätze zugeordnet, zu denen man mit Geländewagen vordringen muss. Gelangen die Bergretter bei der Unfallstelle an, leisten sie Erste Hilfe, dann wenden sie sich an den Notdienst, um die Opfer zu bergen. In besonderen Dringlichkeitsfällen wird ein Rettungshubschrauber angefordert. Doch sind sie es, die die Verletzten und Opfer bis zu dem Punkt transportieren müssen, wo sie vom Notdienst oder dem Hubschrauber aufgenommen werden können. Vielleicht sollten in dem neuen Gesundheitsgesetz, das gegenwärtig zur Debatte steht, daher auch Sonderbestimmungen explizit für den Bergrettungsdienst aufgenommen werden.