Schwäbische Tänze, Klavierspielen und Programmieren

Mario Mateaș aus Lowrin ist ein vielbegabter Jugendlicher

Wenn er mal nicht codet, dann spielt er Klavier: Mario Mateaș besucht eine Mathematik-Informatik-Klasse, doch seine künstlerische Ader wird nicht vernachlässigt. Fotos: Zoltán Pázmány

Seit zwei Jahren ist Mario festes Mitglied der schwäbischen Volkstanzgruppe von Großsanktnikolaus.

Am Computer ist er in seinem Element: Künftig möchte Mario Computerwissenschaften in Temeswar studieren. Foto: Facebook/Andreea Miculescu

Er spielt Klavier, tanzt schwäbisch und codet in seiner Freizeit: Mario Mateaș (18) aus Lowrin/Lovrin gehört zu jenen Teenagern, die keine Zeit zum Langweilen haben. Der junge Mann, der die Informatik-Klasse am Lyzeum in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare besucht, plant, nach dem Schulabschluss an der Technischen Universität „Politehnica“ in Temeswar/Timișoara zu studieren. Seine Wahl überrascht niemanden: Mario möchte nämlich Computerwissenschaften studieren, um künftig aus seinem Hobby einen Beruf zu machen.

Mario Matea{ ist, von seiner Herkunft her, halb Deutscher und halb Rumäne. Er fühlt sich aber als Deutscher, schließlich ist die Erziehung, die ihm seine Familie geschenkt hat, schwäbisch geprägt. In Lowrin besuchte er den rumänischen Kindergarten, anschließend wechselte er aber nach Großsanktnikolaus, an die deutsche Abteilung der „Nestor Oprean“-Allgemeinschule, wo Ramona Roosz-Suba, derzeitige stellvertretende Schulleiterin und zuständig für die deutsche Abteilung, seine Lehrerin war. Ab der fünften Klasse wurde dann Forumsvorsitzende Dietlinde Huhn seine Deutsch- und Klassenlehrerin.

„Ich lebe mit meiner Mutter und meiner Großmutter. Bei uns zu Hause spricht man schwäbisch. Als ich aber in den rumänischen Kindergarten ging, begann ich, mehr rumänisch zu sprechen. Daher beschloss meine Familie, mich zur deutschen Schulabteilung nach Großsanktnikolaus zu schicken“, erzählt Mario. Das war eigentlich gar nicht so einfach, denn schließlich musste das Kind täglich nach Großsanktnikolaus und wieder zurück nach Hause gefahren werden. Zwischen den beiden Ortschaften liegen rund 20 Kilometer, die in etwa 20 Minuten mit dem Pkw zu bewältigen sind. Jeden Tag fuhr ihn seine Großmutter, die als Erzieherin in Großsanktnikolaus im deutschen Kindergarten arbeitet, zur Schule. Sie tut es auch heute noch als Rentnerin – doch nicht mehr so lange. Mario steht nämlich vor der Fahrschulprüfung, die er – mit etwas Glück – gewiss schaffen wird. 

Nach dem Abschluss des Gymnasiums in deutscher Sprache besuchte Mario Mateaș das Lyzeum in der Stadt an der Aranka. Es gab zwar keine deutsche Klasse im Lyzeum, dafür aber eine sehr gute Mathematik-Informatik-Klasse. Informatik ist schon seit einigen Jahren Marios große Leidenschaft. „Ich widme mich in meiner Freizeit sehr oft dem Programmieren. Wenn ich eine Idee habe, dann versuche ich, zu coden, um diese Idee umzusetzen. Wenn ich nicht weiß, wie´s geht, suche ich im Internet nach Antworten. Ich glaube, jeder Programmierer lernt auf diese Weise“, sagt Mario Mateaș, der viele Geheimnisse des Programmierens selbst herausgefunden hat, als Autodidakt. Seine Klassenlehrerin, Dana Jebelean, Mathematik- und Informatiklehrerin, trug in erheblichem Maße dazu bei, dass Mario sich verstärkt dem Programmieren widmete, und das außerhalb der Schule. Einen Programmier-Club besucht der junge Mann nicht – anders als in Temeswar gibt es so etwas in Großsanktnikolaus und Umgebung nicht. Mario war etwa fünf Jahre alt, als er seinen ersten Computer bekam. Er erinnert sich heute, wie er die Stunden zählte, bis er wieder an seinen Computer durfte, um zu spielen. Sein Interesse für HTML und Webdesign wurde in der fünften Klasse geweckt. „Ich suchte immer mehr darüber, ich versuchte, besser zu werden“, erzählt Mario. Er engagiert sich heute in verschiedenen Projekten, erstellt das Webdesign und behebt sonstige Probleme, die bei Webseiten/Foren auftauchen. Multiplayer-Spiele gehören zu seinen Lieblingscomputerspielen, verrät der junge Mann, doch Zeit dafür findet er während der Schulzeit kaum. Kein Wunder, denn Mario ist ein viel beschäftigter Teenager, der vielen Aktivitäten nachgeht. Auch sonst engagiert er sich in sozialen und kulturellen Projekten, ist aktives Mitglied der  römisch-katholischen Gemeinde in Lowrin, sei es als Ministrant oder Kantor in der Kirche. In der Schule gehört er zu den Klassenbesten. 

Eine andere große Leidenschaft von Mario, die dem Programmieren gegensätzlich erscheint, ist das Klavierspiel. Mario war in der fünften Klasse, als seine Großmutter vorschlug, dass der Junge Klavier spielen lernt. „Ich war sehr glücklich, als ich erfuhr, dass ich zum Klavierunterricht gehen würde. Da ich aber eher faul war, was das selbstständige Üben angeht, bemerkte ich recht schnell, dass ich keine Fortschritte machte. Ich dachte dann ernsthaft darüber nach, es aufzugeben“, erinnert sich Mario Mateaș. Bei seinem zweiten Rezital sah er ein Mädchen, das so schön spielte, dass Marios Leidenschaft fürs Klavier wieder geweckt wurde. „Ich ging nach Hause und begann zu studieren. Mein Klavierlehrer, Herr Radu Gheorghe, war selbst sehr überrascht über diese Wendung“, berichtet Mario. Er war damals in der siebten Klasse. Seitdem ließ Mario das Klavierspiel nicht mehr los, oder es ließ ihn nicht mehr los. Zwei Mal in der Woche übte er unter der Anleitung von Musiklehrer Radu Gheorghe, seit diesem Schuljahr wurde der Klavierunterricht auf eine Stunde in der Woche reduziert, da Mario die zwölfte Klasse besucht und zum Jahresende die Abiturprüfung ablegen muss. Das Lernen nimmt heuer sehr viel seiner Zeit in Anspruch. Zu Hause spielt Mario fast jeden Tag auf seinem digitalen Klavier. Musik liegt ihm sozusagen im Blut, denn schon seine Oma spielte Violine und Akkordeon. Mario Mateaș beteiligt sich gern an den Kulturveranstaltungen der Schule, des Bürgermeisteramts oder des Deutschen Forums Großsanktnikolaus. Auch bei der feierlichen Übergabe der Ehrennadel in Gold an Forumsvorsitzende Dietlinde Huhn, die im Rahmen des Pipatsch-Festes stattfand, bot Mario einige Klavierstücke für die Gäste im Náko-Schloss. 

Die banatschwäbischen Volkstänze haben es dem jungen Mann ebenfalls angetan. Seit zwei Jahren – er war in der zehnten Klasse damals - tanzt Mario in der Tanzgruppe „Buntes Sträußchen“ des deutschen Forums mit. Meistens ist Astrid Kataro, die aus Keglewitschhausen stammt und zurzeit die Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar besucht, seine Tanzpartnerin. Es geschah bei einer Kulturveranstaltung, bei der Mario Klavier spielte, als er erstmals die Jugendlichen der Tanzgruppe unter der Leitung von Hansi Müller auftreten sah. „Ich fragte nach, ob ich nicht auch mitmachen könnte“, sagt Mario. Getanzt hatte er eigentlich auch früher. Seit seiner Kindergartenzeit und bis zur fünften Klasse lernte er moderne Gesellschaftstänze in Temeswar. Dreimal in der Woche fuhr er damals in die Stadt an der Bega – doch plötzlich war das viele Herumfahren zu viel geworden und er musste darauf verzichten. Die banatschwäbischen Tänze, die Mario besonders gut gefallen, füllen heute erfolgreich die Lücke, die durch den Verzicht auf den Sporttanz entstanden ist. „Ich fühle mich sehr stolz, die banatschwäbischen Trachten zu tragen und diese Tänze zu tanzen“, sagt der junge Mann. „Ich identifiziere mich sowohl mit dem Klavierspielen, als auch mit den Volkstänzen“, fügt er hinzu. 

Nach Abschluss des Lyzeums werden wohl einige seiner Leidenschaften etwas in den Hintergrund rücken. Mario bereitet sich zurzeit für die Aufnahmeprüfung bei der „Poli“ vor. „Ich weiß nicht, ob ich im Studentenheim noch Klavierspielen kann. Ich hoffe aber, nicht komplett darauf verzichten zu müssen“, sagt der Teenager. Ganz bestimmt werden seine Kommilitonen ab und zu das eine oder andere Rezital von Mario genießen können – schließlich steht auch in der Bibliothek der „Poli“ ein Klavier, das von jedermann benutzt werden kann. 

Als die Person, der er das meiste von dem, was er heute macht und ist, zu verdanken hat, betrachtet er seine Großmutter, Monica Stan. „Da meine Mutter seit etwa fünf Jahren in Deutschland arbeitet, war und ist die Oma ständig für mich unterwegs, manchmal auch nachts. Sie hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass ich der Mensch wurde, der ich heute bin“, sagt Mario Mateaș dankbar. Die Bestrebungen der Großmutter haben sich gelohnt: Mario ist heute ein vielbegabter Jugendlicher, der ganz genau weiß, was er später im Leben tun möchte.