Sommerzeit ist nicht gleich Ferienzeit

Studierende lernen in Sommerschule deutsche Kultur in Siebenbürgen kennen

Teilnehmer aus fünf Ländern waren bei der Sommerschule dabei.
Foto: Marius Stroia

Sommerzeit-Ferienzeit? Ja und Nein. Vom 7. bis 14. Juli fand in Hermannstadt/Sibiu eine Sommerschule statt, an der sage und schreibe rund 45 Studierende und Lehrkräfte aus fünf Ländern (Ludwigsburg/Deutschland; Osijek/Kroatien; Novi Sad/Serbien; Pécs/Ungarn; Hermannstadt/Rumänien) teilnahmen, von den vielen lokalen Helfern mal abgesehen. Veranstaltet wurde diese Sommerschule vom deutschen Teil des Departements für anglo-amerikanische und germanistische Studien und der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg in nun schon bewährter Zusammenarbeit der Departementsleiterin Maria Sass und des Geschäftsführers Eugen Christ.

Das sehr reichhaltige Programm sollte die Teilnehmer vor allem mit der deutschen Kultur auf dem Gebiete Rumäniens bekannt machen. Dazu gab es Vorträge zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, zur deutschen Literatur (Maria Sass) und Sprache (Johanna Bottesch) in Rumänien, aber auch Werkstätten (Johanna Bottesch und Sunhild Galter), wo das Gehörte gleich zur Anwendung kam, einen Besuch im Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften, wo Sigrid Haldenwang das siebenbürgisch-sächsische Wörterbuch vorstellte, Begegnungen mit den Hermannstädter Schriftstellern Joachim Wittstock und Walther Seidner und ein mit Hilfe des Carpathian Travel Center sehr ausgewogen zusammengestelltes Besichtigungsprogramm. Dabei kam natürlich auch die rumänische Kultur nicht zu kurz. Neben den imposantesten Kirchenburgen (Birthälm, Tartlau, Heltau, Großau) und Führungen durch die Altstadt von Hermannstadt, Kronstadt und Schäßburg wurden auch das Ikonenmuseum in Sibiel, das Hermannstädter Astra-Freilichtmuseum für bäuerliche Kultur und Technik und die Törzburg/Bran besucht. Aber nicht nur die Zeugnisse der Vergangenheit wurden vorgestellt, durch den Besuch des von der Stiftung Austria pro Romania betriebenen Sozialprojekts in Probstdorf, wo junge Leute ohne Einkommensmöglichkeit, oft Angehörige der Roma-Minderheit, ein Handwerk lernen, kam auch ein Ausblick auf die Zukunft hinzu.

So konnten vor allem die ausländischen Teilnehmer einen kleinen Einblick in das jahrhundertelange Miteinander verschiedener Kulturen in diesem Landstrich, aber auch in die Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen gewinnen. Die fundierte und trotz der vielen Daten kurzweilige geschichtliche Einführung durch Zeno Pinter war für die Teilnehmer beim Auseinanderhalten der auf sie einstürmenden Eindrücke sicher sehr hilfreich, wie auch die ruhige, gekonnte Führung durch den Reiseleiter und Absolventen der Geschichtsfakultät der Lucian-Blaga-Universität, Bogdan Muntean.

Mindestens so wichtig wie das offizielle Programm war aber auch die Tatsache, dass diese jungen Leute aus verschiedenen Teilen Europas einander kennenlernten, Zeit miteinander verbrachten, Freundschaften schlossen und ja, auch miteinander feierten. Sie sind es, die das zukünftige Europa formen werden, die dazu beitragen werden, dass der Traum von einer europäischen Gemeinschaft jenseits der wirtschaftspolitischen Erwägungen der tatsächlichen Verwirklichung näherrückt.