Texas Holdem

Symbolfoto: pixabay.com

Mai 2025 ist nicht mehr weit. Jeder rumänische Bürger wird an einem Pokerspiel beteiligt sein. Es wird Texas Holdem gespielt. Jeder Spieler hält zwei Karten in der Hand. Zwei Karten, die den bevorstehenden Urnengängen entsprechen. Chips fliegen in der Preflop-Wette über den Tisch. Der Einsatz: die Zukunft des Landes, die Zukunft eines jeden Spielers. Jeder und jede überlegen ihren Einsatz. Man ist übervorsichtig. Das Spiel im Dezember, an dem man auch mitgemacht hat, muss wiederholt werden: beim Mischen der Karten war scheinbar ein Fehler geschehen. Dem Dealer gegenüber ist man noch immer skeptisch und man ist bemüht, ihm so genau wie nur möglich auf die Finger zu schauen, auch wenn er beim Mischen Tricks einsetzt, die ein gewisses Können vortäuschen sollen.

Die Chips liegen auf dem Tisch. Jeder Spieler hat das eingesetzt, was er denkt, dass ihm zum Spielgewinn verhelfen wird. Es folgt der Flop. Drei Karten legt der Dealer auf den Tisch. Zwei Buben und eine Dame. Die Dame ist schon allen bekannt. Elena Lasconi. Sie versucht, ein weltgewandtes Auftreten an den Tag zu legen. Mit dem Kreuz am Hals spricht sie von Kompetenzen. Die Spieler, die im Dezember mit dabei waren, können ihr das nicht wirklich abkaufen. In den öffentlichen Debatten um den vorigen Urnengang hat sie eher ihr Unwissen als ihre Expertise zur Schau gestellt. Trotzdem gilt sie noch als eine verkraftbare Alternative. Den Spielern aus der eigenen Partei leuchten noch die Augen, wenn sie sich an das Spiel im Dezember erinnern, doch sie vergessen anscheinend, dass die Karten neu gemischt wurden. 

Auf dem Tisch direkt neben ihr liegt der Bu-karester Bube: Nicu{or Dan. Mathematiker und Bürgermeister der Hauptstadt. Soll das Spiel so verlaufen, wie er es sich wünscht, steht Lasconi auf der Seite der Verlierer. Sollte Lasconi zum siegreichen Blatt gehören, darf er ins Bürgermeisteramt zurückkehren. Beide Karten dienen aber den gleichen Spielern. Und es wird schwer fallen, sich in die eine oder andere Spielrichtung zu entscheiden. Nicht wenige hätten sich gewünscht, dass eine der beiden Karten vom Tisch fällt. 

Auch zum Flop gehört der jetzt bekannteste Fußballfan Rumäniens: George Simion. Der aus der nationalistischen Spielfarbe des Kartenstapels kommende Parteichef hofft, die Hoffnung der Antisystemwählerstimmen zu verwirklichen. Er sieht sich als bündelnde Kraft der Unzufriedenen, die an ein großes Rumänien glauben. Zugegeben, im Dezember schaffte er in seinem öffentlichen Diskurs eine Wende, die so manchen überraschte. Zum Sieg hat es aber nicht gereicht. 

Mit diesen Karten auf dem Tisch versuchen die Spieler vor dem nächsten Einsatz, ihre Chancen zu berechnen. Jeder ist vorsichtig und weiß nicht wirklich wohin. Die Einsätze bleiben aus. Man wartet auf die nächste Karte, die der Dealer aufdecken wird. Doch der Dealer lässt sich Zeit. Er braucht zwei Parteikongresse ,um die Karte aufzudecken. 
Als dann endlich die Jubelrufe der PNL und PSD über das Land tönen, wird auch der Turn, die vierte Karte, aufgedeckt: Crin Antonescu. 

Seit Klaus Johannis ins Spiel gebracht wurde, war Antonescu aus dem Kartensatz verschwunden. Jetzt ist er wieder da. Seine Karte ist offiziell zugelassen. Die Spieler schauen sich verwundert an und fragen sich, was er im Spiel soll. Doch haben die beiden Parteien, die in den letzten Jahren das Spiel für sich entscheiden konnten, treue Spieler am Tisch, die nach vorgegebenen Regeln wetten. Wenigstens hoffen sie das, denn im Dezember waren diese alles andere als parteilinientreu. 

Nun steht die vorletzte Wettrunde an. Der River, die letzte offene Karte, die noch auf dem Tisch fehlt, wird noch nicht aufgedeckt. Unklar, ob diese Karte überhaupt aufgedeckt wird. Die Frage: Ist Călin Georgescu noch im Spiel? Der Dealer selber weiß  noch nicht, wie das Spiel weitergehen wird.