Und siehe, sie leben!

Orgeln aus Schweischer und Weingartskirchen gerettet

Rückseite der restaurierten Hahn-Orgel

Marderschaden an der Maetz-Orgel in Schweischer

Weingartskirchen-Orgel in Tartlau

Die Schweischerer Orgel steht jetzt in Reps. Fotos: die Verfasserin

Die Orgellandschaft Siebenbürgen ist um zwei Instrumente reicher geworden. Nein, es sind keine Neubauten. Für beide Orgeln war es Rettung im letzten Augenblick. Dass es dazu kommen konnte, grenzt an ein Wunder.

Großer Dank gebührt zunächst MdP Ovidiu Ganț, der einen ansehnlichen Restposten aus dem Fördertopf für Angelegenheiten der deutschen Minderheit zugunsten dieser Projekte zukommen lassen konnte. Beim Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A. B. mit Sitz in Hermannstadt gaben Bischof Reinhart Guib und Hauptanwalt Friedrich Gunesch nach Beratungen mit Musikwart Jürg Leutert grünes Licht zur Restaurierung zweier wertvoller, aber gefährdeter historischer Orgeln.

In der evangelischen Kirche von Schweischer/Fi{er war die Samuel-Maetz-Orgel von 1815 bereits ausgelagert, um irgendwann im nahen Reps aufgestellt und wieder spielbar gemacht zu werden. Fieberhaft suchte Kurator Karl Hellwig nach einer Finanzierung dieses Vorhabens. Es versprach, richtig teuer zu werden, hatte doch zum Beispiel der Marder ein Nest im Orgelinneren hinterlassen und dabei ein Drittel aller Pfeifen zerbeult. Als das große Geschenk in Gestalt der Zusage einer vollständigen Sanierung kam, erkrankte Dénes Endre, der junge Orgelbauer, der es umsetzen sollte, schwer. Vergebens wartete das alte, fast ganz original erhaltene Instrument in seiner Werkstatt. Endre verstarb im Frühjahr und wurde von Freunden, seiner Familie und vielen Musikerkollegen tief betrauert. Für ihn sprang ein junger Mitarbeiter ein, der die Restaurierung der Orgel übernahm, obzwar es erst sein zweites Projekt überhaupt war. Ein Wagnis, aber Balogh M. Albert hat es gut gemacht, Die Orgel steht in der erneuerten Repser Kirche und erklingt dort zur Freude der Gemeinde, aber auch zahlreicher Besucher. Was für ein Leidensweg vom unspielbaren Instrument in einer Kirche, die von Einbrüchen erschüttert war, über das Warten in zwei Werkstätten, mit aufwendigem Reparieren, neu Stimmen und Einpassen in einen fremden Raum, bis hin zur festlichen Einweihung in Reps. Die alte Königin erstrahlt verjüngt in neuem Glanz!

Nicht weniger dramatisch war das Schicksal der Johannes-Hahn-Orgel von 1750 aus Weingartskirchen/Vingard im Zeckeschgebiet nahe Mühlbach/Sebe{, Alba. Nein, sie solle in der aufgelassenen Kirche verbleiben, hieß es jahrelang auf Anfrage beim Mühlbacher Bezirk und bei den zuständigen lokalen Entscheidungsträgern. Eulen flogen durch den Raum, das Instrument gab keinen Ton mehr von sich. Tiefblau angestrichen war es außerdem, zum Glück (noch) nicht verwüstet.

Dann kam der Tag, an dem die Orgel ausgelagert werden musste. Zunächst wurde sie in Großpold/Apoldu de Sus deponiert. Wohin mit dem alten Stück? Wer sollte die hohen Kosten stemmen? Ein Instrument mit beschränktem Tastenumfang, mit einer kurzen Oktave und historischer Klaviatur, mehr für Spezialisten geeignet, ohne elektrisches Gebläse…Niemand schien sie zu wollen. Als auch ihre Finanzierung gesichert war, erklärten sich mehrere Gemeinden bereit, der alten Orgel ein neues Zuhause zu geben. Nun steht sie im Burzenland, in der Tartlauer Kreuzkirche, als Zweitorgel in einem Seitenschiff. Die besonders gute Akustik im Raum veredelt ihren Klang. Sie muss nicht für jede Art Musik herhalten, denn in Tartlau/Prejmer steht auf der Westempore bereits eine große Orgel der Firma Wegensteins Söhne. Weil sie – und das ist einzigartig – ganz original erhalten ist, wurden ihre 480 Pfeifen sorgfältig vermessen, ihre Traktur und alle technischen Teile von Barbara Dutli fachgerecht restauriert und ihr Klang von Ferdinand Stemmer sensibel ausgeglichen. In festlichem Rahmen erfolgte ihre Einweihung anlässlich des Tartlauer Treffens im August dieses Jahres. Wer das Wrack in Weingartskirchen kannte und bei seinem Anblick weinen musste, kann sich jetzt nicht genug freuen!