Unsere Welt nach dem glücklich überstandenen Weltuntergang

Wir mit den Hiobsbotschaften, die anderen mit den großen Ereignissen

Symbolgrafik: sxc.hu

Ein neues Jahr sollte doch mit vielen schönen Plänen, Vorsätzen, mit neuen Hoffnungen, kleinen und großen Freuden und Vorfreuden beginnen, nicht wahr? Der rumänische Normalbürger hat sich jedoch schon längst an anderes gewöhnt: Nach dem frohen Weihnachtsfest in der Familie und den rauschenden Silvesterfeiern, je nach Maß und Möglichkeiten, dem landesweit zum Großteil feuchtfröhlichen, beliebten Heiligen Ion sind, wie stets, auch schon die ersten Unkenrufe zu hören. Zwei Wochen nach dem glücklich überstandenen Weltuntergang trudeln auch schon die Hiobsbotschaften ein, die in unserer Öffentlichkeit von den Streithansln der rumänischen Politik und den Medien nur noch angeheizt werden.

Den einfachen Mann trifft vor allem (welch Neuigkeit) die Preisspirale: Mit höheren Produktionskosten und der Erhöhung der Luxussteuer werden so die neuen Teuerungen bei Strom, Erdgas, Dieselöl und den Luxusgütern Zigaretten, Kaffee und Alkohol begründet. Die Akzisen werden 2013 zum Wechselkurs von 4,52 Lei pro Euro und nicht wie im Vorjahr zu 4,30 Lei pro Euro berechnet. Der elektrische Strom wurde ab dem 1. Januar um zehn Prozent teurer. Das Erdgas, von dem immer größere Kategorien der Bevölkerung aber auch zahlreiche Wirtschaftsbereiche abhängen, wird ebenfalls um zehn Prozent, um acht Prozent am 1. Juli und um zwei Prozent im Oktober, verteuert. Der Preis des Dieselöls stieg von 374 Euro pro Tonne auf 391 Euro pro Tonne.

Der Normalbürger erfährt diese Prozedur am eigenen Leibe, jährlich seit der Wende, bei vielleicht sogar kleineren Einnahmen im neuen Jahr oder einem gleichbleibenden, viel zu klein geratenen Familienbudget. Was dem einfachen Mann mit seinen tausend Problemen und Sorgen am meisten wehtut, ist die Tatsache, dass dieser Einbruch hierzulande stets in den sowieso schwer zu überbrückenden Wintermonaten verzeichnet wird. Man kennt es aus den vorigen Wintern: Vor allem die Teuerungen bei Strom, Erdgas und Dieselöl, die sämtliche Wohn-, Heizungskosten und die des allgemeinen Lebensunterhalts bis zum Sommerbeginn in unerträgliche Höhen steigert, machen den Leuten das Leben bis zum Verzweifeln schwer. Und daran leiden vor allem die ärmsten Schichten der Bevölkerung: die Alleinverdiener, Arbeitslosen, Rentner, alle Personen älterer Semester, behinderte und hilfsbedürftige Menschen aber auch kinderreiche Familien.

Im Allgemeinen weniger Geld und auch weniger freie Tage hat der einfache Arbeiter, der Arbeitnehmer im Staatssektor wie im Privatsektor, im Jahr 2013 zu erwarten. Wenn die orthodoxe Kirche auch das Feiern jedes der unzähligen Heiligen wärmstens für das Seelenheil jedes wahren Gläubigen empfiehlt, macht der offizielle Arbeitskalender den Leuten heuer einen dicken Strich durch die Rechnung: Von den vom rumänischen Arbeitsgesetz vorgeschriebenen zwölf gesetzlichen Feiertagen des Jahres bleiben heuer leider nur acht übrig! Der hl. Andrei (30. November) zum Beispiel fällt auf einen Samstag und der Nationalfeiertag Rumäniens (1. Dezember) auf einen Sonntag.

Nach dem turbulenten, von Wahlen, Wahlkampagnen und dem ewigen Streit der Politiker gekennzeichneten Vorjahr 2012 versprechen unsere Politiker, vor allem die neue Macht USL, in der Regierung und im Parlament für 2013 ein aus politischer Sicht ruhigeres Jahr. Damit das öffentliche Leben jedoch nicht zu ruhig wird, haben die drei wichtigsten Parteien, PSD, PNL und PDL, schon rechtzeitig je einen Parteitag für Februar angekündigt.Das Volk soll sich daran gewöhnen, dass die Politiker da sind, nicht lockerlassen und etwas für ihre Wählerschaft tun.

Was geschieht draußen, in der großen Welt?

Auch draußen, in der großen weiten Welt sieht es so oder ähnlich aus. Die Prognosen sind weiterhin besorgniserregend bis schlecht. Die Reichen machen sich Sorgen um ihren Reichtum, die Armen wünschen sich von Gott nur ein wenig mehr Glück und Gesundheit. Ein Zeichen, dass doch etwas nicht stimmt auf dieser Welt ist, dass sich immer mehr Menschen gar nichts mehr wünschen, kurioserweise vielleicht wenigstens Arbeit.

Es gibt auch ein paar schlaue Leute, die vorsorgen. So zum Beispiel Hugh Hefner, das 86-jährige Playboy-Väterchen aus Übersee, macht beherzt weiter auf Verjüngungskur. In der Silvesternacht ist er mit der 26-jährigen Crystal Harris, sechzig Jahre jünger als der Bräutigam, auf dem Playboy-Anwesen in Los Angeles voller Zuversicht seine dritte Ehe eingegangen. Der bekannte französische Filmschauspieler und Unternehmer Gérard Depardieu hat es satt, dem französischen Staat Steuern zu zahlen. Aus Protest gegen die drohende Einführung der hohen Besteuerung für reiche Leute hat er beschlossen, auf seine französische Staatsbürgerschaft zu verzichten. Am 3. Januar dieses Jahres erhielt er von Vladimir Putin, Russlands Machthaber, Schützenhilfe. Dieser gewährte ihm per Staatsdekret die russische Staatsbürgerschaft.

Mitten in der Rezession und einer nie gekannten Krise auf dem inländischen Arbeitsmarkt beschloss die spanische Regierung zu Jahresbeginn, gegen die zahlreichen Gastarbeiter aus Rumänien hart vorzugehen: Mit Genehmigung der EU wurden die Einschränkungen für rumänische Arbeitnehmer auf dem spanischen Arbeitsmarkt bis Ende 2013 verlängert.

Seine eigenen Wege, diesmal hierzulande, geht weiterhin einer der reichsten Bürger des Landes, Gigi Becali. Der Neureiche par excellence, nach der Wende Grundstückbesitzer, Unternehmer und Finanzierer des Fußball-Klubs Steaua Bukarest, hat es nach einem Abstecher im EU-Parlament als Abgeordneter der Nationalliberalen ins rumänische Parlament geschafft. „Was soll’s? Mir gefällt der Luxus“, meinte er dazu. „Und das Haus des Volkes ist gerade das, was ich brauche!” Auch die wertvollen, einheimischen Traditionen seiner ehemaligen Schafhirtenfamilie will er unbedingt beibehalten: Der Politiker deckte sich deshalb für diesen Winter mit Fellmützen, -schals und -kragen aus der Kollektion des rumänischen Designers Daniel Margarit ein. Insgesamt 5000 Euro ließ er sich dieses Zubehör aus Lamm-, Silberfuchs-, Nerz- oder Zobelfell kosten.

Die mondäne Welt: von Ereignis zu Ereignis

Die mondäne Welt, das Weltgeschehen, das in die Geschichte eingehen soll, ist eine strengstens programmierte Hetze von einem Ereignis zum anderen. Auch im Chaos muss etwas Ordnung sein. In der Politik kommt Folgendes auf uns zu: Seit dem 1. Januar hat bekanntlich Irland den Vorsitz im EU-Rat übernommen, ab 1. Juli kommt Litauen ans Ruder. Am 1. Juli soll Kroatien der EU beitreten. Für den 22. September sind im bedeutendsten EU-Land, Deutschland, die Wahlen zum 18. Deutschen Bundestag eingeplant. Unter den Kulturereignissen sind zu vermerken: die Oscarverleihung in Los Angeles (24. Februar), der Eurovision-Songcontest in Malmö (18. Mai), das Oktoberfest in München (21. September bis 6. Oktober), die Frankfurter Buchmesse mit Gastland Brasilien (9. bis 13. Oktober).

Aus der Reihe der zahlreichen Gedenktage seien unter anderem erwähnt: 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner (22. Mai), 75. Jahrestag von Superman, 50. Jahrestag der ersten Rolling-Stones-Schallplatte (im Juni), 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi (10. Oktober), 50. Jahrestag der Ermordung von J. F. Kennedy (22. November). Unter anderen sind folgende UNO-Gedenktage angesetzt: Tag der Muttersprache (21. Februar), Weltgesundheitstag (7.April), Internationaler Tag der Demokratie (15. September), Tag der Toleranz (16. November), Tag der Menschenrechte (10. Dezember). Das Jahr 2013 ist außerdem zum Jahr der Forelle, des Holzapfels, der Schlingnatter und des Leberblümchens erklärt worden.
Religiöse Anlässe: katholisches und evangelisches Osterfest (31. März), orthodoxes Osterfest (5. Mai), Ramadan (9. Juli bis 8. August) und Jom Kippur (14. September)

Summa summarum: Trotz des weltweit wahrscheinlich noch größeren Rummels als im Vorjahr, ist nichts wahrlich neu in dieser, unserer Welt, die doch erst kürzlich einen Weltuntergang glücklich überstanden hat. Was für die einen eine richtige Endzeit ist – im chinesischen Kalender schreibt man das Jahr 4709 bis 4710 – erscheint anderen wie ein neuer Aufbruch (das Jahr 102 im Koreanischen Kalender der Juche-Ära). Das neue Jahr 2013 ist doch nichts anderes als nur ein anderer, kurzer Augenblick in der großen Ewigkeit. Das soll uns zumindest in einzelnen Augenblicken bewusst sein.