Vom „Eisernen Bischof“

…und dem Ende der Industrie im oberen Bersautal

Die Referenten der Jubiläumsfeier der Gründung von Reschitza, (v.l.n.r.): Dr. Ada Cruceanu-Chisăliţă, Dr. Angelo-Narcis Pop, Bischof Alexandru Mesian, Erwin Josef Ţigla
Foto: der Verfasser

Dr. Ada-Mirela Cruceanu-Chisăliţă hat sich während ihrer Zeit als Leiterin der Kulturbehörde Karasch-Severin auf Industriegeschichte (um-)profiliert, nicht zuletzt, weil sie unbedingt das industrielle Erbe des Banater Berglands vor der Verlotterung und dem Einschmelzen bzw. Verfall retten wollte, die nach der Wende einsetzten. Auch heute ist sie davon überzeugt, dass Reschitza und sein Industrieerbe unter UNESCO-Schutz hätten gestellt werden müssen. Erwin Josef Ţigla lud sie am Mittwoch im Rahmen einer zweiteiligen Vormittagsveranstaltung ein, die genau am Tag stattfand, als vor 248 Jahren die ersten Hochöfen im Oberen Bersautal eingeweiht wurden, also zur Wiederkehr der Geburtsstunde der Industrie von Reschitza, zu diesem Thema zu referieren.

Für die Industriehistorikerin Dr. Cruceanu-Chisăliţă ist das letzte große Vorzeigeprodukt, das Reschitza hervorgebracht hat, der kinetische Brunnen aus Edelstahl des Herder-Preisträgers Constantin Lucaci: die Zusammenarbeit der Reschitzaer Werke, der Adminis-tration und des besonderen Menschentyps, den Reschitza „erschmolzen“ hat – kurz gesagt: der Geist von Reschitza – haben dieses große Denkmal des reellen Geistes dieser Stadt zustande gebracht, „das letzte große Denkmal, das sich die Reschitzaer selber setzten, denn ohne den nur hier geschaffenen Edelstahl und ohne die hohe Kunst des Feingusses von Stahl, die in Reschitza beherrscht wurden, hätte das keine andere Stadt fertiggebracht.“ Die Referentin schlug einen großen Bogen ab der Gründung von Reschitza („Eigentlich sind es bereits in diesem Jahr 250 Jahre, seit Maria Theresia den Ukas unterschrieb, der als Gründungsurkunde des modernen Reschitza gilt!“) und durch die besonderen Augenblicke, die die Stadt erlebte (Gustave Eiffel forderte das Rezept des Stahls für die Konstruktion des Eiffelturms aus Reschitza an…) und bis in die Tage des Niedergangs nach 1989. Alles in allem eine gut dokumentierte Präsentation, die nicht die urbanistischen Aspekte vergaß und das langjährige Zusammenwirken von Stadtverwaltung und Werksführung würdigte, wobei die längste Zeit Letztere das letzte Wort hatte.

Der zweite Teil des späten Mittwochvormittags würdigte den in Reschitza geborenen Märtyrerbischof der griechisch-katholischen, mit Rom unierten Kirche, Dr. Valeriu Traian Frenţiu, ein Glücksmoment der wiedererstarkten unierten Gemeinschaft von Reschitza, die mit ihrem jungen Vorsitzenden Bogdan Mihai Mihele zahlreiche Projekte schafft und eine überraschende Vitalität zeigt, die auch diesmal im deutschen Kulturzentrum „Alexander Tietz“ voll zur Entfaltung kam. Bogdan Mihele würdigte den jüngst, zusammen mit weiteren sechs unierten hohen Klerikern, von Papst Franziskus seliggesprochenen Märtyrerbischof (von denen oft als „Bischof Dr. Frenţiu und seine sechs Gefolgsleute“ gesprochen wird) mit einer akribisch dokumentierten Biografie. Mehrere unierte Gläubige ergriffen ebenfalls das Wort, bevor der Generalvikar der Diözese Lugosch, Monsignore Dr. Angelo-Narcis Pop, und danach der Bischof, Monsignore Alexandru Mesian, persönlich vorschlugen, dem aus Reschitza stammenden Märtyrerbischof den Beinamen „der Eiserne“ zu verleihen, angesichts seiner Glaubensstärke, die er gegenüber den Securitate-Häschern bewies, aber auch aufgrund seiner Herkunft aus der Hochburg des Eisens. Das wurde mit Beifall aufgenommen. Daraufhin zeigte Bischof Mesian Empathie mit Reschitza, indem er auf die Kenntnisse zurückgriff, die er sich aneignete während seiner Zeit im Untergrund, als Techniker des Unternehmens für Bergbauausrüstungen Baia Mare, besänftigte väterlich den Stolz der Reschitzaer, die Bischof Frenţiu als „ihren Bischof“ bezeichnen, wogegen er eigentlich Bischof in Lugosch und Großwardein war, und verlas abschließend einige Gedanken anlässlich des bevorstehenden 67. Todestags des seliggesprochenen Märtyrerbischofs. Danach beschenkte der Bischof Hauptveranstalter Ţigla und das Kulturzentrum mit Büchern, zum Dank für die Sympathiebekundungen, die hier seit Jahren für die unierte Glaubensgemeinschaft zum Ausdruck gebracht werden.