Waldreichster Landeskreis, verlustreichste Forstverwaltung

Die Forstdirektion Karasch-Severin fuhr 2023 die höchsten Verluste aller staatlichen Forstverwaltungen Rumäniens ein. Ihr Leiter geht bald mit einer fetten Bonifikation in Rente

Das Banater Bergland ist das eigentliche Buchenland Rumäniens. Hier gibt es Gegenden, wo die Buche in ungewöhnlich steilen Hanglagen – von 60 Grad und mehr – wächst. Fotos: Werner Kremm

Die Haselkätzchen sind bereits in voller Blüte – schlecht für Pollen-allergiker, schön als erster Frühlingsgruß

Es gibt in Rumänien zwei staatliche Forstverwaltungen, die mehr als 400.000 Hektar (Staats-)Wald bewirtschaften: Suceava (438.000 Hektar) und Karasch-Severin (434.000 Hektar). Suceava erwirtschaftete, laut dem Minister für Umwelt, Gewässer und Forste Mircea Fechet, einen Gewinn von 105.093.000 Lei. Karasch-Severin liegt auf dem letzten Rang der 43 staatlichen Forstverwaltungen, mit einem Verlust von 34.798.000 Lei. Unterm Strich liegen die 43 staatlichen Forstverwaltungen, die allein über drei Millionen Hektar Staatswald (plus erhebliche, aber vom Minister nicht konkret angegebene Mengen an Privatwaldungen) bewirtschaften, laut Fechet insgesamt bei einem Plus von mageren 42 Millionen Lei, doch (oder denn) 24 staatliche Forstverwaltungen (eigentlich: Forstdirektionen, vom Rumänischen Direcție Silvică, Kürzel DS) haben 2024 mit Verlust „gewirtschaftet“. 

Fakt ist, dass DS Suceava, als beste staatliche Forstverwaltung, wie eine einsame Spitze dasteht, mit ihrem Profit von 105.093.000 Lei, denn schon die drei nächstplatzierten Forstverwaltungen DS Neam] (52.472.000 Lei), die RNP Zentrale (35.125.000 Lei – eine typisch rumänische poltische Erfindung – in der Art der unzähligen Agenturen – zur Beschaffung kulant honorierter Posten für Handverlesene, die faktisch in weiten Teilen als Parallelinstitution von Romsilva arbeitet, denn sie verwaltet das Nationale Institut für Forschung-Entwicklung in der Forstwirtschaft „Marin Dracea“, ist die „Zentrale Öffentliche Autorität“ für die gesamte Forstwirtschaft Rumäniens und verwaltet den Autonomen Regiebetrieb „Admi-nistra]ia Patrimoniului de Stat“/Verwaltung des Staatsvermögens – lies: die nur „Auserwählten“ zugänglichen Objekte, Gelände und Einrichtungen des Staates für hohe und höchste Staatsbedienstete) und DS Bacău (30.040.000 Lei) sind schon weit abgeschlagen. Bilden aber die Gruppe der irgendwie noch Lobenswerten, denn schon die Spitze der Nächstplatzierten, die DS Mureș, hat 2024 nur einen Profit von 13.009.000 Lei erwirtschaftet, während die Restgruppe der „Positiven“ (die Forstverwaltungen Alba, Prahova, Harghita, Arge{, Vâlcea, Hermannstadt/Sibiu (+3,149 Mio. Lei), Botoșani, Vaslui, Kronstadt/Brașov (+1,135 Mio. Lei), Vrancea, Sathmar/Satu Mare (+101.000 Lei…) zwischen 6,474 Millionen Lei (DS Covasna) und 45.000 Lei (DS Bihor) Profit „erwirtschaftet“ haben.

Bergland, Spitzenreiter im Negativen

Unter den 24 Verlust-Direktionen des Nationalen Regiebetriebs Romsilva figuriert auch das Hotel der staatlichen Forstverwaltung, das Hotel „Silva“ in der Nähe des Lacul Tei in Bukarest (Verlust 2024: 1,047 Millionen Lei). Aber auch die Forstverwaltungen DS Buz²u, DS Giurgiu, DS Hunedoara (-1,621 Mio. Lei), DS Temesch (-1,780 Mio.Lei), DS Olt, DS Ialomi]a, DS Călărași, DS Ilfov, DS Klausenburg (-5,527 Mio.Lei) , DS Jassy, DS Galatz, DS Sălaj, DS Brăila, DS Gorj, DS Teleorman, DS Mehedinți, DS Dâmbovi]a, DS Bistritz-Nassod/Bistrița Năsăud, DS Dolj, DS Arad (-14,727 Mio.Lei – hier sitzt als Chef ein ehemaliger, schon seit Jahren in Rente befindlicher Romsilva-Generaldirektor, der neben seiner für Forstamts-Landeschefs relativ bescheidenen Rente von mehr als 1500 Euro auch einen Monatslohn von steuerbereinigt fast 8000 Euro kassiert), DS Maramure{, DS Konstanza und DS Tulcea (Jahres-Verlust der Forstverwaltung des Donaudeltas 2024: 25.358.000 Lei). Und auf dem immerhin auffälligen letzten Rang fungiert das Banater Bergland unter der glorreichen Führung des (im Politischen und Privaten extrem wendigen) Forstingenieurs Ion Tabugan.

Am 31. Dezember 1990 belief sich der Forstbesitz des rumänischen Staates laut offiziellen Angaben auf 6.341.260 Hektar. Die sukzessiven Rückerstattungsgesetze des von den Kommunisten nach ihrer Machtübernahme entschädigungslos verstaatlichen Vermögens führten dazu, dass die staatliche Forstverwaltung 2018 – neuere Daten konnte der Autor nicht einsehen – noch 3.135.927 Hektar Forstbesitz des Staates verwaltete. Wie schon erwähnt: die Privatforste, die Romsilva über seine Forstdirektionen und Forstamtsbezirke zur Verwaltung anvertraut sind, sind dabei nicht mitgerechnet, machen aber nach Schätzung von Umweltorganisationen weit über 80 Prozent der Privatforste Rumäniens aus. Wie ersichtlich, liegt ein Viertel der Staatsforste in den beiden Landeskreisen Suceava und Karasch-Severin, im Banater Bergland.

Von den 3.135.927 Hektar „Romsilva-Land“ sind 3.031.700 Hektar laut Übersichten des Ministeriums für Umweltschutz, Gewässer und Forste bewaldet. Auf 25,7 Prozent dieser Fläche – 780.230 Hektar – stehen Nadelhölzer. Die Buchenwälder bedecken 969.933 Hektar der Staatsforste, was rund 32 Prozent der Staatsforste ausmacht. Es ist also nicht falsch, wenn man viele der Bergstöcke der rumänischen Karpaten als „Buchenland“ bezeichnet – was am wenigsten auf die eigentliche Bukowina zutrifft, wo Nadelwälder vorherrschen… Auf 551.382 Hektar stehen Eichenwälder (18,2 Prozent), „andere Hartholzsorten“ stehen auf weiteren 517.727 Hektar oder 17,1 Prozent der Gesamtforste des Staates. „Diverse Weichholzsorten“ bedecken sieben Prozent der Staatsforste Rumäniens, was 212.428 Hektar entspricht.

Mit diesem Zahlenreigen will nur nachgewiesen sein, dass sowohl flächen-, als auch qualitätsmäßig beste Voraussetzungen für eine nachhaltige Waldwirtschaft auf dem Staatsgebiet Rumäniens vorhanden sind. 

Sonderrechte per Selbstbedienung

Es kommt letztendlich auf die Menschen an, die den Waldreichtum Rumäniens verwalten – also pflegen und nachhaltig wirtschaftlich nutzen sollten, wie es ihre Dienstverpflichtung und ihr Arbeitsvertrag vorschreibt. Dass sie sich über Parlamentarier aus ihren Reihen oder über die Jagdverliebten unter den ins Parlament Hochgespülten finanzielle Bedingungen geschaffen haben, die ihnen (die Normalbürger schockierende) saftige Löhne und Abfindungen gesetzlich zugesichert haben (siehe oben, aber auch im Weiteren…) und dass es sie nicht das Schwarze unterm Nagel schert, was ihre Tätigkeit den künftigen Generationen bringt – „Forstwirtschaft ist Generationenwirtschaft, was wir heute tun, ernten unsere Enkel“, ist der logische Leitspruch sendungsbewusster Forstleute – darüber ein Fall von Interesse aus dem Banater Bergland, dem Schlusslicht unter den Forstdirektionen Rumäniens.

Der staatlichen Forstverwaltung des Banater Berglands steht ein gewisser Ion Tabugan seit Jahren vor. Sein Fall (er war schon öfter in den Schlagzeilen der Medien, auch im Blickfeld der Antikorruptionsbehörde DNA – die ADZ berichtete wiederholt) kam dem Unterzeichner dieser Zeilen in Erinnerung, als Umweltminister Mircea Fechet unlängst erklärte, dass infolge der Effizienzlosigkeit der 41 plus 2 (Silva-Hotel und RNP Zentrale) Forstverwaltungen Rumäniens im Rahmen der Sparmaßnahmen der Regierung eine Menge Forstdirektionen „unter der Leitung der effizienteren“ zu zehn, höchstens fünfzehn zusammengelegt werden. Bei dieser Gelegenheit machte der Minister auch die Rangordnung der Verwaltungseffizienz der Forstdirektionen öffentlich, aber auch eine Reihe von – gesetzlich wohlabgesicherten – finanziellen Privilegien, derer sich die höheren Forstbeamten erfreuen, unabhängig davon, wie effektiv sie die ihnen anvertrauten Staatsforste verwalten (u.a. die schon erwähnten zehn Bruttolöhne beim Inrentegehen). Werden die uneffizienten Forstverwaltungen aufgelöst, steht sicher jene des Banater Berglands an erster Stelle, Nur: den, der sie brutal an die Wand gefahren hat, Direktor Ion Tabugan, trifft die mit der Auflösung verbundene Streichung des Direktorpostens nicht! Er wird ziemlich sicher am 1. April, seinem Geburtstag, wenn er 65 Jahre alt wird, in Rente gehen. Und ziemlich ebenso sicher auch noch die zehn Bruttolöhne Abfindung einstreichen, die auch er sich in den 12 Jahren zugesichert hat, als er im Parlament saß (von Interessenskonflikt kann bei Parlmentariern doch keine Rede sein!). In jedem Arbeitsvertrag eines höheren Forstbeamten steht klipp und klar, dass ihnen die „zehn Bruttolöhne im Netto-Quantum“ zustehen. Das sind im Falle eines DS-Direktors gut über 100.000 Lei. Dazu kommen die Renten-Boni, die er sich, zusammen mit den anderen Parlamentsmitgliedern, während seiner zwölf Parlamentsjahre (2008-2020) zugeschanzt hat (natürlich auch kein Interessenskonflikt, wenn man sich selber sein Einkommen, seine Zulagen, die Höhe seiner Rente mit Gesetzeskraft verankert!). 

Caragiales Phantasie überschattet

Auch politisch sehr charakterfest ist der Mensch: 2008 gelangte er als PNL-Mann ins Parlament, sattelte dann um zur UNPR des zwielichtigen Vier-Sterne-Generals a.D Gabriel Oprea (genannt der „Unterhosen-General“, weil er für die Heeresbekleidung zuständig war), schwenkte dann zur PMP des Ex-Präsidenten Traian Băsescu und, immer witternd nach einer Partei, die ihm einen wählbaren Listenplatz fürs Parlament sichert, wechselt noch rasch zur ALDE Călin Popescu-Tăriceanus und spaziert schließlich zurück zur PNL, die ihn neuerlich dort einsetzte, von wo er ausgegangen war, nachdem er schon mal acht Jahre lang dort den Chefsessel drückte: als Direktor der DS Karasch-Severin. Das ist er nun wieder seit fünf vollen Jahren…

Wie gut er als solcher war und ist, zeigt der letzte Platz unter allen staatlichen Forstverwaltungen Rumäniens, nach Erreichen dessen er nun bald in Ehren in Rente gehen wird. Nach ihm folgt wohl die sprichwörtliche „Sintflut“, indem die Forstdirektion Karasch-Severin, die Verwalterin des größten kompakten Buchenwaldgebiets Rumäniens, des Gebiets mit den einzigen kompakten Lindenwäldern des rumänischen Karpatenraums und mit den meisten und größten Forstschutzgebieten (darunter die europaweit einzigen Überreste des europäischen  Urwalds und der einzige grenzüberschreitende Naturpark Rumäniens, der rumänisch-serbische am Eisernen Tor/Dscherdap), aufgelöst wird.