Wallfahrt und Gemeindejubiläen

Enge Zusammenarbeit zwischen rumänischer Verwaltung, Landsmannschaft, Foren und Kirche

Wallfahrt in Guttenbrunn | Fotos (2): Astrid Weisz

Kirchweih in Lovrin | Foto: Daniel Spătaru

Seit 14 Jahren wird auf Anregung von Bischof emeritus Martin Roos am 2. August, zum Portiunkula-Tag die deutsche Wallfahrt zum Gnadenort Maria Radna im Banat veranstaltet. Es ist ein Pilgertag sowohl für Banater Schwaben aus Rumänien als auch aus dem Ausland. Mit der Zeit hat sich etabliert, dass rund um dieses Datum verschiedene Feste und Zusammenkünfte seitens der Heimatortsgemeinschaften im Banat organisiert werden, ähnlich wie der Banater Konzertsommer, den der Banater Musikforscher und Organist Dr. Franz Metz organisiert. 

Mit der Zeit haben sich die Beziehungen zwischen den Vereinen der Banater Deutschen hüben und drüben und teils auch mit den hiesigen Kommunalvertretern so stabilisiert, dass Veranstaltungen oft sowohl deutsche als auch rumänische Unterstützung erhalten. Während das Interesse der deutschen Gemeinschaften an solchen Veranstaltungen offensichtlich ist, betrachten rumänische Verwalter solche teils als Imagepflege, teils als Tribut an freundschaftliche Beziehungen, die seit vielen Jahren gepflegt werden, und wiederum andere hegen einen wahren Respekt für die einstigen Nachbarn und tüchtigen Landsleute, die das Dorf- und Stadtbild geprägt haben. Die Ausgewanderten und ihre Nachkommen ziehen Sehnsucht, Nostalgie aber auch Neugier und der Gemeinschaftssinn in ihre alte Heimat. 

Die deutsche Wallfahrt

Der 2. August hat sich als Wallfahrtstag der Banater Deutschen nach Maria Radna etabliert, sei es für die Landsleute aus Rumänien oder für jene, die längst andere Länder ihre Heimat nennen. In diesem Jahr erwies sich dieser Festtag fast als kleiner Heimattag: die Banater Schwaben und die Berglanddeutschen, Amtsträger, Forumsvertreter sowie einfache Christen, über 15 Geistliche und eine Vielzahl an Mitgliedern der Landsmannschaft Banater Schwaben versammelten sich in der Basilika Minor, um Dankgebete und Anliegen vor die Gnadenmutter Maria von Radna zu bringen. Der Generalvikar der Diözese Temeswar begrüßte Regina Lochner, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Bernard Gaida, den Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Minderheiten (AGDM) in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), Christian Knauer, den Vorsitzenden im Bund der Vertriebenen in Bayern, Peter-Dietmar Leber, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben mit Ehefrau Hiltrud Leber, Harald Schlapanski, den Vorsitzenden des Kreisverbands Bayern der Landsmannschaft, Erwin Josef }igla, den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Helmut Weinschrott, den Vorsitzenden der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, aber auch zahlreiche Ehrenvorsitzende und Vorstände der Heimatortsgemeinschaften, von denen manche mit Fahnenabordnungen angereist waren. Die Predigt sprach zur deutschen Wallfahrt Hauptzelebrant Pfr. Josef Hell aus Trockau, der aber bis 1990 im Banat gedient und durch seine Tüchtigkeit den Begriff der Hell-Linie geprägt hat, während Dr. Franz Metz und Musiker aus dem Banat und aus Deutschland mit traditionellen Marienliedern und Banater Kompositionen für den erhöhenden musikalischen Rahmen sorgten.

Das gemeinsame Mittagessen im Kloster gab Gelegenheit zum Austausch und Plaudern, zum Wiedersehen, zum Verschnaufen, bevor man sich das Klostermuseum ansah oder sich um 14.30 Uhr auf den Kalvarienberg hinter der Wallfahrtsbasilika einfand, zur traditionellen Kreuzwegandacht.

300 Jahre am guten Brunnen

In der Arader Gemeinde Guttenbrunn wurde am Wochenende nach der Deutschen Wallfahrt das 300. Ansiedlungsjubiläum festlich begangen. Dazu waren über 300 Landsleute aus Deutschland angereist, aber es beteiligten sich auch viele Banater Schwaben und Würdenträger an dem Fest mit seinen verschiedenen Höhepunkten. Sei es der Gottesdienst mit der himmlisch dargebotenen Musik, die Segnung der neu renovierten Wendelin-Kapelle, das umfangreiche bunte Kulturprogramm, der Tanzabend oder die Gedenkmomente an den Heldendenkmälern oder auf dem Friedhof – keiner ging bei diesem Fest leer aus. Die große Teilnahme überwältigte und freute Hiltrud Leber, die Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Guttenbrunn: „Einige waren seit mehr als 30 Jahren nicht mehr in Guttenbrunn. Einige haben ihre Kinder und Enkelkinder, die in Deutschland geboren wurden, mitgebracht, für einige der erste Besuch in der Heimat ihrer Eltern und Großeltern.“ Sie und der Vorstand der Heimatortsgemeinschaft waren nebst dem katholischen Pfarrer Ioan Cadarean, der aus Lippa/Lipova und Neudorf auch für Guttenbrunn zuständig ist, und der Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Dănuț Codrean, die Haupttriebfedern für das groß gefeierte Jubiläum „300 Jahre Guttenbrunn“. 

Bleibende Zeichen wurden gesetzt: Die alte Dorfkirche, die Sankt-Wendelin-Kapelle, wurde samt Altar renoviert und neu gesegnet, im Kirchenvorraum wurde eine Ansiedlertafel enthüllt, ebenso eine dreisprachige Infotafel an der Wendelin-Kapelle, während am Kriegerdenkmal eine weitere aufgestellt worden ist. Die Heimatortsgemeinschaft hat zu dem Anlass außerdem eine Ortsmonografie herausgegeben und einen versilberten Messingtaler stanzen lassen. 

Das Fest begann am Samstagmorgen mit dem Aufmarsch in Guttenbrunner Trachten, getragen von Jugendlichen und Erwachsenen aus Deutschland, Temeswar, Detta und Großsanktnikolaus vom Kulturheim zum Rathaus, um die Gemeindeväter zum Fest einzuladen. Die Musik spielten die Banater Musikanten. Die üppigen langen, plissierten, bunten Kirchweihtrachten der Mädchen sind die schönsten, aufwendigsten und mit ihren 15 Kilogramm wohl auch die schwersten im Banat, erklärte Edith Singer, selbst mit Guttenbrunner Wurzeln. Zum feierlichen Hochamt wurde sodann die große Guttenbrunner Kirche voll. Hauptzelebrant war erneut Josef Hell, der für die Gemeinde bis zu seiner Ausreise zuständig war. Einen besonderen musikalischen Rahmen gab es durch Dr. Franz Metz, der diesen Festgottesdienst in die Reihe „Banater Konzertsommer“ eingeschlossen hatte und eine in Guttenbrunn aufgefundene Missa Brevis des Temeswarer Domkapellmeisters Vincens Maschek zusammen mit Solisten und einem Streicherquartett, nebst bekannten Festliedern, darbot.

Nach der Messe wurde zur Kapelle marschiert, wo Hiltrud Leber einen kurzen Vortrag über das kleine Gebetshaus hielt und den Dank an Kirche und Gemeinde richtete, die bei der Renovierung mitgeholfen hatten. Der Festzug brach sodann zum Kriegerdenkmal hinter der Kirche auf, wo für die Seelen der Verstorbenen in den beiden Weltkriegen gebetet wurde. Dort gab es auch Gelegenheit für das festliche Gruppenbild, bevor man sich im Marschschritt zur Musik der Banater Musikanten auf den Weg zum örtlichen Josef-Scheirich-Stadion machte. Ein riesiges Festzelt bot Schatten vor der brütend heißen Sonne, dazu eine Bühne und Essensstände, sowie weitere überdachte Biertischgarnituren.

Auf der Bühne wechselten sich Tanz- und Musikdarbietungen mit den Reden der Würdenträger ab. Die Moderation meisterte freundlich und gekonnt HOG-Vorsitzende Hiltrud Leber. In den Guttenbrunner Kirchweihtrachten traten Tänzer von Banater Rosmarein und Edelweiss Detta auf, während die aus Großsanktnikolaus angereisten Mitglieder der Tanzgruppe Buntes Sträußchen in der Tschanader Kirchweihtracht vortanzten. Nachdem sie an dem Tag an der Lowriner Kirchweih teilgenommen hatten, trat auch die Erwachsenentrachtengruppe Banater Kranz aus Temeswar auf. Für einen musikalischen Höhepunkt sorgte Johann Schiller, der mit den Banater Musikanten Guttenbrunner Kompositionen seines Vaters einstudiert hatte. Am späten Nachmittag gab es rumänische Folklore mit Gesang und Tanz von Trauenauer und Schöndorfer Gruppen. Zur Musik von Astrid Marsel und Siegfried Potche Marsel ging am Abend die Unterhaltung mit Tanz und guter Laune weiter.

Die Feier zu 300 Jahren Guttenbrunn, die sowohl die Gemeinschaft, den Zusammenhalt zwischen den einstigen und den jetzigen Bewohnern Guttenbrunns, als auch die Traditionen und Bräuche hochleben ließ, endete jdeoch erst am Sonntag mit einem weiteren Gottesdienst, Totengedenken auf dem Friedhof und Kranzniederlegung an der orthodoxen Kirche. Das Fest soll zwar einmalig sein, die ausgewanderten Guttenbrunner wollen ihr Engagement in der alten Heimat jedoch damit nicht abschließen, sondern auch in den kommenden Jahren in freundschaftlicher Zusammenarbeit Projekte durchführen.

Wieder Kirchweih in Lovrin

Nach mehr als drei Jahrzehnten wurde in der Temescher Gemeinde Lovrin erneut das Kirchweihfest mit Trachtenumzug gefeiert. 240 Jahre seit der deutschen Ansiedlung und der Wiedergründung des deutschen Ortsforums waren Anlass für das große Fest nach banatschwäbischem Brauch. Einstige und heutige Lovriner aus dem Banat und hauptsächlich aus Deutschland kamen am 3. August im festlichen Rahmen zusammen, um die Ansiedlung der Auswanderer aus dem Elsass und Lothringen (1784-1785) zu feiern, wobei die Pfarrgemeinde bereits 1777 mit bulgarischen katholischen Siedlern gegründet worden war, so Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin.

Dutzende Paare marschierten durch Lovrin, einst eine vorwiegend deutsche Ortschaft; mit dabei die Trachtenträger der Gruppen Banater Kranz, Hatzfelder Pipatsche, Buntes Sträußchen Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare, Billeder Heiderose, Vergissmeinnicht Busiasch, Banat-Ja Arad und Sanktanna sowie die Blaskapelle Nădlaceanca. Der langjährige Bürgermeister Marius Graur und Ortspfarrer Cristinel Bălan wollten schon länger ein Kirchweihfest im Ort veranstalten. Den Enthusiasmus dazu brachten sodann auch die Heimatortsgemeinschaft mit, aber auch das zu diesem Zweck ins Leben gerufene Deutsche Ortsforum. Nach dem Trachtenumzug ging es zum Gottesdienst in die Antonius-Kirche mit den Wandmalereien von Franz Ferch. Generalvikar Johann Dirschl zelebrierte den Gottesdienst zusammen mit Pfarrern aus der Umgebung, mit anschließender Andacht und Kranzniederlegung am Heldendenkmal. Erst seit wenigen Monaten gibt es in Lovrin ein deutsches Ortsforum, berichtet dessen Vorsitzende Roswitha Retzler: „Wir haben vorläufig 55 Mitglieder und es gibt noch welche, die sich einschreiben wollen. Und wir nehmen uns viel vor außer Kerweih, kurze Ausflüge in der Gegend und vielleicht machen wir auch einen Traubenball und Kathreinerball, denn wir sitzen sowieso immer sonntags zusammen.“