Wer wird „Auslandsdeutsche des Jahres 2023“?

Jeder weltweit kann mitwählen!

Die Wahl zur „Auslandsdeutschen des Jahres“ findet 2023 zum vierten Mal statt. Es ist eine Gemeinschaftsaktion der deutschsprachigen Medien in aller Welt und mittlerweile der bedeutendste internationale Wettbewerb von und für Auslandsdeutsche. Dabei geht es vor allem um das Engagement für die eigene Kultur.  In diesem Jahr haben vier Bewerberinnen die Endausscheidung erreicht – darunter eine Ukrainedeutsche, eine Deutschamerikanerin, eine Deutschkanadierin und eine Elsässerin aus Frankreich.

Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe) und Ideengeber für die Aktion hob hervor: „Der Wettbewerb soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe bei deutschsprachigen Kultur- und Medieninstitutionen motivieren. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen stärker aufmerksam zu machen. Unterstützer der besonderen Aktion ist die Stiftung Deutsche Sprache“.

Diana (Ukraine)

Diana ist Ukrainedeutsche und wohnt in Munkatsch/Mukatschewo, in der Region bekannt auch als Transkarpatien, wo seit rund 300 Jahren eine größere Anzahl von Deutschstämmigen, die aus Franken kamen, lebt. Sie besitzen in der Stadt ein eigenes Kulturzentrum, das von Dianas Großmutter gegründet wurde. Diana leitet den preisgekrönten deutschsprachigen Mädchenchor „Singende Herzen“, der schon einige Auslandsauftritte absolviert hat. Sie versucht nicht nur, mit dem Chor die Sprache ihrer Vorfahren am Leben zu erhalten, sondern arbeitet auch noch als Deutschlehrerin. Der Fortbestand des deutschen Kulturzentrums in Munkatsch ist leider gefährdet, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind. Landesweit gesehen bedroht der Krieg die Existenz der deutschen Minderheit insgesamt. Viele der über 30.000 Ukra-inedeutschen befinden sich auf der Flucht und in einigen Regionen wurden deutsche Kulturzentren durch Beschuss komplett zerstört. 

Irmgard (USA)

Sie ist Gründungsmitglied der „Gesellschaft für zeitgenössische amerikanische Literatur in deutscher Sprache“ und Herausgeberin der einzigen Zeitschrift für deutschsprachige Gegenwartsliteratur in den USA namens „TRANS-LIT2“. Nachdem Irmgard als geborene Schlesierin 1963 von Deutschland in die Vereinigten Staaten auswanderte, studierte sie dort Germanistik. Danach war sie über Jahrzehnte als Universitätsdozentin sowie Professorin für deutsche Sprache und Literatur tätig – zuletzt an der Staatsuniversität Colorado in Fort Collins, wo sie sich noch immer am örtlichen Deutschklub engagiert. Ihre Muttersprache begeistert sie so sehr, dass sie diese nicht nur wissenschaftlich gefördert hat und zig Deutschlehrer ausbildete, sondern in ihrer neuen Heimat noch selbst Lyrik und Prosa auf Deutsch verfasste. 

Rund 100 deutschsprachige Magazine, Mitteilungsblätter oder Zeitungen erscheinen in den USA, darunter die älteste Zeitschrift und die älteste Wochenzeitung in deutscher Sprache weltweit. Über 50 Millionen US-Amerikaner sind deutschstämmig und stellen damit die größte ethnische Gruppe des Landes dar. Die dort lebenden Amischen, die ursprünglich aus Südwestdeutschland einwanderten, benutzen ihre althergebrachte Muttersprache ganz selbstverständlich im Alltag. 

Heidi (Kanada)

Die gebürtige Nürnbergerin lebt seit 1961 in Kanada und ist seit 25 Jahren Moderatorin des deutschsprachigen Senders „RADIO HERZ“ in Waterloo bei Toronto. Der Sender wurde von ihrem Lebenspartner Paul gegründet. Er und Heidi betreiben ihn zusammen mit einer Gruppe engagierter Ehrenamtlicher. Seit vielen Jahren strahlt man das Programm mit ausschließlich deutscher Musik nicht nur über Antenne, Kabel und Satellit, sondern auch über das Internet aus, um die mehr als drei Millionen Deutschstämmigen in ganz Kanada erreichen zu können. An einigen Orten, wo deutschstämmige Mennoniten konzentriert leben, ist Deutsch bis heute Alltags- und Umgangssprache. 

Leider ist der Fortbestand des einzigartigen Hörfunkprojektes „RADIO HERZ“ mit Wunschkonzerten, Interviews deutscher Schlagersänger oder Live-Veranstaltungen in deutsch-kanadischen Klubs gefährdet, da Heidi und Paul die Arbeit aus Altersgründen kaum noch stemmen können. Nachfolger werden gesucht.

Manon (Elsass/Frankreich)

Sie ist studierte Deutschlehrerin. Nachdem sie fünf Jahre lang an zweisprachigen Grundschulen im Elsass tätig war, hat sie sich seit 2022 ganz auf das private Unterrichten des Elsässer Dialektes spezialisiert. Um Kindern das Elsässische auf spielerische und lustige Art zu vermitteln bzw. das Interesse zu reaktivieren, nutzt sie zwei selbst gestaltete regionaltypische Figuren namens „Hafele und Storichele“. Demnächst soll ein zweisprachiges Kinderbuch von ihr mit den beiden bereits preisgekrönten Figuren erscheinen. In ihrer Freizeit engagiert sich Manon zudem als Schauspielerin und Autorin bei einem deutschsprachigen Dialekt-Theater. Als Kind war Französisch für sie eine Fremdsprache, denn ihre Eltern, die seit Generationen in der Region leben und deutsche Vorfahren haben, redeten mit ihr zu Hause nur „Elsässerditsch“. 

Obwohl die über eine Million deutschsprachigen Elsässer im Osten Frankreichs die größte deutsche Minderheit Europas sind, werden sie weder von der französischen noch von der deutschen Regierung als solche entsprechend anerkannt und gefördert. Medien und Schulen, die komplett in Hochdeutsch berichten bzw. unterrichten, waren früher in Frankreich verboten und werden weiterhin erheblich behindert oder fast gänzlich verhindert.