Ein hoffnungsloser Kranker wurde wider Erwarten gesund. Freudig rief er aus: „Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen!“ Soldaten entrannen dem tödlichen Trommelfeuer und sagten voller Freude: „Wir sind mal wieder heil davongekommen.“ Nach fünfjähriger Deportation in der Sowjetunion wurde uns im August 1949 offiziell mitgeteilt, dass wir bis Jahresende die Sowjetunion verlassen „müssen“. Darauf erfolgte unsererseits eine Explosion der Freude. Noch blieben wir einige Monate im Lager, noch mussten wir weiterhin arbeiten, aber die Vorfreude auf die baldige Heimkehr machte die folgenden Wochen viel leichter. Was hat diese Vorfreude verursacht? Die Antwort lautet: „Aus Leid kann Freude werden!“ Die von Leid Verschonten kennen diese Freude nicht. Genau diese Freude meinte der Apostel Paulus in seinem Philipperbrief: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Der Herr ist nahe!“ Auch ein beliebtes Weihnachtslied will uns diese Wahrheit verkünden: „Welt ging verloren, Christ ist geboren! Freue dich, o Christenheit!“ Aus Verlorenheit wird Heil. Advents- und Weihnachtsfreude sind Vorboten unserer Erlösung. Sie bewirken in uns das große Gut der Vorfreude. Sie ist uns so notwendig wie das Licht der Sonne der Morgenröte. Es ist wahr: Aus Leid wird Freude!
Wir alle hungern nach Freude. Wir sind geradezu Freudenjäger. Warum erfahren so viele Menschen die Freude nicht? Weil sie sich gegenseitig „Steine in den Rucksack“ legen. Einige junge Studenten machten einen Ausflug. Auf einem Rastplatz spielten sie einem Kollegen einen Schabernack. Heimlich legten sie einige Steine in dessen Rucksack. Auf dem weiteren Weg fühlte der Betroffene, dass sein Rucksack schwerer geworden war. Stöhnend trug er ihn bergan. Schließlich untersuchte er den Rucksack und fand die Steine. Es war ein böser Scherz von Seiten seiner Freunde. Wie handeln wir? Der Apostel Paulus mahnt uns: „Einer trage des andern Last!“ Wir handeln oft umgekehrt. Statt einander das Leben zu erleichtern, erschweren wir es. Jeder hat in seinem Rucksack Lebenslasten zu tragen. Aus Leichtsinn, aus Unachtsamkeit oder gar Bosheit legen wir Steine in den Rucksack der anderen. Diese handeln dann an uns nach dem gleichen Rezept: „Wie du mir, so ich dir!“ So schleppen wir oft unnötige, von uns geschaffene Lasten durchs Leben. Diese aber sind Freudetöter. Lastenschlepper singen kein Alleluja.
Wie verhält sich der überzeugte Christ in Lagen, die statt Freude nur Leid bringen? Ein Jäger hörte aus einem Gebüsch einen Gesang. Neugierig drang er in das Gehölz und fand einen Mann, von Aussatz im letzten Stadium befallen. Erstaunt fragte er den Leidensmann: „Wie kannst du, da du schon vom Tode gezeichnet bist, fröhliche Lieder singen?“ Der Mann antwortete: „Zwischen Gott und mir ist nichts mehr, was uns trennt, als die Wand von Erde, mein Leib. Wenn dieser zusammengebrochen und diese Zwischenwand gefallen ist, komme ich zu Ihm. Ich sehe schon, dass mein Leib sich täglich mehr und mehr auflöst. Darum bin ich voller Vorfreude und singe mit Herzensjubel. Ich erwarte die Auflösung meines Körpers, da ich dann ohne Hindernis zu Gott, der Quell des Lichtes und der Freude, gelangen kann!“
Die richtige christliche Einstellung zum Leben ist diese: Nicht danach jammern, was wir verlieren, sondern uns darauf zu freuen, was wir gewinnen werden. Recht hat der Dichter: „Hab Freude im Herzen, ob´s stürmt oder schneit, ob der Himmel voller Wolken, die Erde voll Streit. Hab Freude im Herzen, dann komme, was mag, dann leuchtet voll Lieb´ dir der dunkelste Tag!“
Es hängt von uns ab, ob unser Leben eine dunkle, freudlose Nacht oder ein heller Tag voller Vorfreude ist. Wenn in unserem Herzen der Glaube an Christus, dem Retter, als Licht leuchtet, bringt er die Vorfreude hervor, wie die aufgehende Sonne Licht und Wärme. Machen wir das Pauluswort auch an uns wahr: „Freut euch, denn der Herr ist nahe!“ Wir erfahren dabei: Aus Leid wird Freude!