Lesen Sie bitte die Perikope Lukas 1,26-56. Die hier geschilderten Ereignisse sind für uns Christen heiliges Land, das nur mit größter Ehrfurcht beschritten werden darf, denn hier ist Gott bei den Menschen, hier vereint er sich und verschmilzt mit ihnen, gibt ihren Stimmen göttliche Worte der Wahrheit und macht sie zu kostbaren Gefäßen seiner Herrlichkeit. Zwei Frauen, Elisabeth und Maria, sind die Erstlinge seiner Begnadung und beide erfahren diese im Ureigensten ihres Frauseins, in ihrer Mutterschaft. Damit ist zugleich auch das Wesen des Neuen Bundes definiert, nämlich als die auf Fruchtbarkeit angelegte Verbindung eines jeden Christen mit Gott. Auch der forscheste Mann bringt nur als Braut Christi gute Früchte.
Etwas völlig Neues tut sich uns hier auf, wofür wir keinen Vergleich in der Geschichte der Menschheit haben: Gott nimmt Wohnung in seinem Geschöpf, der Ewige durchdringt das Endliche, die aus dem Himmel Verstoßenen werden wieder hineingenommen in die Einheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Der Herr ist mit dir“, „Der heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Diese Zusprüche des Engels dienen zur Ermutigung deren, die sich als des Herrn gehorsame Magd bezeichnet und werden später zur frohen Botschaft für alle, die Marias Haltung einnehmen. „Selig bist du, die du geglaubt hast!“ So segnet Elisabeth ihre Verwandte und durch sie alle Gläubigen.
Zart und abgeschieden beginnt das große Werk der Erlösung, von außen her als Fehltritt deutbar, in Wahrheit und im ganzen wunderbaren Umfang nur dem Engel Gabriel und Maria bekannt: „Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß?“ „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ Es ist der Mutter Jesu und ihrem Mann Joseph nicht eingefallen, den göttlichen Ursprung ihres Sohnes öffentlich zu behaupten, sie haben die augenscheinliche Interpretation ihrer Mitbürger schweigend hingenommen (Matthäus 13,55f): „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns?“
Ja, es gefällt Gott, dort wo er sich den Menschen offenbart, es so zu tun, dass es menschlich nicht nur aussieht, sondern auch ist. So ist Jesus Christus wahrer Mensch, die Bibel ist von Menschen geschriebene Literatur und im Abendmahl haben wir Brot und Wein. Darüber hinaus aber ist Jesus auch wahrer Gott, die Bibel ist Gottes Wort und das heilige Abendmahl ist die Gemeinschaft des Leibes und des Blutes Christi. Für geistliche Trampel, Ungläubige und Spötter bleiben diese Aspekte verborgen und am besten lässt man sie bei ihrer Meinung, denn hier scheiden sich die Geister. Den Götzendienern reicht es schon, wenn sie sich auf Weihnachtsmärkten ergehen können und unter dem Christbaum „Stille Nacht“ singen.
Der Glaube ist nicht jedermanns Ding, wie der Apostel Paulus sagt. Damit müssen wir leben. Wir werden es nicht verhindern können, dass einige immer neu das Leben Jesu erklären, andere mit textkritischen Methoden die heilige Schrift zerlegen und dritte die Symbolik des heiligen Abendmahls lang und breit abhandeln. Das Heilige aber sollte man nicht zur Debatte stellen, es auch nicht wie eine Ware anpreisen, sondern wir wollen es demütig im Kreis der Eingeweihten verehren. Das Vertrauen, das Maria in Gott und in ihren Sohn hatte, müssen auch wir aufbringen, denn der Allmächtige wird, was er angefangen hat, auch vollenden an den Menschen seines Wohlgefallens. Er will keine Verteidiger sondern Zeugen. Amen.