Wort zum Sonntag: Der Erzengel Michael und alle Engel



„Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles. Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut! Lobe den Herrn, meine Seele! Herr mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; du baust deine Gemächer über den Wassern. Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes, der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern. Halleluja!“
Die obigen Auszüge aus den Psalmen 103 und 104 sind von einer atemberaubenden Dynamik und Ausdruckskraft, so dass kein vernünftig glaubender Mensch auf die Idee kommen sollte, sich Gott einsam thronend in der Höhe vorzustellen, ohne die Heerscharen seiner Diener um ihn herum, ohne die Engel, die starken Helden, die seinen Befehl ausrichten. In der gesamten Schöpfung ist alles Gott untertan, alle Elemente, alle Gewalten sind ansprechbar für ihn und gehorchen seinem Wort. Wir sehen bloß den Sturmwind, das Feuer, die Hitze oder die Kälte und nennen sie blinde Naturkräfte, aber sie alle werden zu Engeln, wenn Gott sie ruft, und sie beugen sich seinem Willen. Stets ist der Gläubige umgeben von Engeln, nie ist er allein.

So wie der Ozean bei seiner Berührung mit dem Festland entsprechend der Beschaffenheit des Ufers sich verschieden darbietet und deshalb auch verschiedene Namen erhält, aber im Grunde derselbe Ozean ist, so ist auch Gott in unüberschaubarer Vielfalt engelhaft anwesend an allen Orten seiner Herrschaft und dennoch der Eine und der Selbe. Wird der Sachverhalt weiter verfolgt, so schaudert es einen, wie nahe Gott dem Menschen ist, wie sehr er an allem teilnimmt, was wir tun und lassen. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ rufen wir vor Freude erschrocken aus und möchten uns am liebsten verbergen vor ihm, doch er ist überall. Welch ein Trost, dass es väterliche Liebe ist, die seine Engel über uns wachen heißt.

Es ist anzunehmen, dass alle Engel und Erzengel der himmlischen Heerscharen ihre eigenen Namen haben, doch wir kennen bloß einige davon, weil sie sich selber den Menschen, mit denen sie zu tun hatten, vorgestellt haben. Sie treten bloß im Auftrag in Erscheinung und geben nur das Nötigste von sich preis. So können wir nicht wissen, welcher gerade für uns tätig war, wenn er es uns nicht sagt. Sie anzubeten, verbieten sie uns selber und weisen uns an Gott, dessen dienstbare Kräfte sie sind. Mitknechte der Propheten und Apostel sind sie. Vorläufig sind die Frommen niedriger gestellt als die Engel wegen der Macht der Sünde, aber dereinst werden die Überwinder mit Preis und Ehre gekrönt als Kinder über ihnen stehen.
In der Schrift lesen wir, dass Engel Menschen beschützen oder Verderben über sie bringen, dass sie menschliche Initiativen fördern oder sich ihnen entgegenstellen, dass sie Sonne, Regen, Wind und Wetter beherrschen, Seuchen und Epidemien auslösen und beenden, mit dem Satan und seinen bösen Engeln kämpfen, dass sie das Schicksal der Kriege wenden und vieles andere mehr. Kurz gesagt: Gott hat die Welt im Griff. Es geschieht nichts unkontrolliert und ohne seinen Willen. An Gott glauben, zu ihm beten und ihn walten lassen, ist der Part der Christen in dieser großen Symphonie. Es ist ein Schauspiel in echt, auf Leben und Tod, was da abläuft, und Christen sollen Akteure sein und sich nicht als Opfer inszenieren. Amen.