WORT ZUM SONNTAG: Die beste Gottesgabe

Der größte Dichter des Mittelalters und der erste Liebeslyriker des Abendlandes war der in Florenz im Jahre 1265 geborene Dante. Als junger Mann mischte er im politischen Leben im „Rat der Hundert“ kräftig mit. Das war aber zur damaligen Zeit ein lebensgefährliches Geschäft. In den aufstrebenden italienischen Stadtstaaten rivalisierten Patrizierfamilien, Stadtmagistrate, kaiserliche und päpstliche Anhänger um die Macht. So kam es oft zu kleinen Gefechten und großen Bürgerkriegen. Dante und seine politischen Freunde verloren in Florenz. Er wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Es gelang ihm zu entfliehen. Von nun an war er ein Gehetzter und Heimatloser. Unstet reiste er von Ort zu Ort, nirgends konnte er bleiben. An einem stürmischen Regenabend 1307 klopfte er an die Pforte des Klosters „Santa Croce del Corto“. Auf die Frage des Abtes, was er begehre, antwortete der Gehetzte: „Ich suche den Frieden!“

Wir alle wollen in Frieden leben. Viele Menschen glauben, dass materielle Sicherheit und politische Macht den inneren Frieden herbeiführen können. Stimmt das? Dann wären die Mächtigen und die Superreichen die friedvollsten und glücklichsten Menschen. Hören wir einen an, der vom Habenichts zum Multimillionär geworden ist: „Ich glaube nicht, dass ich jetzt besser dran bin als damals, als ich keinen Dollar in der Tasche hatte. Damals schmeckte mir das Essen besser, ich hatte weniger Sorgen und schlief besser. Damals war ich glücklicher!“ Das erklärte Pullmann, der Erfinder des Schlafwagens.
Die Jagd nach dem Mammon und sein errungener Besitz erwecken viele Sorgen, aber keinen Herzensfrieden. Diese Lebenswahrheit bekräftigt der Apostel Paulus in seinem Brief an Timotheus: „Wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen. Wenn wir Kleidung und Nahrung haben, soll uns das genügen. Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen, er verfällt vielen sinnlosen und schädlichen Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht!“ (1Rim 6,7-10)

Es wurden bisher viele blutige und zerstörerische Kriege geführt. Was Machthaber dazu getrieben hat, war Ruhmsucht und Habgier. Wie sinnlos das im Grunde ist, erhellt folgende Geschichte: Ein Feldherr hatte in vielen Eroberungszügen die Grenzen seines Reiches immer weiter ausgedehnt, bis er an das Land des mächtigsten Herrschers stieß. Dieser lud ihn zu einem Staatsbankett ein. Statt saftiger Braten und köstlicher Früchte, ließ er dem Gast eine goldene Schale voller Perlen und kostbarer Edelsteine servieren. Erstaunt rief der Feldherr aus: „Aber Perlen und Edelsteine kann man doch nicht essen!“ „Das wundert mich“, sagte der Gastgeber, „essen die Leute in deinem Land keine Juwelen?“ „Ich esse nur zwei Brote am Tag. Das ist für mich genug“, antwortete der Feldherr. „Wenn das stimmt, was du sagst, woran ich keinerlei Zweifel habe“, überlegte der Herrscher, „dann müssten die zwei Brote doch auch in deinem Land zu finden sein. Warum also bist du ausgezogen, um so viele Länder zu unterwerfen?“

Frieden in der Welt können weder machtlüsterne noch habgierige Menschen schaffen. Der Friede ist ein geistiges Gut, das nur ein geistiger Geber schaffen kann. Dieser geistige Geber ist Gott. Deshalb müssen wir mit Gott in ständiger Verbindung bleiben. Aus seiner Fülle des Friedens empfangen wir dieses so kostbare und beglückende Gut. Auch nur solche Menschen, die mit dem „Gott des Friedens“ eng verbunden sind, können selbst „Friedensstifter“ werden. Diese Gabe des Friedens wurde uns bei der Geburt nicht in die Wiege gelegt. Wir müssen uns um den inneren Frieden, der allein den äußeren Frieden hervorbringen kann, ernstlich bemühen. Der 34. Psalm sagt uns, wie wir ihn erlangen können: „Meide das Böse und tu das Gute; suche den Frieden und jage ihm nach!“ Das bekräftigt der lebenserfahrene Dichter Angelus Silesius (1624-1677): „In jedem ruht ein Bild dess´, was er werden soll. Solang er das nicht ist, ist nicht der Friede voll!“
Der Mensch mit dem Frieden im Herzen erkennt in allen Dingen der Welt die Güte Gottes.