Während dieser Advents- und Weihnachtszeit ist mir anhand der biblischen Lesungen wieder einmal deutlich geworden, wie zukunftsorientiert Gott im Umgang mit den Menschen ist: Die Bücher der alttestamentlichen Propheten sind ganz durchsetzt mit Voraussagen über den kommenden Erlöser, der dem aktuellen Elend im Großen wie im Kleinen ein Ende setzen und paradiesische Zustände errichten wird. Heeresmacht wird er vernichten, die Bedränger in die Schranken weisen, Ketten und Bande lösen, Hunger und Not werden ein Ende haben. Jedem Einzelnen verheißt Gott, ihn zu reinigen von seinen Sünden, vergessen soll sein die Schuld der Vergangenheit; zugedeckt oder ins Meer geworfen, soll ihrer nicht mehr gedacht werden.
Auf jeder Seite der heiligen Schrift begegnen wir Gottes Aufforderungen zu einem Neuanfang unter seiner Führung, wenn wir bloß ablassen von Hartherzigkeit und Ungehorsam. Gott hält nicht viel von psychologischer Aufarbeitung der Vergangenheit, er verliert keine Zeit mit dem Herumstochern in alten Geschwüren, sondern erneuert kurzerhand den ganzen Menschen. In Jesaja 43,18f heißt es: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr ‘s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Das gilt sowohl im politischen als auch im sozialen Bereich. „Neues Glück und neues Leben will uns Gott aus Gnaden geben.“
Und was tun wir? Oder genauer: Was tun jene, die ohne Gott diese Welt organisieren und das Leben meistern wollen? Sie widmen sich dem Studium der Geschichte und der Statistik, sie sind bestrebt, den roten Faden ausfindig zu machen, der sich durch Zeiten und Kulturen zieht, um ihn dann belehrend in die Zukunft zu verlängern. Letzten Endes findet dann jeder Forscher einen eigenen roten Faden, den er als Lösung anpreist. Den Suchenden fehlt in diesem wirren Angebot von Deutungen jede Orientierung, so dass sie sich schließlich für ihren eigenen Weg entscheiden. Wenn der nicht mehr weiterführt, beendet man eben einen Lebensabschnitt oder ruft eine Zeitenwende aus und versucht etwas Altes von Neuem.
Selbst wer die Geschichte kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen, denn was wir als Fortschritt betrachten, ist nichts als ein Kreisen um die eigenen Begierden und Ängste. Dem tritt Gott mit einem Plan zur Erlösung des Menschengeschlechts entgegen, den er schon im Alten Bund durch die Sprüche der Propheten teilweise zu erkennen gibt, um ihn dann durch Jesus Christus im Neuen Bund in vollem Umfang zu offenbaren. Die wichtigsten Elemente des göttlichen Heilsplanes sind das Ersetzen der Vergeltung von Schuld durch Vergebung und der Ausgleich des Ungenügens durch Barmherzigkeit und Gnade. Diese beiden Änderungen brechen den Kreislauf des Lebens auf und machen daraus einen linearen Weg auf Gott hin.
Wer diesen Weg beschreitet, der tut es im Glauben daran, dass Jesus der Sohn Gottes und unser Heiland ist. Kein Ungläubiger, kein Zweifler und kein Spötter ist dazu imstande. Deshalb gibt es einen großen Unterschied zwischen Christen und Heiden: während die Heiden mit Angst in die Zukunft schauen, dafür aber in Erinnerungen schwelgen und ihr Lebensgefühl aus der glorreichen Vergangenheit speisen, trachten die Christen danach, zu vergessen, was hinter ihnen liegt und nach dem Ausschau zu halten, was Gott für seine Kinder vorbereitet hat. Glaube, Hoffnung und Liebe, diese mächtigen Kraftquellen des Lebens mit Gott sind alle drei auf das zukünftige Neue gerichtet, das wir mit großer Zuversicht erwarten. Amen.