WORT ZUM SONNTAG: Gemeinsam – Gemeinschaft

Wie oft haben wir in den letzten Wochen gehört: „Gemeinsam schaffen wir es.“ Dabei wurde von uns hauptsächlich erwartet, dass wir soziale Distanz halten, uns nicht zu nahe kommen, damit wir uns nicht voneinander anstecken. Ich hatte mit dem Wort „gemeinsam“ Probleme. Wie soll man etwas gemeinsam vollbringen, wenn man nicht zusammenkommen kann, keine Tuchfühlung miteinander hat, allenfalls per Telefon miteinander zu kommunizieren und sich per Internet auszutauschen vermag. Ist das Menschliche dabei nicht zu sehr unterdrückt worden?

Gewiss, es war erstaunlich, wie sich Nachbarn und Freunde bemühten, solchen beizustehen, die als Ruheständler das Haus nicht verlassen konnten. Manche haben auch Chancen für Entwicklungen gesehen. Internetgottesdienste erreichten Menschen, die weit entfernt lebten. Es wird nichts mehr so sein wie früher, hat man uns gesagt. Umstellung war und ist gefragt. Auf welches Ziel hin?

Der erste Satz aus dem Predigttext für den morgigen Sonntag lautet: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ (Apostelgeschichte 4,32). So sollte es also unter den Christen, unter uns sein. Davon lebt die Gemeinde, dass man zusammenhält „in guten und in schweren Tagen“. Die Tage, die wir langsam hinter uns lassen, waren in dieser Hinsicht „schwere Tage“. Wir waren in einer Krise, wie seit lange nicht mehr. Das griechische Wort „Krise“ heißt Gericht. Wir waren und sind noch unter dem „Gericht“. Aber wir wissen nicht wofür, wir empfinden es als eine Notsituation. Und das wichtigste war: auf Distanz bleiben. „Für-einander-da-Sein war auch: Möglichst weit weg voneinander. Damit kann das „Gemeinsame“ nicht gepflegt werden. Es gilt durchzuhalten. Das Predigtwort vom Sonntag fährt fort: „Keiner sagte von seinen Gütern, dass sie sein sind, sie hatten alles gemeinsam“. Das war nicht Kommunismus, wie ihn viele von uns erlebt haben, es war Gütergemeinschaft, wo die Güter weitgehend von den Eigentümern besorgt und auch gewinnbringend gepflegt wurden. Bloß hatte der Eigentümer darauf verzichtet, sie als sein Eigentum zu betrachten. Wenn es Not gab, konnte man davon etwas bekommen. Insofern waren die Güter der Gemeinde. Jeder hatte sich bereit erklärt, davon abzugeben, wenn damit anderen geholfen wird. Joseph, genannt Barnabas, tat einen größeren Schritt: Er verkaufte alles und gab es den Aposteln in Verwaltung. Denn er ging in die Mission. Er wollte, wie Jesus es getan, davon leben, dass er predigte und die Leute ihn in ihre Häuser aufnehmen und mit Nahrung versorgen. Er wurde Wanderprediger ohne Eigentum. Wie dann auch später der Apostel Paulus. Aber die Gemeinden lebten davon, dass sie Gemeinschaft pflegten und bereit waren, wann immer von ihren Gütern abzugeben. Man half sich gegenseitig. Natürlich auch geistig-geistlich im gegenseitigen Gespräch. Und man bekam innere Kraft aus dem Wort Gottes.

Das sollte uns zu denken geben. Internet-Gottesdienste sind für den Übergang wichtig, aber eine Gemeinde lebt in Gemeinschaft, wo man sich sieht, miteinander spricht und sich gegenseitig hilft, materiell oder immateriell. „Gemeinsam schaffen wir es“, hat man uns gesagt. Wir hoffen sehr, dass unsere Gemeinschaft wächst, wenn wir uns sehen, sprechen, besuchen und so besser aufeinander achten können. Dann ergeben sich auch die notwendigen Veränderungen. Und sie stehen im Segen, wenn sie vor Gott getroffen werden, im Achten auf sein Wort. In der Gemeinschaft.