WORT ZUM SONNTAG: Märtyrerblut ist kein Racheblut

Die Christenverfolgungen im Römischen Reich zogen sich mit Unterbrechungen fast drei Jahrhunderte dahin. Man müsste meinen, in unserer modernen Zeit wären Glaubensverfolgungen undenkbar. Das Gegenteil ist der Fall. Im 20. Jahrhundert geschahen größere und umfassendere Verfolgungen als in allen vorherigen Jahrhunderten zusammengenommen. Die Zahl der Glaubensmärtyrer des 20. Jahrhunderts übersteigt die Zahl der Opfer aller vorherigen Verfolgungen. Und was die Verfolgungen im 20. Jahrhundert so unfassbar macht: Dass sie in christlichen Ländern geschehen sind. Der Anfang der Verfolgung begann in Mexiko, das doch schon seit Jahrhunderten christlich war. Dann folgten die blutigen Verfolgungen im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Das Hitlerregime in Deutschland brachte Abertausende von Priestern und aufrechten Christen aus Deutschland und den besetzten Gebieten in die Konzentrationslager und aufs Schafott. Lenin begann in der Sowjetunion wohl die größte systematische Verfolgung aller Zeiten, die Stalin noch blutiger fortsetzte. In der Sowjetunion ging die Zahl der Opfer in die Millionen. Aber alle diese Opfer zeigen, dass auch in unserer Zeit der Geist Christi in vielen Menschen lebt und ihnen die Kraft gibt, auch das Letzte, das Leben, für ihre christliche Überzeugung hinzugeben.

In diesem Artikel wollen wir 50 junger christlicher Helden gedenken, die schon am Anfang des spanischen Bürgerkrieges ihr Leben für Christus geopfert haben. König Alfons XIII. dankte 1931 ab. Spanien wurde eine Republik. Mehrere Regierungen wechselten einander ab. Bei den Wahlen im Jahre 1936 errang die extreme Linke die meisten Stimmen. General Franco erhob sich gegen die linke Regierung. So brach am 17. Juli 1936 der Bürgerkrieg aus. Die Linken sahen in der katholischen Kirche einen Verbündeten Francos. Aber die Kirche hatte weder Soldaten noch Waffen und griff auch nicht in den Krieg ein. Dennoch richtete sich der erste Schlag der Linken gegen die Kirche. Diese war militärisch total machtlos und konnte sich nicht in den Krieg einmischen. Es war sehr leicht, gegen die Vertreter der Kirche vorzugehen, da es keinen Widerstand gab.

In der kleinen Bischofsstadt Barbastro, an den Ausläufern der Pyrenäen gelegen, brach schon am folgenden Tag der Verfolgungssturm los. Ein von Anarchisten gebildetes Revolutionskomitee übernahm die Macht „zum Schutz der republikanischen Freiheit“. Die Maßnahmen dieses Komitees richteten sich zuallererst gegen alle, die in der katholischen Kirche eine Funktion oder irgendeinen Einfluss hatten. Fast 90 Prozent der Priester und der Bischof der kleinen Stadt Barbastro wurden Opfer des roten Terrors. In der Stadt befand sich damals das Studienhaus des Ordens der Clarentiner. Über vierzig junge Theologiestudenten im Alter zwischen 21 und 25 Jahren studierten dort Theologie. Ein Drittel der Kleriker stand kurz vor der Priesterweihe.
Bereits am 20. Juli 1936 durchsuchten Angehörige der Miliz das Ordenshaus, um dort angeblich versteckte Waffen zu finden. Sie fanden nur Gebet- und Studienbücher, aber keine Waffen. Offenbar schienen den Revolutionären diese geistigen Waffen gefährlich, denn die ganze Gemeinschaft wurde verhaftet. Die drei leitenden Priester kamen in das bereits überfüllte Stadtgefängnis. Die jungen Kleriker wurden im Theatersaal der Piaristenschule interniert. Die Verpflegung war miserabel. Trinkwasser selten. Badewasser keins. Zu den körperlichen Qualen kamen psychische hinzu. Die Rotgardisten handelten widersprüchlich. Immer wieder wurden die Gefangenen zum Erschießen an die Wand gestellt oder man versuchte, sie mit verlockenden Angeboten kirre zu machen, z. B. schickte man öfters Prostituierte in den Saal.

Die jungen Männer blieben, allen Verführungstaktiken zum Trotz, fest und standhaft. Selbst als Nacht für Nacht Schüsse der Erschießungskommandos hallten, konnte die drohende Todesgefahr sie nicht wankend machen. Ihre christliche Überzeugung überwand die Todesangst. Zig von ihnen wurden erschossen. Sie sagten zu ihren Mördern: „Wir verzeihen euch aus ganzem Herzen. Wenn wir im Himmel sind, werden wir für euch beten. Das Blut, das aus unseren Wunden fließen wird, soll kein zum Himmel schreiendes Racheblut sein!“
Papst Johannes Paul II. hat diese jungen Glaubenshelden am 25. Oktober 1992 selig gesprochen.