Wort zum Sonntag: Ohne Sieger kein Sieg

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ So ruft Jesus in Matthäus 11,28ff ganz allgemein der Menge zu und meint damit die Erleuchtung durch seine Belehrungen, die der Menschenseele Ruhe bringen. Im Johannesevangelium Kapitel 4,14 sagt er zur Samariterin: „Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ So ist es auch mit der Erquickung der Seele: wenn Jesus sie belebt und stärkt, so bleibt sie dauerhaft lebendig und stark und kennt keine Verzagtheit mehr, es sei denn, der Teufel habe sie überlistet.

Weil Jesus durch seine Auferstehung Tod und Teufel besiegt hat, ist seither für alle, die an ihn glauben, Zeit des Sieges und der Freude, in der die musikalisch Begabten Gott mit Psalmen und Lobgesängen preisen, während die anderen in Poesie oder Prosa seine wunderbaren Taten rühmen. Unser Glaube ist die Leiter, die uns mit Gott verbindet, auf der Gebete und Botschaften auf und nieder steigen und uns zu Siegern machen in den Anfechtungen, denen alle menschlichen Geschöpfe ausgeliefert sind. Wie Jesus bei aller Sanftmut und Demut des Herzens über die Bosheit der Teufel und der Menschen triumphiert hat, wie die Apostel es ihm mit Erfolg nachgetan haben, so sind auch alle, die in Christus leben, zu Siegern bestimmt.

Als Sieger muss ein Christ sich vor der Welt zeigen, wenn er Christus glaubhaft verkörpern will. Das neue Leben soll allen Menschen kundgetan werden; nicht mit Hinweis auf andere, sondern am eigenen Beispiel. Wie Jesus zu Thomas sagte: Sieh meine Hände. Sieh meine Seite. So soll jeder Christ sagen können: Folgt mir nach, wie ich Christus nachfolge. Dabei soll er sich lieber Überheblichkeit vorwerfen lassen als Mutlosigkeit. Viele gehen nämlich in der geistlichen Waffenrüstung einher und vollführen Scheingefechte, aber wenn der Feind naht, ducken sie sich weg und hüllen sich in feige Demut. Ja, wenn keine konkreten Werke da sind, gibt es nichts festzuhalten, folglich auch keinen Kampf und entsprechend auch keinen Sieg.

Christus allerdings erwartet von denen, für die er gestorben ist, Mut bei der Verteidigung der Güter und des Lebensraumes, die er durch seinen Opfertod der Welt abgerungen hat. Im zweiten und dritten Kapitel des Buches der Offenbarung richtet er an sieben Gemeinden je ein Sendschreiben, in denen er Bezug nimmt auf die jeweilige Lage und die Verfassung der Gläubigen und ihnen Lob oder Tadel erteilt. In jedem Schreiben verheißt er besondere Gnadengaben jenen, die standhaft bleiben in den Anfeindungen und alle Widrigkeiten überwinden. Christi Zuneigung gehört eindeutig jenen, die Gottes Gebote halten und auf diese Weise seinen Sieg über die Welt bekräftigen, sei es auch unter Verlust ihres Lebens. 

Aus der Perspektive des thronenden Gottessohnes sind die Überwinder auf Erden eine bevorzugte Kategorie von Jüngern, weil sie sein irdisches Erlösungswerk fortsetzen und die Mächte des Bösen zurückdrängen. Auf die wankelmütigen Christen, die heute Buße tun für ihre Sünden von gestern, und das wiederholtermaßen, ist kein Verlass; sie machen aus dem Kreuz eine Witzfigur für die Spötter. Über sie freuen sich zwar die Engel im Himmel und empfangen sie mit hellem Chorgesang, aber die Überwinder erhalten die Harfen Gottes und singen selber das Lied der beiden großen Sieger, des Mose und Christi, des Lammes, die den Namen Gottes verherrlicht und sein Volk der Verheißung entgegengeführt haben. Amen.