Wort zum Sonntag: Wichtig ist der Glaube des Herzens

In der Apostelgeschichte 8,26-39 lesen wir vom Kämmerer aus Äthiopien oder Mohrenland, wie das früher hieß, – einem Finanzminister auf Pilgerfahrt zur heiligen Stadt Jerusalem. Von einem Politiker erwartet man solche Reverenzen in Richtung Gott eher nicht, aber Politiker tun das, denn niemand ahnt mehr, was Allmacht bedeutet als jene, die an den Hebeln der Macht sitzen. Wer mit Mönchen ins Gespräch kommt, wird staunen, wie viele Minister und Staatssekretäre sich regelmäßig hinter Klostermauern zu stillen Tagen zurückziehen. Höhere Anforderungen zeigen dem Menschen eben Grenzen auf und veranlassen ihn, Weisheit und Kraft außerhalb seiner selbst zu suchen. Klöster und heilige Stätten sind beliebte Orte dafür.
Der Minister der Königin Kandake nahm das sehr ernst, denn er vertiefte sich noch auf dem Heimweg in das Studium der heiligen Schriften. Aber wie kam ein Äthiopier zum Glauben an Israels Gott? Die Überlieferung sagt, die Verbindung dieser Afrikaner zum Tempelkult in Jerusalem gehe auf die Zeit des Königs Salomo und den Besuch der Königin Makeda von Saba bei ihm zurück. Sie beschenkte ihn überaus reich und nahm dafür von seiner Weisheit und Israels Gottesglauben mit und etablierte ihn in ihrem Reich. Auch zeugte Salomo mit ihr den Menelik, den Stammvater des äthiopischen Königshauses. Dieser soll später die Bundeslade mit den Gesetzestafeln aus dem Tempel von Jerusalem nach Äthiopien gebracht haben.
Doch zurück zu unserer Perikope. Mit größter Selbstverständlichkeit erzählt Lukas, dass der Engel des Herrn den Evangelisten Philippus dem reisenden Kämmerer nachsandte und der heilige Geist ihn anwies, sich seiner anzunehmen. Der las zwar im Buch Jesaja, verstand aber nicht, worum es sich da handelte. Gott belohnte diesen naiven Eifer durch Zusendung eines Auslegers, der ohne viele Umschweife direkt das Ziel der Prophetie ansprach, nämlich das Evangelium von Jesus. So bündig und überzeugend katechisierte Philippus den Pilger, dass der beim Anblick des ersten Gewässers den Wagen halten ließ und nach der Taufe verlangte. Ein Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, reichte dafür vollkommen.

So einfach kann Mission, kann Bekehrung sein, wenn allerseits „eitel gläubige Herzen“ dabei sind. Aus Glauben in Glauben offenbart sich Gottes Heilshandeln, schreibt auch der Apostel Paulus den Römern. Die Ergebung unter die Herrschaft Jesu Christi ist nicht wie der Abschluss eines Vertrages, wo Zweifel angebracht sind und man aufmerksam das Kleingedruckte lesen muss, sondern sie ist der Anfang eines Lebens ohne Hektik und Zugzwang, wo Erkenntnis auf Erkenntnis folgt und wir Gnade um Gnade nehmen. Selbst die Zeit verliert ihre schmerzliche Flüchtigkeit; wir bedauern nicht mehr ihr Verfließen, sondern warten geduldig darauf, dass sie sich erfülle, dass die Stunde komme, wo wir den Herrn von Angesicht schauen werden.

Jeder Mensch schaffe sich solche freien Tage, wo er allein und für sich dem Prophetenwort gegenübersteht, dann setzt Gott seine Engel, den Geist und Prediger in Bewegung, um ihm den rechten Weg zu zeigen. Ein junger Mönch fragte seinen Lehrer, wieviel Zeit es für eine Bekehrung brauche. Der antwortete, dass ein Mensch vom Morgen bis zum Abend göttliches Maß erreichen könne. So zog auch der Kämmerer nach einer eintägigen Unterweisung als Christ fröhlich seine Straße. Fromme Menschen brauchen keine lange Gängelung, denn haben sie einmal zur Quelle des Lebens gefunden, können sie selber Wasser holen und wenn sie vom Licht Gottes erleuchtet sind, werden sie von sich aus die Finsternis meiden. Amen.