Am 20. Dezember 2024 tritt das jüngst neugewählte Parlament sein Mandat an. Am 21. Dezember endet das Mandat des amtierenden Präsidenten. Da die Präsidentschaftswahlen annulliert wurden, kann, darf und wird der noch amtierende Präsident bis zur Einsetzung seines Nachfolgers im Amt bleiben. In dieser Übergangsphase werden seine Befugnisse einem interimistischen Mandat entsprechen. So weit so gut und klar. Doch Rumänien wäre nicht Rumänien, wenn irgendjemand, irgendwann geklärt hätte, welches die Befugnisse eines solchen interimistisch amtierenden Präsidenten sind. So zum Beispiel ist nicht klar, ob er überhaupt berechtigt ist, einen Premier zu ernennen. Sollte sich in den nächsten Tagen das Verfassungsgericht zu diesem Problem nicht äußern, werden alle Beschlüsse des Präsidenten verfassungsmäßig anfechtbar bleiben.
Die mit Pauken und Posaunen angekündigte proeuropäische Fünfer-Koalition (PSD, PNL, USR, UDMR und die Minderheitenvertreter) beginnt nach kaum einer Woche zu bröckeln. In unterschiedlichen Kommissionen werden Aspekte der Mehrheitsbildung im Parlament verhandelt, es werden Ministerien verteilt, Ämter im Parlament vergeben und Präsidentschaftskandidaten, sowie Premierminister verhandelt.
Mit dem zweitgrößten Haushaltsdefizit der letzten dreißig Jahre auf dem Tisch der Regierung hat man den Eindruck, dass die Politiker der Allianz gerade einen Sockenstopfkurs besuchen. Es war klar, dass die Socke reißen wird. Die wenigen Fäden, die diese noch zusammenhielten, wurden mittels Wahlkampagneausgaben und sonstigen Wahlgeschenken in den letzten zwei Jahren überstrapaziert. Jetzt gucken uns aus über acht Prozent der Socke stolz die nackten Zehen entgegen und jeder kann sehen, dass die dazugehörenden Nägel schmutzig sind und seit Langem nicht geschnitten wurden. Während durch den bröckelnden Nagellack fehlende Hygiene offensichtlich ist, wird uns, wie schon so oft, eine intensive professionelle Fußpflege versprochen: der Staatsapparat soll modernisiert werden. Man wird ihn kosteneffizient und bürgerfreundlich umgestalten. Doch sind die Pediküristen die gleichen wie bis jetzt. Sie werden wahrscheinlich die gleiche alte stumpfe Nagelschere einsetzen und in erster Linie versuchen, den Nagelschmutz unter einer neuen Schicht Lack zu verbergen. Sollte überraschenderweise die angekündigte Fußpflege doch stattfinden und gelingen, werden die Löcher in den alten Socken noch immer nicht gestopft sein. Dafür werden viel mehr Mittel freigesetzt werden müssen, um die notwendige Wolle zu beschaffen. Und sollte auch das gelingen, braucht es noch immer jemanden, der das fachmännische Sockenstopfen beherrscht. Ein neues paar Socken, welches immer und immer wieder versprochen wird, bleibt weiterhin ein Traum. Währenddessen bereitet sich der Weihnachtsmann vor, schön verpackt als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum nicht zu verachtende Steuererhöhungen zu legen.
Inzwischen kündigte der amtierende Bürgermeister der rumänischen Hauptstadt seine Kandidatur als Unabhängiger für das Präsidentenamt an und bringt ein wenig das Boot ins Wanken. Es ist viel zu früh, um zu sagen, ob er weiterhin unabhängig bleiben wird oder die proeuropäische Koalition oder aber nur Teile derselben ihn als Kandidaten unterstützen werden. Wie Nicu{or Dan selber in seiner Pressekonferenz sagte: „Wir wissen nicht einmal, wann die Wahlen stattfinden werden.“ Ohne jedwede Parteiunterstützung dürfte es aber für den Mathematiker sehr schwer sein, sich auf nationaler Ebene die notwendigen Stimmen zu sichern. Sollten die Koalitionsparteien einen eigenen oder sogar mehrere Kandidaten aufstellen, wird es erneut zu einer Zersplitterung der Stimmen der proeuropäischen Wählerschaft kommen, wobei zu erwarten ist, dass das nationalitisch-populitische Lager die Reihen hinter dem AUR-Kandidaten Simion schließen wird.