Zwischen Unsicherheit und Hoffnung

Viele Fragezeichen zur Skisaison in der Schulerau

Die Skipisten der Schulerau, ihre Hauptattraktion, vor der Pandemie. Foto: der Verfasser

Kein gutes Jahr für den Tourismus: Nach einer schwachen Sommersaison drohen nun der Schulerau/Poiana Brașov auch massive Verluste in der Wintersaison. Roxana Cojocea, die dem Tourismusverein im bekanntesten rumänischen Wintersportzentrum vorsteht, spricht von einer 30-Prozent-Belegungsrate der Hotelzimmer in den Sommermonaten. In anderen Jahren lag dieser Prozentsatz sogar bei 80, aber da gab es keine Pandemie und keine Einschränkungen. Die Schwarzmeerküste war im Sommer der klare Gewinner. Es folgte ein Herbst ohne die sonst so wichtigen Konferenzen und Tagungen in den dafür ausgestatteten Hotels der Schulerau.

Zur Zeit kann niemand behaupten, dass die Wintermonate, die Hauptsaison in der Schulerau, die Kassen der Restaurant- und Hotelbetreiber füllen werden, oder dass zu Weihnachten und Silvester die Hotels voll sein werden. Gerade die fehlende Planbarkeit bereitet den Tourismusbetrei-bern den größten Unmut. Man habe im Sommer investiert, um die Corona-Vorgaben betreffend Sicherheitsabstand und Hygiene erfüllen zu können, um dann feststellen zu müssen, dass die Restaurants im Innenbereich nur noch den Hotelkunden offen stehen dürfen, wie das zur Zeit der Fall ist. Wenn diese Situation, wie von vielen befürchtet, bis Jahresende anhält, werden nicht wenige Restaurants schließen müssen.

Interesse, Nachfragen und Buchungen für die Winterfeiertage gibt es zwar, allerdings so gut wie ausschließlich aus dem Inland. Denn selbst wenn ein Festessen und eine Party gestrichen werden, selbst wenn es keinen Zugang zu Schwimmbecken und Sauna gibt, in der Schulerau kann man Skifahren oder die ersten Lektionen dafür buchen. Man kann wandern, von der gesunden Bergluft möglichst viel erhaschen; man kann einfach entspannen.

Jeder Andrang ist zu vermeiden

Wie auch in anderen Wintersportzentren Rumäniens oder Europas ist in der 12 km von Kronstadt/Brașov entfernten Schulerau nicht der Skisport an sich das Problem. Auf den Pisten kommt man sich nicht so nah, dass Ansteckungsgefahr besteht. Bei den Ansammlungen im Ein- und Ausgangsbereich der Beförderungsanlagen für Wintersportler, vor den Kassenschaltern drängen sich Touristen und werden unmöglich immer einen Meter Abstand wahren können. In der Drahtseilbahnkabine soll nur ein Drittel der genehmigten Fahrgastkapazität zugelassen sein, heißt es nun, wobei bei geöffneten Fenstern gut gelüftet wird. Am sichersten bleibt der Skilift oder die Sesselbahn mit nur drei oder vier Fahrgästen in der Gondel. Après-Ski-Parties fallen unter diesen Umständen natürlich aus.

Für jene, die mit dem eigenen Pkw anreisen, ist das neue Parkhaus im unteren Teil der Schulerau keine wirklich gute Alternative. Denn da muss man auf die kleinen Shuttle-Busse warten, die einen bis zu den rund 5 km entfernten Skipisten bringen. Die werden öfter verkehren müssen, wenn es in ihnen für die Skifahrer samt ihrer Ausrüstung nicht zu eng werden soll. So ist es verständlich, dass die meisten in ihren Pkw möglichst nah an die Skipisten gelangen wollen, selbst wenn das stockenden Verkehr, Abgase und eine Parkplatzkrise zur Folge hat.

Ob und wann die Skisaison offiziell eröffnet wird, ist zur Zeit nicht bekannt. Das hängt von den Schneeverhältnissen ab, aber auch von der Zahl der Covid-19-Fälle, die in Kronstadt leider unter den höchsten im Land ist. Wenn Gesundheit und Sicherheit der Touristen und der Gastgewerbe-Belegschaft Vorrang haben, wird es schwer vertretbar sein, den Tourismusbetrieb auf Hochtour laufen und die Schulerau zu einem „rumänischen Ischgl“ werden zu lassen. Österreichs Vorzeige-Ski-Ressort war bekanntlich zu Ende der Vorjahresskisaison zu einem regelrechten Corona- Infektionsherd für Touristen aus ganz Europa geworden.

Ein gewisses Maß an Skepsis

Noch Anfang Februar dieses Jahres wurden in Anwesenheit des Jugend- und Sportministers Ionuț Stroe beim Bürgermeisteramt Kronstadt ehrgeizige Zukunftspläne für die Schulerau vorgestellt. Das Bürgermeisteramt verwaltet bekanntlich das gesamte Skigelände in der Schulerau, die, trotz ihrem Statut als Luftkurort und Wintersportzentrum, in den Akten verwaltungsmäßig als Kronstädter Stadtteil geführt wird.

Das Skigelände sollte laut einem von österreichischen Experten entworfenen Masterplan um 30 Hektar von 70 auf 100 Hektar erweitert werden, was bedeutet, dass die Länge der Skipisten um ein Drittel von 20 auf 30 km wächst. Die neuen Skipisten sollten im oberen Teil des Schulerhanges angelegt werden und in Richtung Chei{oara bei Rosenau/Râșnov führen. Die Gesamtinvestition, die unter anderem auch den Bau einer neuen Seilbahn bei Rosenau und das Anlegen eines zweiten Weihers als 100.000 Kubikmeter große Wasserreserve für künstliche Schneeberieslung vorsieht, wird auf 32 Millionen Euro geschätzt. Wenn dann diese Pisten, laut Dokumentation, 110 Tage im Jahr benützt werden können, bedeutet das die erweiterte Basis für eine größere Schulerau.

Das neue Skigelände wird zusätzliche Einkommen von 4,25 Millionen Euro sichern, wobei gegenwärtig 5,5 Millionen Euro aufkommen. Minister Stroe lobte den Kreis Kronstadt als ersten Landeskreis, der eine Entwicklungsstrategie für den Wintersport vorweisen kann, und stellte auch eine Unterstützung seitens der Regierung in Aussicht. Kreisratsvorsitzender Adrian Ve{tea bevorzugt dieses Projekt gegenüber dem Vorhaben, im Fogarascher Gebiet ein neues Skigelände zu planen, und hofft, dass man in Bukarest diese Meinung teilt. Er brachte auch eine öffentlich-private Partnerschaft ins Gespräch, über die aus EU-Mitteln des Haushaltes 2021-2027 die Projektumsetzung finanziert werden könnte.

All diese Projekte erhielten nun einen kleinen Dämpfer, der aber nicht in Zusammenhang mit der Coronakrise steht: Der neugewählte Bürgermeister Allen Coliban will die Erweiterungspläne des Skigeländes in Richtung Rosenau nochmals auf ihre technischen Aspekte überprüfen lassen. Er wisse, dass neuerdings in Ländern wie Deutschland oder Österreich wegen der Klimaerwärmung Skipisten in einer Höhenlage unter 2000 Meter eigentlich nicht mehr zur Debatte stehen.

Allerdings ließ Coliban auch gelten, dass ein günstiges Mikroklima in diesem Gebiet eine längere Dauer der Schneeschicht ermögliche. In seiner Agenda scheinen Projekte wie Mountainbike-Pisten am Schuler einen höheren Stellenwert als neue Skipisten zu haben, weil sie umweltfreundlicher sind und das Freizeit- und Sportangebot in der Schulerau in den schneelosen Jahreszeiten bereichern. Was noch nachgeholt werden muss, so Coliban, ist das schnelle Zusammenstellen eines Gesamtprojektes.