Bukarest, mal anders

Bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt

Street Art statt Einheitsgrau...

Die englische Passage mit ihren bunten Regenschirmen

Die einzigartige Cărturești-Buchhandlung in der Altstadt, mit einer gemütlichen Snackbar im Obergeschoss | Fotos: der Verfasser

Für Bukarester und Nicht-Bukarester bedeutet die Hauptstadt meist nur höllischer Verkehr, Stress und Gedränge, vielleicht noch Kulturleben und Wochenend-Partyszene. Dabei vergessen viele, dass Bukarest mit gutem Grund in der Zwischenkriegszeit „Klein Paris“ genannt wurde und zahlreiche Verbleibsel dieser Architekturszene noch bestehen. Ebenso kennen die Wenigsten die ruhigen Parks und Grünanlagen, ja sogar Naturschutzgebiete der Hauptstadt, die in den letzten Jahren weitgehend saniert wurden. Oder die zahlreichen kleinen, aber tollen Museen aller Art, die es in Bukarest zu entdecken gibt.

In Parks und Grünanlagen…

...wurde in den letzten Jahren sehr viel investiert. Nicht nur in die großen und bekannten wie Herăstrău, Cișmigiu, IOR oder Moghioroș am Drumul Taberei. Zahlreiche Parks haben neu gepflasterte Alleen, Fitnessgeräte und Kinderspielplätze oder bieten Möglichkeiten für eine Bootsfahrt. Die Bezirke haben aber auch neue Freizeitbereiche in Schwung gebracht: die Promenade entlang des Morii-Sees ist mit Jogging-Streifen und futuristischen Bänken komplett neu gestaltet; der Bazilescu-Park hat mehrere neue Spielanlagen erhalten (wobei die Sanierungsarbeiten beim Freilichttheater erst begonnen haben) und im Carol-Park können Skateboard-Fans mit Gleichgesinnten ihre Kunststücke ausprobieren. Für Kinder ist insbesondere die Kinderwelt (Lumea Copiilor) interessant, gleich in der Nähe der Calea Văcărești. Und im Naturschutzgebiet des Văcărești-Deltas scheint man tatsächlich in einer anderen Welt zu sein: Dessen rund 2,5 Kilometer lange Promenade wurde im Vorjahr saniert und mit neuen Sitzgelegenheiten ausgestattet. Dies heißt aber noch lange nicht, dass die anderen Parks wie Colentina, Plumbuita, Tei oder Băneasa nicht ähnlich viele Besucher an den Wochenenden anziehen. Auch der Botanische Garten wirbt oftmals mit speziellen Events. Ein geheimer Tipp: der eher kleinere Sticlăriei-Park im Titan-Viertel ist teilweise dem Publikum noch unbekannt und versucht, in die Natur so wenig wie möglich einzugreifen, beispielsweise durch ungepflasterte Wege und eine minimalistische Einrichtung – ein „zweites Delta Bukarests“, wie sich die Parkverwaltung rühmt.

Zu Fuß durch die Hauptstadt…

...um insbesondere in Stadtvierteln wie Primăverii oder Cotroceni oder vielleicht sogar um den Carol-Park herum die wunderschön sanierten Häuser des späten 19. Jahrhunderts zu erforschen. Die Bausubstanz des „Kleinen Paris“ entlang des Victoriei oder Ana-Ipătescu-Boulevards verweist auch auf die weitläufigen wirtschaftlichen Beziehungen der einstigen Eigentümer. Man sollte nur die Augen offen halten (oder vielleicht aus dem Handy heben), um die Neu-Rumänische Architektur als Mischung zwischen östlichen Arkaden und westlichen Kanten zu bemerken, mit kleinen asymmetrischen Holztürmchen, oder vielleicht die Einwirkungen des Jugendstils auf Gebäude wie das des George-Enescu-Museums, des Astronomischen Observatoriums (mit seinem bereits seit 1904 in Betrieb befindlichen Teleskop) oder des Auswärtigen Amtes und Umgebung. Zwischen dem Romană-Platz und dem Victoriei-Platz, aber insbesondere im Bereich zwischen dem Victoriei-Platz und dem Fernsehturm kann bei einem Spaziergang im Schatten alter Bäume eine Vielfalt architektonischer Einflüsse bemerkt werden. 

Street-Art-Liebhaber…

... kommen auch in Bukarest nicht zu kurz (vielleicht etwas kürzer als in westlichen Hauptstädten, zugegeben…). Die bunt bemalten Stufen des Cotroceni-Viertels, einige große Kunstwerke in der Nähe des Cișmigiu-Parks oder die lebhaften Darstellungen hinter dem ehemaligen Patria-Kino in der Verona-Straße sind nur einige der zahlreichen Street-art-Darstellungen. Und bei einem Kaffee in der Nähe der Constanța-Brücke kann man gemütlich die neue Graffiti-Bekleidung der alten Straßenbahnen genießen – und danach, ab zurück ins Zentrum, vielleicht sogar in einer Graffitiverzierten U-Bahn. Oder vielleicht bis in den Süden der Hauptstadt, um zwischen den U-Bahn-Stationen Piața Sudului und Apărătorii Patriei die weitläufigen Naturmotiv-Graffitis der Sweet Damage Crew zu fotografieren, die zahlreiche Gebäude, Brücken und Mauern der Hauptstadt im Großformat dekoriert hat – berühmt ist das Mädchen in der Eremia-Grigorescu-Straße oder der Innenhof des Grigore-Alexandrescu-Kinderkrankenhauses. 

Kleine Museen…

… finden sich in zahlreichen dieser Straßen als Abwechslung. Sei es das  Zambaccian-Museum, in dem das Theodor-Pallady-Museum untergebracht ist, das zentral gelegene Theodor-Aman-Museum oder vielleicht das Melik-Haus, das Storck-Museum, das Museum der Rumänischen Rekorde oder aber das wunderschöne prachtvolle Gebäude des Museums für alte abendländische Kunst hinter dem Pressehaus, gleich neben dem Museum für Volkskunst „Minovici“ – alle bieten neben interessanten Exponaten auch einen Eindruck von der Architektur und Einrichtung dieser historischen Gebäude. Das Museum der Stadt Bukarest, gelegen im Șuțu-Palast am Universitätsplatz, bietet ebenfalls einen schönen Einblick in die lange Geschichte der Stadt. Die Architektur der zahlreichen ehemaligen Wassertürme Bukarests kann am besten bei einem Besuch im Museum der Feuerwehr studiert werden. Interessant ist auch das Museum der Alten Landkarten im Primăverii-Viertel, wo des öfteren IconArts-Konzerte organisieren. Die imposanten Räumlichkeiten der ehemaligen großen Landbesitzer können bei einem Besuch des Museums für Kunstsammlungen erforscht werden (im ehemaligen Romanit-Palast des Landherren Faca). Ikonisch ist in den letzten Jahren das Haus und die Bar der „Coana Mița Biciclista“ geworden – auch wenn die wenigsten wissen, dass die ehemalige Eigentümerin ihr Geld im „ältesten Gewerbe der Welt“ verdient hat... 

In der Altstadt selbst liegt einerseits das Museum „Little Paris“, welches das Leben der Zwischenkriegszeit wiedergibt, aber auch das kontrastierende „Museum des Kommunismus“, eine echte Zeitreise ins Ceaușescu-Zeitalter, sowie das Kitsch-Museum – der Name sagt alles, und trotzdem scheint es ständig voll zu sein. 

Friedhöfe…

...sind nicht nur ein Ort der Trauer, sondern können sich als Architektur- und geschichtliche Denkmäler verstehen. Das beste Beispiel ist der Bellu-Friedhof mit imposanten Kapellen und Grabmälern, die Friedhofsverwaltung bietet sogar geführte Rundgänge an. Geheimtipps sind der Sf. Vineri-Friedhof mit seinen ruhigen Alleen, die beiden jüdischen Friedhöfe (eigentlich drei, aber der letzte liegt weit entfernt an der Ausfahrt in Richtung Giurgiu) oder der evangelische Friedhof. Sie erzählen nicht nur die Geschichte der dort begrabenen Persönlichkeiten, sondern bieten auch ein Bild von der Bukarester Gesellschaft entlang der Jahrhunderte. 

Bukarest aus der Vogelperspektive…

…zu sehen, ist derzeit etwas schwer. Es gibt wenige Lokale oder Möglichkeiten, die Hauptstadt von oben zu betrachten, ohne eine schwere Rechnung zu begleichen, beispielsweise in der „18 Lounge“, im 25. Stock des Fork Ana Tower beim Pressehaus, im „Sky Tower“ beim Promenada-Einkaufszentrum oder in der Altstadt, im Dachrestaurant „Linea – Closer to the Moon“, bei der „Elfi Sky Bar“ oder beim „Orhideea Sky“ hinter dem Orhideea-Einkaufszentrum. Der Triumphbogen hingegen bietet einen kostenlosen Ausblick über die langgestreckten Boulevards (wenn auch nicht von sehr weit oben) und von der Terrasse des Museums für Zeitgenössische Kunst (auf der Rückseite des Parlamentspalast) kann man sowohl Alt-Bukarest als auch die kommunistischen Wohnviertel entspannt betrachten. Auch am Dach des Nationaltheaters, von der Sky Lounge des Grand Bucharest Hotels, im Restaurant „Naive“ des Geschäftshauses București oder von der kleinen, aber gemütlichen Dachterrasse des Cișmigiu-Hotels kann die Architektur der Altstadt bis zum Horizont betrachtet werden, wobei die Aussicht über den Dâmbovița-Fluss von der Amethyst Sky Bar des Union Hotels und von der „Deschis Gastrobar“ am besten ist. Weiter weg, beim Titan-Park, bietet die reichlich mit Pflanzen ausgestattete Dachterrasse „KLANdestin“ den Eindruck, tatsächlich im Park zu sitzen (obwohl nur im 2. Stock). Und natürlich darf man das erste Dachlokal Bukarests nicht vergessen: die gemütliche Dachterrasse „Sky Bar Dorobanți“. 

Und nochmal anders…

...kann es durch die Stadt mit einem asiatischen TukTuk gehen, zwar direkt am Auspuff anderer PKWs. Oder mit einem Mini-Rennwagen von HotRod, ein totaler Spaß im chaotischen Stadtverkehr. Entspannter sind natürlich Radtouren durch die Stadt, entweder geführt oder aber mit einem an zahlreichen Stellen zu mietenden Leihrad. Und wer Glück hat, kann die Stadt auf eine komplett andere Art erkunden: bei einem Treasure Hunt, bei dem man Indizien nach Jahren, Namen und historischen Persönlichkeiten finden muss (organisiert etwa von CityHunt Bucharest oder București Scavanger Hunt oder aber von BucharestHunts). Kostenlose Apps wie GpsmyCity bieten sogar vorgefertigte Stadttouren für unabhängige Touristen. Und wer es noch leichter möchte, dem steht der Hop-on-Hop-off- Bus zur Verfügung.