Durch den blaugrünen Märchenwald

Ein Wochenende im Szeklerland

Hirschkuh im Ivo-Wildpark

Das freundliche Wildschwein Deszi im Wildpark Ivo

Das Wellness-Zentrum in Băile Tuşnad

Im Lobogo-Komplex bei Bãile Homorod kann man schwimmen, skifahren und reiten.
Fotos: Elise Wilk

Immer wenn ich den Namen „Harghita“ höre, muss ich an die grünen Glasflaschen mit Mineralwasser denken, auf deren Etikett spitze Tannengipfel zu sehen waren. Doch die Gegend im Osten Siebenbürgens hat viel mehr zu bieten als unendliche Tannenwälder, Mineralwasserquellen, Berge und die reinste Luft Rumäniens.

Ob auf dem Pferderücken, auf dem Fahrradsattel, im Auto oder auf den eigenen Beinen - das Szeklerland ist ein Urlaubsziel, das man sich nicht entgehen lassen darf. Die vielen nett eingerichteten Pensionen bieten den Gästen verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an, auf die Touristen warten Hunderte noch unentdeckte Wanderwege und das Essen ist köstlich. Während man durch Landschaften streift, in denen die Zeit stillzustehen scheint, kommt man der Natur näher, als man denkt. Jeder, der einen aktiven Urlaub dem Faulenzen im Liegestuhl vorzieht, wird sich wünschen, immer wieder zurückzukehren.

Wellness in der kleinsten Stadt Rumäniens

Im Kurort Băile Tuşnad, etwa 70 Kilometer von Kronstadt gelegen, gibt es die größten Pufuleţi-Tüten zu kaufen, die je hergestellt worden sind. Die gesalzenen Maisflips in Maxi-Verpackung bekommt man in einem Laden neben dem O3Zone-Hotel, der auch andere Schätze wie ungarische Schoko-Kekse oder traditionelle szeklerische Spezialitäten unter der Marke „Bunătăţi din secuime“ (deutsch: Leckerbissen aus dem Szeklerland) birgt. Die Konditorei neben dem Laden sieht so aus, als ob man mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit vor 1990 gereist sei. Für knapp fünf Lei bekommt man hier einen guten Espresso und leckeres Gebäck. Auf den Straßen herrscht Ruhe. Von mehreren Häusern bröckelt die Fassade, bei vielen Gaststätten ist ein dicker Riegel vorgeschoben oder es steht in Großschrift ZU VERKAUFEN.

Trotzdem stimmt die Aussage, Băile Tuşnad sei dem Verfall nahe, nicht ganz. Immer mehr tut sich in der kleinsten Stadt Rumäniens, in der knapp 1600 Leute leben und die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Besonders für Sportliebhaber. Im Sommer kann man bis zum Sankt-Annen-See wandern. Der Weg dauert etwa drei Stunden. Im Winter kann man Skifahren und seit Ende 2014 aus einem Outdoor-Schwimmbecken mit heißem Wasser die schöne Berglandschaft bewundern.  „Wellness Băile Tuşnad“ liegt direkt neben dem Ciucaş-See. Außer dem beliebten Außenbecken gibt es ein Becken für Kinder, ein Jacuzzi-Bad, ein Schwimmbecken, eins mit thermalem Wasser und eins mit Hydromassage. Man kann in der Sauna liegen, eine Massage genießen und hat auch ein kleines Cafe zur Verfügung. Der Eintrittspreis für drei Stunden beträgt am Wochenende 30 Lei für Erwachsene, unter der Woche 25 Lei. In diesen drei Stunden hat man genügend Zeit, alle Becken auszuprobieren.

Kräutertee, Skipisten und Mineralquellen

Wir verlassen Tuşnad und fahren weiter durch Miercurea-Ciuc, den Kältepol Rumäniens. Hier sollte man sich eine Pause gönnen, um das Stadtzentrum zu besuchen - ein Mix aus Überbleibseln der Kommunismus-Zeit (große, graue Betonklötze) und bunten Häusern in der Altstadt. Im Cafe Petofi bekommt man guten Cappucino, Käsetorte und frisch gepressten Orangensaft. Wer zu Mittag essen will, kann im Restaurant Tosca die Spezialität des Hauses - mit Käse überbackene Champignons - kosten. Wenn man in Richtung Odorhellen/Odorheiu Secuiesc fährt, kann man in Harghita Băi den größten Abenteuerpark Rumäniens, Balu Park, besuchen. Im Kurort Băile Homorod tauchen plötzlich auf der linken Seite ein großes weißes Gebäude mit grünem Dach, mehrere kleine Hütten, eine Mini-Skipiste, ein Tennis- und ein Eislaufplatz auf. Im Komplex Lobogo findet man außerdem ein gut geheiztes Schwimmbad, eine Mineralquelle und mehrere kleine Läden mit lokalen Spezialitäten. Hier gibt es Kräuterteesorten wie „Der Traum von Emese“ oder „Der Wundergarten“.Im Winter kann man bei Lobogo Ski und Schlitten fahren (eine Auffahrt mit dem Skilift kostet 2 Lei für Erwachsene). Im Sommer gibt es dort Reitkurse. 

Wilde Tiere in Ivo hautnah erleben

Etwa 20 Kilometer vor Odorhellen biegt man rechts in Richtung Gheorgheni ab und fährt weitere 16 Kilometer. Izvoare, ungarisch Ivo, ist das letzte Dorf, bevor die Berge beginnen. Auf einem Hügel, der eine herrliche Aussicht auf das Harghita-Gebirge bietet, liegt die Jagdvilla Honor. Für Touristen, die hier übernachten, werden täglich Führungen durch den Wildpark organisiert, der nur zwei Kilometer entfernt liegt. Es ist ein dunkler Februar-Nachmittag mit viel Nebel und leichtem Regen. Im „Ivo Wildlife Park“ scheint es eher ein schlechter Tag für Besuche zu sein. Nichts deutet darauf hin, dass die Tiere sich blicken lassen werden. Man muss dauernd aufpassen, um nicht im Morast auszurutschen und hinzufallen. Die Hirsche und Mufflons verstecken sich. Die Chancen, einem Wildschwein zu begegnen, stehen zwar besser, aber es dauert etwas, bis wir neben einem Zaun Deszi begegnen. Das Wildschwein ist besonders freundlich und grunzt friedlich, als wir uns nähern.

Sein Fell hat die Farbe des Bodens. Andere Wildschweine, die wir neben einem See erspähen, wittern uns und rennen in Panik davon. Auf dem Rückweg taucht plötzlich wie aus dem Nichts ein Reh auf. Bambi, neun Jahre alt, kommt nahe an die Touristen, lässt sich streicheln und folgt uns anschließend wie ein Hund. Plötzlich fühlt man sich wie in einem Märchenwald. 320 Hektar groß ist der Wildpark, der von Bergen umgeben und von Flüssen durchzogen ist. Hier leben Rehe, Hirsche, Mufflons und Wildschweine in ihrem natürlichen Umfeld. Vor längerer Zeit gab es in dieser Gegend nur Wälder. Durch massive Fällungen und Straßenbau ist ein Teil davon für immer verschwunden. Im Park leben die Tiere in Sicherheit - sie werden täglich gefüttert und von Bären und Wölfen durch elektrische Zäune getrennt.

Auf Island-Pferden durch die Berglandschaft

In der Nähe des Parks sind die einzigen in Rumänien lebenden Island-Pferde untergebracht. Im Winter brauchen sie keinen Stall, die Kälte tut ihnen gut. Island-Pferde sind ein wenig größer als Ponys. Dank ihres kräftigen Körperbaus können sie auch von Erwachsenen geritten werden. Auch sind sie besonders freundlich und deshalb für Anfänger besonders zu empfehlen. Im Sommer kann man auf ihrem Rücken die Gegend erforschen. Nach einem einstündigen Training kann es schon losgehen. Wer lieber Fahrrad fährt, kann sich ein Rad mieten und durch die Dörfer fahren. Für Bergliebhaber werden auch Ausflüge auf den Harghita-Mădăraş Gipfel organisiert. Die Ausflüge sind besonders im Sommer schön, wenn die Wiesen und Hügel von Blumen übersät sind. Am Abend nach der Rückkehr gibt es Lagerfeuer, gute Palinka und einen wunderschönen Sternenhimmel.

Wer in der Villa Honor wohnt, wird mit besonders leckerem Essen verwöhnt. Am Abend lassen einem  feine Wildspezialitäten wie Hirsch-Gulasch oder Hirschkotelett mit Pflaumensauce das Wasser im Munde zusammenlaufen. Am Frühstückstisch gibt es eine riesige Auswahl an Wildschwein-Würsten, Schafskäse und hausgemachten Marmeladen-Arten. Eines ist klar: für die Gegend um das Harghita-Gebirge genügt ein  Wochenende nicht. Wer sie besser kennenlernen will, sollte dafür mindestens sieben Tage einplanen.

-------------

Nützliche Links

Wellness Tuşnad: www.wellness-tusnad.ro
Lobogo-Komplex: www.lobogo.ro
Villa Honor: www.honorvilla.ro
Ivo Wildlife Park: www.vadaspark.ro
Balu Abenteuerpark: balupark.com