Gesundheit aus dem Bauch der Erde

Ocna Şugatag: Ein Kurbad-Geheimtipp im Herzen der Maramuresch

Eine Erfahrung der ganz besonderen Art: in dem hochkonzentrierten Salzwasser kann man nicht untergehen.

Fröhliche Urlaubsstimmung: Im Sommer kommen mehr Familien ins Bad, in der Nebensaison mehr Rentner.

Besondere Attraktion im Forschungswald: eine 500 Jahre alte Eiche, die man nicht einmal zu zweit umarmen kann!

Kurbad-Direktorin Mariana Bodea führt durch den jahrhundertealten Wald.
Fotos: George Dumitriu

Aus 200 Metern Tiefe - quasi dem Bauch der Erde - stammt das Wasser der seit 1700 überfluteten Salinen im Maramurescher Badekurort Ocna Şugatag. Angereichert mit heilkräftigem braunem Schlamm, Mineralien und einer ungewöhnlich hohen Salzkonzentration, angewärmt auf angenehme 36 Grad, dümpelt man darin wie ein Fötus in Mutters Schoß. Brustschwimmen unmöglich, das Wasser wirft einen regelrecht auf den Rücken.

Federleicht tänzeln hier Schwergewichte durchs Becken. Kein Druck lastet auf Gelenken, auf steifen Wirbeln und verspannten Muskeln. Die Leichtigkeit der Bewegung ist für Schmerzgeplagte bereits Teil der Therapie. Die hohe Salzkonzentration – etwa das Zehnfache der Lake von Salzgurken - tut ihr Übriges: ob Fußpilz, Psoriasis, genitale Entzündungen oder vereiterte Stirnhöhlen, in diesem Medium überlebt keine Mikrobe. Gegenseitige Ansteckung ausgeschlossen!

Trotz des hohen therapeutischen Effekts der Sole von Ocna Şugatag denkt man nicht gleich an Krankheiten, wenn man durch den schattigen Park in Richtung Badelandschaft schlendert. Fröhliche Stimmen dringen vom Spielplatz, sanfte Oldie-Musik im Hintergrund und ein Restaurant mit Freiterrasse vermitteln eher Urlaubsstimmung. Neben der klassischen Küche – etwa Bohnen mit Haxe oder Kuttelsuppe – gibt es hier auch großartigen Rohkostsalat oder  Diätkost für Diabetiker und Schonkost.  In den drei Becken mit unterschiedlicher Wassertiefe, umrahmt von charmanten Holzstatuen, plantschen ausgelassen Kinder. Die zum Komplex gehörige 3-Sterne-Unterkunft mit modernen Zimmern plus Bad, Plasma-TV und Minibar kann mit jedem Hotel mithalten. Wer es dennoch feudaler – oder auch einfacher – mag, findet im Umkreis der Kuranlage eine Vielzahl von Pensionen. Neben Sportraum und Massagepavillion steht eine große Palette von Anwendungen zur Verfügung, die jedoch je nach Beschwerden vom Badearzt der Anlage, Dr. Ştefan Bişoc, Spezialist für Balneologie aus B²ile Felix, verordnet werden muss. 

Saison und Angebote

„Derzeit haben wir nur von März bis Oktober geöffnet“, verrät die Direktorin der Anlage, Mariana Bodea, „doch wir streben eine Saisonerweiterung auf das ganze Jahr an, mit Angeboten für die Winterfeiertage. Mit zwei Innenbecken, Wannen für Einzelbäder und zahlreichen Spezialtherapien (Kasten) verfügt das Kurbad über die erforderliche Infrastruktur.Darüber hinaus träumt sie von modernen Ideen wie FloatingTanks, wo man bei mit 37 Grad warmem Salzwasser, im Dunkeln und bei Meditationsmusik, schwerelos schweben kann, als gäbe es keinen Körper... Vieles ließe sich hier realisieren, doch für größere Investitionen fehtl dem staatlichen Betrieb das Geld. Dafür ist es mit 10 Lei Eintritt, nach acht Uhr abends 5 Lei, noch für jedermann erschwinglich. 

Für  etwa 1080 Lei erhält man ein Basis-Therapiepaket mit neun Nächten und Vollpension, 10 Tage freiem Zugang zu den Bädern, Physiotherapie oder medizinischer Gymnastik, einer ärztlichen Konsultation und Behandlungen je nach Bedarf. „Weniger als das macht keinen Sinn“, erklärt Dr. Bişoc, weil die Therapie sonst keine Wirkung zeigt. Viele Paare kommen mit einer einzigen Überweisung und wollen sich die zehn Tage teilen, doch  er lehnt diese Praktik ab, um Enttäuschungen vorzubeugen. Ideal wären Intervalle von 31, 24, 21 und 18 Tagen, wie noch in kommunistischer Zeit verschrieben, oder mindestens ein bis zwei zehntägige Aufenthalte pro Jahr.
Auch ohne ärztliche Überweisung kann man in Ocna Şugatag kuren, der Preisunterschied beträgt nur die Mehrwertsteuer. Die meisten Badegäste kommen aus Rumänien, doch auch Ungarn, Briten, Belgier oder Franzosen verschlug es schon in das maramurescher Kurzentrum.

Therapeutischer Effekt

Das Therapieangebot richtet sich vor allem an Patienten mit Psoriasis, denen das hochkonzentrierte Salzwasser bisweilen spektakuläre Erfolge beschert. Des weiteren ist es bei Erkrankungen des Bewegungsapparates - Rheuma, Arthrosen oder für die Rehabilitation nach Verletzungen – hilfreich, weil die Bewegung im Salzwasser den Druck vom Knochensystem nimmt. So bildet sich neue Gelenksflüssigkeit nur bei viel Bewegung, die jedoch gerade wegen des Belastungsschmerzes vermieden wird. „Bei Arthrose hat der Knorpel Löcher“, erklärt Dr. Bişoc, „die Schmerzen bereiten und durch Reibung zu weiterer Degeneration führen, wenn sie nicht mit dem gelenkseigenen Gleitmittel gefüllt sind.“ Auch durch Mikroben verursachte Haut- oder Geschlechtskrankheiten heilen im Salzwasser, weil die hohe Salzkonzentration dafür sorgt, dass sie – bedingt durch Osmose – Wasser verlieren und vertrocknen.

Die Umgebung entdecken

Wer mobil genug für Ausflüge ist, findet in Ocna Şugatag die richtige Basis dafür. Nur 12 Kilometer entfernt liegen die im UNESCO-Welterbe befindlichen Holzkirchen von Deseşti, Budeşti und Bârsana sowie die Forellenzucht Alex in Mara mit hervorragender Küche und attraktivem Gastgarten um die Fischteiche herum. Etwas weiter entfernt der lustige Friedhof von Săpânţa (30 km) oder die berühmte Abenteuer-Schmalspurbahn im Wassertal  (40 km). Im Winter zieht die nur 17 Kilometer entfernte Skipiste von Cavnic Touristen an.  Wanderfreunde finden einen Pfad vor, der nach Bude{ti führt, oder Zugang zum Hahnenkamm (Creasta cocoşului), allerdings nur mit dem Auto. 

Jahrhundertealter Wald

Für das tägliche Bewegungspensum bietet sich der Forschungswald der Academia Română an, der direkt ans Badegelände grenzt.   Hier treffen Lärchen, Eichen und eine bestimmte Fichtenart im selben Biotop aufeinander – eine absolute Seltenheit. Durch den jungfräulichen Urwald, in dem kein Müll herumliegt, führen zahlreiche Spazierwege. So bietet Ocna Şugatag Erholung mit allen Sinnen im Herzen der Maramuresch.

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Ergänzende Behandlungsmethoden

Magnettherapie: beeinflusst Zellstoffwechsel, bringt Drüsen und Nervenzellen ins Gleichgewicht. Bei Stress, chronischer Müdigkeit, beschleunigt Heilung orthopädischer Verletzungen.

Galvanische Feinstromtherapie: wirkt auf Nerven- und Muskelfasern sowie Gefäße. Bei peripheren Kreislaufstörungen und halbseitigen Lähmungen, z.B. nach Schlaganfall.

Ionentherapie: An den Elektroden erzeugte Ionen dringen in Haut und Schleimhäute in den Blutkreislauf und damit in den Organismus ein.

Tens: Für Behandlungen von Schmerzzuständen, möglich in jeder Krankheitsphase (auch Krebs).

Trabert: Elektromassage durch starke Vibrationen. Bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, Arthrosen, nach Verletzungen des Bewegungsapparats.

Diadynamischer Strom: zur Muskelentspannung, Schmerzlinderung, periphere Kreislaufstörungen.

Interferenzstrom: stimuliert Skelettmuskeln, glatte Muskulatur, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd.

Ultraschall: hochfrequente Vibrationsmassage; verbessert lokale Blutzirkulation und Stoffwechsel, lindert lokale, durch Ischämie verursachte Schmerzen, stimuliert Geweberegeneration.

Lasertherapie: ermöglicht Stimulation oder Unterdrückung bestimmter Zellfunktionen durch schwachen Laser. Bei akuten und chronischen Schmerzen, Geweberegeneration, Nervenregeneration nach Durchtrennung, Rheuma.

Solux: intensiviert lokalen Stoffwechsel und Durchblutung, wirkt reflektorisch auf innere Durchblutung, beeinflusst direkt Nervenenden.

Kurzwellen: zur Wärmetherapie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, neurologischen und dermatologischen Beschwerden.

Aerosol: erweitert Bronchien, wirkt schleimlösend, antiallergisch, entzündungshemmend bei Stirnhöhlenkatarrh und Atemwegsbeschwerden.

Galvanische Bäder: bei Nervenschmerzen, Veneninsuffizienz, Muskelschwund nach langer Bewegungskarenz.
Paraffinpackungen: Wärmetherapie (38-40°C) bei Rheuma und nach Verletzungen des Bewegungsapparates, gynäkologische Entzündungserkrankungen, Entzündungen innerer Organe.