Hermannstadt – Historiker Dr. Sabin Adrian Luca, dessen Vertrag als Direktor des Brukenthalmuseums im Sommer 2022 nicht mehr verlängert worden war, eilt noch Monate nach der Übergabe der Gesamtgeschäftsführung an seinen interimistisch beauftragten Nachfolger Dr. Alexandru Chituță die Reputation nach, sich auf Vernissagen oft für einen sehr weit ausholenden Redeschwall entschieden zu haben, statt seine Ansprachen kurz und bündig zu fassen. Auf dem Schlussspurt seiner Karriere als Museumsdirektor aber entwischte ihm auch schon mal ein herbes Stück Kritik an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu, die für das Fach Geschichte keine eigenständige Fakultät bereithält, sondern sie mit etlichen gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen zusammenlegt. Dass Geschichte dort nichts weiter als nur einer von 15 wählbaren Studiengängen an fünf Departements ist, kommt Dr. Sabin Adrian Luca beinahe wie ein akademischer Untergang jener Disziplin vor, mit der auch er sich nach oben gekämpft hat. Und so ganz falsch liegt seine Kritik dabei vielleicht auch gar nicht, wenn man bedenkt, dass selbst an der hehren Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca Geschichte und Philosophie – Letztere kann in Hermannstadt als Hauptfach nicht studiert werden – an ein und derselben Fakultät gelehrt werden. Dennoch steht es um das Interesse Hermannstadts an Geschichte überhaupt nicht schlecht. Dr. Răzvan Pop, Direktor der Astra-Bibliothek, war Dienstag, am 21. Februar, zur Präsentation der Ausstellung „Viața coditiană in Sibiu în perioada medievală și modernă“ (Das alltägliche Leben in Hermannstadt im Mittelalter und der Moderne) im Altemberger-Haus von der Dichte der Geschichte Studierenden im Publikum schwer beeindruckt. „Ich glaube, dass jeder Hermannstädter zu seiner Zeit einen Wert bedeutete, der zur Entwicklung der Stadt beigetragen hat“, bekannte Kuratorin Dr. Claudia Urduzia, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Anca Ni]oi die Strukturierung der Exponate mittels Schaukästen der Zuordnung von Religion, Bildung, Essen, Arbeit, Krankheit, Ordnung und Verteidigung sowie Vergnügung vorgenommen hat. Dr. Alexandru Chituță findet, dass die Ausstellung das Anthropologische hinreichend bedient, gut dokumentiert ist und durch einfache Aufmachung besticht.
Das Plakat der bis Ende April geöffneten Ausstellung lässt auf den ersten Blick bei genauem Hinschauen die Vermutung aufkommen, es könne sich um die Wiederauflage einer früheren Idee handeln. In der Tat ist Hermannstadts hoher und schwerer Theatervorhang aus dem 17. Jahrhundert, der 2007 in echt ausgestellt worden war, ein beliebter Aufhänger für das Bewerben historischer Exponate. Sehr anregend auch der Schaukasten mit allerlei Zubehör für den Drang nach Vergnügung im 19. Jahrhundert, wo ein Spielkartensatz der Anti-Napoleonischen Koalition aufgefächert hinter Glas ausliegt.
Kein französisches Blatt, sondern ein deutsches, selbstverständlich. Der grüne Ober trägt die Uniform Napoleons, aber noch viel höher ist das grüne Ass. „Friede“ steht darauf.