Ans Ziel mit Bienenfleiß und Honigsüße

20 Jahre Deutsches Kulturzentrum Hermannstadt

Süße Früchte der Zusammenarbeit symbolisiert dieser Lebzelten mit Widmung, den Dr. Kata-Szilvia Bartalis-Binder der Institutsleiterin Ana-Maria Daneș nach ihrer Rede überreicht. Foto: George Dumitriu

Emsig wie die Bienen muss man sein, um kulturelle Brücken zwischen Rumänien und Deutschland über 20 Jahre aufzubauen und zu pflegen, heute auf hohem Niveau befindlich. Deutsch zu unterrichten, Kulturveranstaltungen, Ausstellungen und Festivals zu organisieren, Kooperationen mit anderen Institutionen einzugehen, Workshops mit Kindern und Seminare mit Studenten durchzuführen, eine Bibliothek zu bestücken und mit Leben zu füllen, in der sich von Kindergartenkindern bis hin zu Senioren alle angesprochen fühlen... und so „nicht nur ein modernes Deutschlandbild zu vermitteln, wie es im Auftrag steht“, sondern auch „der Völkerverständigung dienen und den EU-Gedanken fördern“, betont der Vizekonsul des Deutschen Konsulats, Sven Kunert. „Dieser Beruf ist schön und schwer - aber auch süß“, schwärmt Ana-Maria Dane{, seit zwei Jahren Leiterin des deutschen Kulturzentrums Hermannstadt, das am 13. September im Spiegelsaal des Forumshauses sein 20. Jubiläum feierte.

Mit Charme, Witz und im sicher nicht zufällig gewählten schwarz-gelben „Bienenkostüm“ führt sie durch die Feier, mit passender Musik untermalt, vom „Fascinating Rhythm“ eines Gershwin zu Rimsky-Korsakovs „Hummelflug“, interpetiert von Alina Oltean am Klavier. Die süße Ernte des langjährigen Bemühens des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt wird symbolisch an die Gäste weitergegeben: ein Honigtöpfchen wartet im Geschenktütchen neben schwarz-gelbem Notizblock und Programm.

„Leuchtturm für die deutsche Kultur“

Am 2. Oktober 2004 ist das Deutsche Kulturzentrum Hermannstadt/Sibiu gegründet worden – nach den Kulturzentren in Temeswar/Timișoara und Klausenburg/Cluj Napoca, erinnert Kunert. „Mit einem vielfältigen Programm an Literatur- und Sprachkursen und dem Auftrag, der jüngeren Generation den Zugang zu einem modernen Deutschlandbild zu bieten“. Klaus Johannis, damals Bürgermeister der Stadt, hätte sich das Zentrum seinerzeit nicht nur als „Leuchtturm für deutsche Kultur“, gewünscht, sondern auch als „koordinierende Zentrale für die zahlreichen Aktivitäten der deutschen Minderheit“, fährt er fort.

Was klein begann, wurde unter der Leitung der damaligen Direktorin, Ada T²nase, nach und nach ausgebaut und im Angebot stark erweitert. Als Highlights dieses Jahres bezeichnet der Vizekonsul die gemeinsamen Veranstaltungen zur Europa-Fußballmeisterschaft und die Wanderausstellung über den Kommunismus in Deutschland und Rumänien, die aufgrund des hohen Inte-resses gute Chancen hätte, im nächsten Jahr erneut nach Hermannstadt zu kommen.

Seit 2013 fungiert das Kulturzentrum auch als akkreditierter Sprachkurspartner des Bukarester Goethe-Instituts und bietet unter dessen Lizenz Deutschkurse mit modernsten Unterrichtsmethoden an. Doch auch zu anderen kulturellen Events – große Festivals, Ausstellungen, Konzerte - kooperieren die beiden Institute. Goethe-Institut Direktor Dr. Joachim Umlauf lobt in seiner Gratulations-Videobotschaft aus Bukarest das „dichte Netz an deutsch-rumänischen Kulturgesellschaften in Rumänien“, als „eines der wichtigsten Netze deutscher Kulturpräsenz in Europa“.

Auch schwere Zeiten erlebt: drei Umzüge, finanzielle Engpässe

Der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Dr. Paul-Jürgen Porr, ist seit 1995 auch Vorsitzender der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft Hermannstadt und erinnert sich an die Anfangszeit, als er das neu gegründete Kulturzentrum an seinem damaligen Sitz im Bischofspalast 2004 erstmals besuchte – aus purer Neugierde. Da gab es ein paar Zeitschriften und Bücher, vergleichsweise weniger als in Klausenburg… 2006, als er von dort nach Hermannstadt zog, konnte er das Angebot um zwei Zeitungsabos – die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) – bereichern.

Seither hat es deutliche Fortschritte gegeben, aber auch schwierige Zeiten: finanzielle Probleme und drei Umzüge, „zuerst aus Platzgründen in das Gebäude der Nationalbank in der Postgasse“, dann wegen der hohen Miete ins Hochmeisterhaus, das auch heute noch als Sitz fungiert. „Dank der Hermannstädter Kirchengemeinde konnte dieses Dilemma des Sitzes gelöst werden“, erklärt Porr. Die finanziellen Engpässe hingegen wurden durch Spenden des deutschen Wirtschaftsclubs behoben, und auch die Michael Schmidt Stiftung unterstützte das Zentrum substanziell.

Dreh- und Angelpunkt für Kinder, Lehrkörper und Studenten

Inzwischen wurden auch Kooperationen mit Universitäten angebahnt. Dr. Kata-Szilvia Bartalis-Binder von der Babe{-Bolyai Universität in Klausenburg erinnert sich an ihre ersten Gespräche mit Ana-Maria Dane{, die sie auf einer Lehrerfortbildungsveranstaltung kennenlernte. Schnell wurde beschlossen, zu kooperieren. „Durch unsere gemeinsamen Projekte habe ich viele Mitarbeiter kennengelernt, die sich leidenschaftlich einsetzen“, sagt Bartalis-Binder. Und: „Ihre Arbeit wirkt weit über Hermannstadt hinaus.“

Nicht nur, dass sich Kinder regelmäßig an Leseabenden oder Workshops in der Bibliothek beteiligen, das Zentrum bietet seither auch Fortbildungen für Lehrkräfte an und fungiert als deren Treffpunkt für Austausch und gegenseitige Unterstützung.

Auch Dr. Ioana-Narcisa Crețu von der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt hat das Kulturzentrum für die Kooperation mit ihrer Uni entdeckt. Seither werden dort auch Seminare und Ausbildungsmaßnahmen für Studenten abgehalten. Begeistert erzählt sie von einem kurzen Dokumentarfilm, den die Studenten gedreht haben, und der vermittelt, wie dort die deutsche Sprache und Kultur gelehrt wird.

Auch die mit 65 Jahren 2021 verstorbene Johanna Bottesch, Ehefrau des Leiters des Siebenbürgenforums Martin Bottesch, hat als Germanistik-Dozentin an der Lucian-Blaga-Universität mit dem Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt eng zusammengearbeitet. Nach ihrer Pensionierung unterrichtete sie dort weiter Deutsch als Fremdsprache - als Hobby. Für Johanna Bottesch wurde auf der Jubiläumsfeier eine Gedenkminute eingelegt.

„Don’t Rain on My Parade!“

Ana-Maria Viscrean, didaktische Leiterin am Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt und Honorarlehrkraft am Goethe-Institut Bukarest,  lobt zum Schluss die erfolgreich organisierten Filmfestivals: darunter das europäische Filmfest und das Transilvanian International Film Festival TIFF.

„Das Kulturzentrum hat sämtliche Emotionen erlebt“, schließt sie ihre Rede - und kündigt zum Abschluss eine Überraschung an, „als selbstbewusste Botschaft für eine Institution, die große Schritte gemacht hat“: Ana-Maria Dane{ als hinreißende Sängerin mit dem Stück „Don’t Rain on My Parade“ (von Jule Styne und Bob Merrill, ursprünglich gesungen von Barbra Streisand). Regne mir nicht in die Parade hinein - zerstör mir nicht mein Fest. Gewiss nicht!