Bluthochzeit mit Ringelreihn

Zweite Deutsche Premiere im Radu-Stanca-Theater

Die Dorfgemeinschaft tanzt. Fotos: TNRS

Die Hochzeit ist in vollem Gang. V.l.n.r. der Brautvater (Daniel Bucher), die Braut (Olga Török), der Bräutigam (Richard Hladik) und die Mutter des Bräutigams (Johanna Adam)

Hermannstadt - Düster und nebelig geht es zu bei der Premiere der deutschen Abteilung: Anfang November kommt das Stück „Bluthochzeit“/Nunta însângerat² von Federico García Lorca zur Aufführung. Der Regisseur Hunor von Horváth hat das Stück, das im Original in Andalusien spielt, gekonnt nach Siebenbürgen versetzt. Spanische und siebenbürgische Elemente mischen sich in den Kostümen und der Gestik der Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Truppe besteht aus Deutschen, Rumänen, Ungarn. An der Inszenierung beteiligt sind Schauspieler und Schauspielerinnen des Hermannstädter und Temeswarer Staatstheaters. Gespielt wird in deutscher Sprache mit rumänischen Untertiteln. Einige Passagen sind auf Rumänisch – auch einige Musikstücke, die die Handlung untermalen, sind auf Rumänisch.

Im Zentrum steht ein Paar, das heiraten will – zumindest vordergründig. Denn eigentlich fühlt sich insbesondere die Braut (Olga Török) unwohl mit ihrer Entscheidung – und trauert ihrem einstigen Verlobten Leonardo (Gyan Ros) nach: Der Bräutigam (Richard Hladik), der eine sehr traditionelle Vorstellung von der Ehe hat, eine Mutter (Johanna Adam), die – wütend – die Zukünftige ihres Sohnes zunächst für nicht würdig hält. Ein Vater (Daniel Bucher), der seine Tochter, die Braut, über alles stellt. Im Hintergrund schwelt eine Vorgeschichte: In einer Familienfehde mit der Familie Leonardos hat die Mutter des Bräutigams bereits ihren Ehemann und den ältesten Sohn verloren. Die einzige, die ahnt, dass etwas nicht stimmt, ist Leonardos Ehefrau, verkörpert durch Fabiola Petri. Und so kommt es zum Show-Down: Die Braut und Leonardo fliehen in der Nacht der Hochzeitsfeier, die Brautgesellschaft jagt die beiden Flüchtigen. Als der Bräutigam und Leonardo aufeinandertreffen, töten sie sich gegenseitig.

Die handelnden Figuren bewegen sich zwischen Gefühl und Vernunft im Spannungsfeld zwischen Normen und eigenen Wünschen. „Bluthochzeit“ ist ein Stück über das Ende einer langen Kette von Gewalt, von Zwängen, von verkrusteten Traditionen, die menschlichen Neigungen entgegenstehen. Das Verfolgen dieser Neigungen endet in der Tragödie. Die Mutter, deren zweiter Sohn getötet wird, rächt sich am Ende des Stücks jedoch nicht.

Bei Horváths Inszenierung sitzen die Zuschaue-rinnen und Zuschauer auf der Bühne und werden so unmittelbar in die Handlung hineingezogen. Zur Live-Musik, umgesetzt von Andrei Dinescu (Komponist, Geige), Tamás Kolozsi (Komponist), Bogdan Paculea (Klarinette), Androne Mugur (Taragot), Răzvan Grecu (Keyboard) und Melinda Samson (Chorleiterin) tanzt die Dorfgemeinschaft zum Ende des Stücks trotz Tragödie ausgelassen inmitten der Zuschauerschaft.

Ein Fließtext läuft wie eine Art Abspann beim Film über die Leinwand auf der Bühne: „Egal ob du Rumänisch, Ungarisch oder Deutsch bist, wir sind „made in Romania“. Egal ob du Moldauisch, Siebenbürgisch oder Oltenisch bist, wir sind „made in Romania.“ So ist die Inszenierung auch eine Hommage an die verschiedenen Ethnien in Siebenbürgen mit all ihren Eigenheiten und ihrer Individualität – und für ein friedliches Zusammenleben. So etwas braucht es auf der Bühne – nicht nur in Hermannstadt. Nicht zuletzt auch in Zeiten wie diesen.

Die nächste Aufführung findet am Donnerstag, den 12. Dezember, um 19 Uhr, im Großen Saal des Radu-Stanca-Theaters statt.