Die rumänische Turnerin Cătălina Ponor hat eine Silbermedaille im Bodenturnen gewonnen und schaffte so auch bei den Olympischen Spielen ein starkes Comeback. Bei den letzten Olympischen Spielen war Ponor nicht am Start, zog sich 2007 aus dem Turnsport zurück und wagte 2011 ein Comeback.
Umso erstaunlicher wie die Turnerin aus Konstanza/Constanţa innerhalb eines Jahres wieder ganz oben im Turnsport angekommen ist. In der Entscheidung am Boden musste sich die Rumänien nur Alexandra Raisman geschlagen geben, die mit 15.600 Punkten Gold für die USA holte. Ponor, die als Vierte im Bodenturnen startete, schaffte eine blitzsaubere Leistung hinzulegen. Als über die Lautsprecher verkündet wurde, dass Ponor schlechter als die Amerikanerin bewertet wurde, zog sich das Bewertungsteam den Unmut der Zuschauer zu.
Letztendlich hatte Raisman einen höheren Schwierigkeitsgrad bei ihrer Übung gehabt und war deswegen höher als Ponor bewertet worden. Dritte wurde die Russin Alija Mustafina mit 14.900 Punkten. Die Olympiasiegerin von 2008 im Bodenturnen, Sandra Izbaşa, enttäuschte hingegen und landete nur auf Platz acht. Alles sah nach einer fehlerlosen Leistung der Rumänin aus, die sich jedoch am Ende selbst zu stark unter Druck setzte und kurz vor Ende ihres Versuches stürzte.
Izbaşa war als Letzte gestartet und hatte nach der starken Benotung von Raisman versucht, den eigenen Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, um die Goldmedaille aus Peking zu verteidigen. So blieb es für Izbaşa bei der Goldmedaille im Sprungwettbewerb, und für Rumänien bei neun Medaillen.
Es hätten durchaus eine zehnte Medaille geholt werden können, doch beim Finale am Schwebebalken kam es zu einer sehr umstrittenen Entscheidung. Nachdem die Chinesinnen Linlin Deng (15.600 Punkte) und Lu Sui (15.500 Punkte) die ersten zwei Plätze unter sich ausmachten, ging es um den Kampf um die Bronzemedaille. Die US-Amerikanerin Alexandra Raisman legte eine nahezu identische Leistung wie Cătălina Ponor hin und so begann ein langes Zittern. Als das offizielle Ergebnis bekannt wurde und Ponor auf Rang drei landete war die Freude im rumänischen Team groß, doch innerhalb von Minuten änderte sich die Stimmung.
Der amerikanische Trainer beschwerte sich beim Bewertungskomitee und schaffte durch eine Beschwerde, dass Raisman im Nach-hinein anstatt Ponor auf den Bronzerang kletterte. Ponor suchte nach dem Wettbewerb vor allem den Fehler bei sich selbst: „ Natürlich tat mir diese nachträgliche Entscheidung weh, aber ich bin selber schuld. Wenn ich meine Übung am Schwebebalken ohne Fehler durchgeführt hätte, wäre es nie zu dieser Beschwerde gekommen. Leider haben mir die Schiedsrichter meine zusätzlich eingebaute Pirouette nicht bewertet. Ich musste mich danach schnell wieder konzentrieren, der nächste Wettbewerb stand an.“
Für Nadia Comăneci war die kurzfristige Bronzeentscheidung eine sehr merkwürdige, die Olympiasiegerin von 1976 rief dazu auf, bei knappen Ergebnissen und gleichen Bewertungen, zwei Medaillen zu verteilen: „Sie hätten zwei Bronzemedaillen verteilen müssen, um sich die folgenden Diskussionen zu sparen.“
Da am Ende nur eine Turnerin Bronze gewann, landete Raisman mit 15.066 Punkten auf Rang drei und zog durch die Beschwerde an der Rumänin, die die gleiche Punktzahl besaß vorbei. Raisman hatte einen höheren Schwierigkeitsgrad in ihrer Übung gezeigt. Die zweite rumänische Starterin, Larisa Iordache war nach einem Sturz am Schwebebalken nur auf Platz sechs gelandet und verpasste damit die Medaille. Für die rumänischen Turnerinnen gehen die olympischen Spiele mit dem Auftritt am Dienstag zu Ende.
Mit einer Goldmedaille sowie einer Bronzemedaille und einer Silbermedaille war das Team durchaus erfolgreich. Cătălina Ponor verkündete zudem auf TVR nach dem Gewinn ihrer Medaille den Rücktritt vom Turnsport: „ Dies war mein letzter Wettbewerb als Turnerin. Ich bin sehr stolz, dass ich zeigen konnte, dass man auch im hohen Alter von 25 Jahren auf diesem Niveau erfolgreich sein kann. Nun will ich Trainerin werden, eine Arbeit die mir am meisten Spaß bereitet“.
Neben dem Rücktritt von Ponor war auch über die Vertragsverlängerung des Trainergespanns Octavian Bellu und Mariana Bitang spekuliert worden. Bei beiden läuft der Vertrag aus, über eine Verlängerung soll nach den olympischen Spielen gesprochen werden. Bellu und Bitang hatten das rumänische Team in kurzer Zeit wieder in eine Erfolgsspur gebracht und auf die Spiele in London vorbereitet.