Pura Vida, der Begriff wird beliebig eingesetzt in Costa Rica: Als Gruß- oder Abschiedsformel bedeutet er ganz einfach – das pure Leben genießen. Alles geht locker und leicht zu. Dieser Slogan hat sich längst auch im Tourismusmarketing durchgesetzt und begleitete uns während der gesamten Reise durch das Land.
Costa Rica gilt seit Jahren als das Paradies für Naturliebhaber durch seine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt und auch wegen seiner ökotouristischen Dienstleistungen. In der Fachwelt gilt das Land als Musterbeispiel für Ökotourismus. Da wir selber seit mehr als 25 Jahren nachhaltigen Tourismus betreiben, wollten wir nun auch einmal dieses Musterland kennenlernen und buchten eine Rundreise bei unserem langjährigen Partner „Weltweitwandern“ in Graz. Christian Hlade, der Gründer von Weltweitwandern, ist seit Jahren Vorreiter für einen sensiblen und nachhaltigen Tourismus auf der ganzen Welt und mehrfach international dafür ausgezeichnet. Wir waren sehr gespannt, hatten keine Kenntnisse, weder vom Land noch von der Region Mittelamerika. Wir wussten nur, dass das Land in den Tropen liegt und über Regenwälder verfügt.
Die Reisezeit war vom 10. bis 26. November, die Reiseinfos erhielten wir Wochen vorher. Die wichtigsten Informationen für uns waren Visafreiheit, keine vorgeschriebenen Impfungen, keine Malariaprophylaxe. Die einzige Gefahr wäre das Dengue-Fieber, welches durch Mücken übertragen wird. Da es keine Impfungen dagegen gibt, war die Empfehlung, Kleidung mit langen Ärmeln in der Dämmerung zu tragen. Besonderer Hinweis zur Ausrüstung war Wanderkleidung, Regenschirm und Regenkleidung.
Unsere Reise startete in Wien. Mit Iberia Airlines flogen wir 3 Stunden nach Madrid, von Madrid dauerte der Flug 10 Stunden nach San Jose, der Hauptstadt Costa Ricas. Die Zeitverschiebung beträgt 8 Stunden zu Rumänien. Am Flughafen konnten wir bereits einige Mitreisende ausfindig machen, Erkennungsmerkmal war das Logo von Weltweitwandern auf Rucksack oder Bekleidung. Unsere Reisegruppe bestand aus 14 Personen, 10 Österreicherinnen und Österreicher, zwei Deutsche und wir beide aus Rumänien. Wir wurden von unserem lokalen Guide Roberto empfangen und ins Hotel gebracht.
Im Hotel erhielten wir weitere Informationen über die Reise, das Land und seine Geschichte. Als Christoph Columbus auf seiner 4. Reise 1502 bei der heutigen Stadt Limon vor Anker ging, weil sein Schiff von einem Hurrikan schwer beschädigt worden war, unternahm er auch Expeditionen in Landesinnere. Hierbei wurde er von Einheimischen, die viel Schmuck trugen, mit Perlen aus Gold beschenkt. Da er annahm, dieser Schmuck stamme aus der Region, gab er der Gegend den Namen
„Costa Rica“ – reiche Küste.
Seit dem 16. Jahrhundert gehörte Costa Rica zur Kolonialmacht Spanien, 1821 erhielt das Land die Unabhängigkeit und nahm 2 Jahre später die Staatsform Republik an. Nach dem 2. Weltkrieg schaffte das Land das Militär ab. Die Ausgaben für Militär wurden umgeschichtet auf Bildung, Soziales und Gesundheit. In den folgenden Jahrzehnten war Costa Rica durch Wohlstand und Frieden geprägt. Das Land hat über 5 Millionen Einwohner, mehr als 70 % sind spanischer Herkunft. Aber auch aus anderen Ländern Europas siedelten sich Menschen an. Auf der karibischen Landesseite gibt es 4 % Afro-Costa-Ricaner, die stolz auf ihr jamaikanisches Erbe sind und auch einen englischen Dialekt sprechen. Nur etwas über 2 % gehören zu den indigenen Völkern. Sie leben hauptsächlich in Reservaten im Hochland des Regenwaldes. Erst seit 1977 gibt es ein Gesetz zum Schutz der indigenen Völker. Mit dem Bau der Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts kamen Chinesen als Bauarbeiter ins Land, sie bleiben und so gibt es heute ein Chinatown in San Jose. 1983 erklärt sich Costa Rica als neutral und wird – nicht nur deshalb – die Schweiz Mittelamerikas genannt.
Costa Rica liegt zwischen Nicaragua und Panama. Es hat 2 Küstengebiete, die pazifische Seite und die karibische und wird von 3 Gebirgszügen in Nord-Südrichtung durchzogen.
Bei einem Glas chilenischen Weines ließen wir den Abend früh ausklingen, müde von der Zeitverschiebung und den vielen neuen Impulsen.
Beim Frühstück lernten wir das Nationalgericht Casado kennen, es besteht aus gekochtem Reis und gebratenen schwarzen Bohnen. Dazu gibt es gebratene Kochbananen, manchmal wird auch Rührei oder Sauerrahm dazu serviert. Casado heißt „verheiratet“, klärte uns Roberto auf. Warum heißt das Gericht so? Wenn ein Tico eine Tica heiratet (so nennen sich die Costa Ricaner gerne), erwartet ihn täglich diese Speise, damit er sich an die Hochzeit erinnert (weißer Reis und schwarze Bohnen, wie die Kleidung von Braut und Bräutigam)! Zum Frühstück gehören auch costaricanischer Kaffee und Fruchtsäfte, z.B. Tamarindensaft oder Papayasaft.
Der Vulkan Irazu
Das Ziel des ersten Tages war der Vulkan Irazu, der höchste Vulkan des Landes und der dazu gehörige Prussia Nationalpark. Die Anreise dauerte auf der serpentinenreichen Straße zwei Stunden. Kennzeichnend für diese Gegend ist die baumlose Paramo-Vegetation. Regen prasselte auf die Windschutzscheibe des Busses, Nebelschwaden zogen vorbei, hin und wieder gab es einen Lichtblick – Wiesen, auf denen Kühe weideten und dazwischen Kartoffel- und Erdbeerfelder. Auf den Hängen des Vulkans werden noch auf 3.000 m Höhe Kartoffeln angebaut. Am Straßenrand stehen hin und wieder Bauern, die ihre Erzeugnisse zum Kauf anbieten. Um zum Vulkankrater zu gelangen, mussten wir von einem Informationszentrum aus noch 400 m bergauf wandern. Je höher wir kamen, desto mehr mussten wir unser Tempo drosseln, die dünne Luft machte uns allen zu schaffen. Die Vegetation wurde immer spärlicher. Am Ziel, auf 3400 m Höhe, tat sich eine spektakuläre Landschaft auf. Eine Riesenmondlandschaft – das soll auch Neil Armstrong gesagt haben, der den Vulkan einst besichtigte. Der Krater hatte einen Durchmesser von einem Kilometer, in der Tiefe können wir durch die hie und da aufreißenden Nebelschwaden das türkis- bis giftgrüne Wasser des Sees erblicken. Mit etwas Glück kann man von dieser Höhe zwei Weltmeere gleichzeitig sehen, die Pazifikküste mit dem Golf von Nicoya und auch die karibische Küste des Atlantiks. Leider blieb dieses Erlebnis bei unserem Besuch in den Wolken hängen!
Das zweite Ziel des heutigen Tages ist der 1000 Meter tiefer gelegene Nationalpark Prussia. Die Universität und der botanische Garten von San José sind wissenschaftlich verantwortlich für diesen Park. Daher gibt es auf den angelegten thematischen Trails Informationstafeln über Flora und Fauna. So erfahren wir, dass es in Costa Rica 1680 Arten von Orchideen gibt, die sowohl am Boden wachsen als auch als Epiphyten auf den Bäumen vorkommen. Eine sehr seltene Art konnten wir bewundern, eine weißblütige Orchidee, Rossioglossum oerstedii, die nach ihrem Entdecker, einem dänischen Botaniker, benannt wurde. Im Nationalpark sollen auch mehr als 40 Vogelarten vorkommen, wir konnten nur die Truthahngeier zwischen den Wolken am Himmel kreisen sehen, der Regen ließ alle anderen Vögel verstummen.
Golf von Nicoya und Tropenwald Monte Alto
Unser nächstes Reiseziel war die Pazifikküste. Den Golf von Nicoya überqueren wir mit einer Fähre. Unser erstes Ziel ist eine Kaffee-Kooperative, die 192 Kleinbauern als Mitglieder hat. Ein Mitarbeiter der Kooperative führte uns durch die Anlage und erklärte den komplexen Verarbeitungshergang des Kaffees von der Bohne zum Endprodukt. In Costa Rica darf nur Arabica-Kaffee angebaut werden. Ein Kaffeebaum wird ca. 20 Jahre alt. Der höchste Ertrag wird erzielt im Alter von ca. 6 Jahren. Die Schädlingsbekämpfung erfolgt mit organischen Mitteln, einem Sud aus Chili, Ingwer und Oregano, weshalb sich der Betrieb „Bio-Fabrica“ nennen darf. Die Verarbeitung der Kaffeebohnen von dem Pflücken über die Verarbeitung bis zur Röstung erfolgt ausschließlich in der Kooperative. Der Vertrieb nach Europa erfolgt über die GEPA, eine der größten Fairtrade-Handelsorganisationen in Deutschland. Was wir als praktisches Ergebnis dieses Besuchs mitnehmen, ist, dass Espresso gar nicht der Kaffee mit dem höchsten Koffeingehalt ist. Je mehr die Bohnen geröstet werden, desto weniger Säure und Koffein enthalten sie, dafür aber umso mehr Bitterstoffe! Der am wenigsten geröstete Kaffee „der blanco“, hat den höchsten Koffeingehalt.
Die heutige Nacht verbringen wir bei der privaten Umweltinitiative Monte Alto Tropenwald in der Provinz Guanacaste. Eine Bürgerinitiative schützt hier vor allem die Waldbestände und forstet umliegende Berghänge wieder auf, um die Wasserversorgung der Dörfer in dieser Gegend zu sichern. Jahrzehntelange Abholzung und intensive Landwirtschaft ließen während der Trockenzeit die Bäche austrocknen und es gab Wasserknappheit. Das Umweltministerium ist Pate und eine Naturschutzorganisation aus Deutschland unterstützt das Projekt seit den 1990er Jahren. Mittlerweile umfasst das Reservat 900 Hektar. Die Anfahrt gestaltete sich wegen der massiven Regenfälle schwierig: ungeteerte Straßen, ungesicherte Brücken. Ein Mitarbeiter der Lodge kam uns ent- gegen und lotste uns über die überfluteten Brücken. Inzwischen war es dunkel, die Brücken hatten keine Leitplanken. Der Lotse stieg von seiner Enduro ins knietiefe Wasser und zeigte uns mit einem Stöckchen die Höhe des Wasserstandes an und wies uns den Weg durch die Furt. Alle waren sehr erleichtert, als wir unser Quartier im Tropenwald erreichten. Wir übernachteten sehr urig, unter Moskitonetzen in einem halb offenen Rancho, einer Art Scheune. Die Stille der Nacht wurde nur unterbrochen von dem Prasseln des Regens auf das Blattwerk der Urwaldbäume. In der Morgendämmerung, gegen 5.30 Uhr wurden wir von den dumpfen Rufen der Brüllaffen und Vogelstimmen geweckt.
Heute beginnt die Exkursion direkt am Camp. Ein Orts-Guide, bewaffnet mit Machete, lotste uns durch den Wald und befreite den Pfad von umgekippten Ästen und Luftwurzeln, während uns Roberto einige der interessanten Baumarten erklärte. Der imposanteste Baum ist der Guanacaste-Baum, Enterolobium cyclocarpum, auch Ohrbaum genannt. Es ist er Nationalbaum Costa Ricas, nach ihm wurde die gesamte Provinz benannt. Der Baum gehört zu der Familie der Hülsenfrüchte, seine Frucht hat die Form eines großen Ohres, daher der Name. Er kann 40 Meter hoch werden und mit seinen doppelt gefiederten Blättern kann er eine Krone von bis zu 45 Meter Durchmesser bilden. Entsprechend ist er sehr beliebt als Schattenspender in Parks und auf Weiden. Der König der Bäume ist aber der Ceiba-Baum, Avatar oder Lebensbaum genannt. Dieser Baum ist der Nationalbaum Guatemalas, er kann über 70 Meter hochwerden, somit überragt er die meisten Bäume des Waldes. Für die indigenen Völker Südamerikas ist er deswegen ein heiliger Baum. Er galt als der Vermittler zwischen dem Himmelreich und der Erde. Die Wurzeln galten als Energiespender. Zwischen den Bäumen und den Lianengewächsen entdecken wir auch die Vanilie, die die einzige essbare Orchidee ist.
Bei einem Aussichtspunkt entdecken wir noch eine recht seltene Spechtart, den Gelbbauchsaftlecker. Am Himmel dreht ein Prinzenbussard seine Runden.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an verschiedenen Plantagen vorbei. Zuckerrohr wird im großen Stil angebaut wie auch Teak-Bäume. Diese wurden aus Asien eingeführt wegen der Beliebtheit es Holzes in der Möbel- und Bauindustrie. Außerdem ist der Baum sehr wirtschaftlich, die Bäume sind schnell wachsend und das Holz ist hart und haltbar. In 10 Jahren kann ein Teakbaum 16 Meter hochwerden, in 20 Jahren hat der Baum ein Volumen von 150 Kubikmeter (10 Laster).
Auch wenn es während der Exkursion die ganze Zeit stark regnete, kamen wir begeistert zurück, einen Tropenwald betreten zu haben. Zum Schluss erfuhren wir noch, dass die Erlöse aus der touristischen Nutzung des Gebietes der Finanzierung des Projektes dienen und dass der Besuch unserer Reisegruppe auch dazu beigetragen hat. Mit einem guten Gefühl verließen wir Monte Alto in Richtung Pazifikküste.
In der Bucht von Samara, einem Surfer- und Kiterparadies, nah am Strand, lag unsere Pension. Der nächste Tag sollte frei nach dem Motto Pura Vida ein Genießertag werden. Die Regenfälle ließen tatsächlich nach, die stürmische Flut beruhigte sich und wir wagten uns in die Fluten des Pazifiks bei 23 ° C Außen- und Wassertemperatur.
Nebelwald Monte Verde
Unsere Reise führte uns zurück vom Meer in die Nebelwaldregion Monte Verde. Die Nebelwälder sind die artenreichsten aller Tropenwälder. Auf unserer Fahrt überqueren wir eine Brücke, die 2004 erbaut wurde und von der Regierung von Taiwan finanziert wurde. Im Gegenzug erlaubte Costa Rica den Taiwanesen die Nutzung der 500 km entfernt liegenden Kokosinseln im Pazifik. Daher erhielt die Brücke den Namen Taiwanesisch-Costa-Ricanische Freundschaftsbrücke. Die Freundschaft endete abrupt, als taiwanesische Schiffe illegal Haifische fingen, um die Flossen zu vermarkten. Auch der Name der Brücke wurde geändert.
Monte Verde wurde in den 1950er Jahren von Quäkern aus den USA gegründet, die fürchteten, in den Koreakrieg eingezogen zu werden. Sie gründeten den Ort Santa Elena und erwarben 1400 Hektar Land um Milchviehwirtschaft zu betreiben.
Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt hier nur 18 °C, die meiste Zeit ist es kühl, feucht, nebelig, weil die feuchtwarmen Karibikwinde in den kühlen Höhen der Berge kondensieren.
Der wirtschaftliche Erfolg der Quäker zog immer mehr Kleinbauern an, die Wälder rodeten, um Viehwirtschaft zu betreiben. Sehr schnell wurden die negativen Folgen der Abholzung erkannt, wie Wasserknappheit und Erosion. Ein US-amerikanischer Forscher, George Powell, erkannte die Problematik und kaufte 380 Hektar Land und gründete ein Reservat. Dieses Gebiet ist auch heute noch das Kernland des auf 1400 Hektar angewachsenen Schutzgebietes, das Bioreservat Nebelwald Monte Verde. Hier sind mehr als 50 % der Biodiversität Costa Ricas repräsentiert: über 2000 Pflanzenarten, 400 Vogelarten, 1200 Arten von Amphibien und Reptilien.
Teil 3 – Skywalk, Vulkan und Forschungszentrum
Glück hatten wir mit unserer Lodge in Santa Elena, die mitten in einem Waldgebiet gelegen war. Zur Tierbeobachtung hat das Hotel verschiedene Futterplätze eingerichtet. Es gab Obst, vor allem für die Vögel: Papaya, Ananas, Banane. So konnten wir aus sehr naher Entfernung Kolibiris, grüne Tukane (die kleinsten dieser Art), langschwänzige Elstern, Grauhäher, tropischen Kuckuck und den Montezuma Stirnvogel (Oropendola) beobachten. Dieser Vogel fällt beim Rufen spektakulär nach vorne und lässt seinen gelben Schwanz nach oben ragen, daher der lateinische Name „Goldpendel“.
Das Reservat befindet sich genau auf der Wasserscheide zwischen Pazifik und Karibik. Jährlich kommen ca. 250.000 Besucher hierher. Es wurden 12 km Wanderwege angelegt, die ideal sind, um Tiere zu beobachten. Den Besuch dieses Reservats starteten wir mit einer Nachtwanderung. Jeder Teilnehmer erhielt eine Stirnlampe und wurde vor allem instruiert, nichts, vor allem keine Pflanzen, anzufassen. Der Guide hatte zusätzlich ein lichtstarkes Spektiv dabei. Den ersten Halt machten wir bereits nach wenigen Metern und es wurde allen Teilnehmern klar, weshalb die Belehrungen ernst zu nehmen sind: Der Guide wies uns auf eine grüne Schlange hin, die trotz Spektiv nur sehr schwer zu erkennen war, weil sich ihre Farbe nicht von dem Blattwerk unterschied. Es handelte sich um eine giftige Palmlanzenotter, die bis zu ein Meter lang werden kann. Sie verfügt über einen Greifschwanz, mit dem sie sich an Ästen festhalten kann. Einem schrillen Ruf folgend konnten wir mit Hilfe des Spektivs eine Grille mit Riesenfühlern aufspüren. Wir sahen auch den kleinsten Frosch Costa Ricas, so klein wie ein Fingernagel. Durch seine grüne Farbe war er kaum von einem Blatt zu unterscheiden. Dieser Frosch gehört zu den Pfeilgiftfröschen, die eine sehr lebhafte Körperfärbung haben, von schwarz-grün bis gold-braun oder blau. Durch das Fressen giftiger Ameisen verwandeln sie die Gifte der Insekten in ein giftiges Sekret, das sie über die Haut absondern. Deshalb sollte man diese Frösche besser nicht berühren. Nach einer Weile bat uns der Guide unsere Stirnlampen auszuschalten. Wir staunten nicht schlecht, als er uns ein glitzerndes Objekt zeigte, das leuchtete. Es war ein Stück Holz, das Leuchten wurde von einem fluoreszierenden Pilz hervorgerufen. Es lockt Insekten oder Spinnen an und so werden sie leichte Beute für Schlangen oder Fledermäuse.
Nicht weniger interessant war die Tagesexkursion durch den Nebelwald. Es gibt 755 verschiedene Baumarten, auf 1 km sind mehr Baumarten als in Europa (454 Baumarten). Der spektakulärste Wanderweg ist der Skywalk, 3 km lang mit 6 Hängebrücken. So kann man leicht die reißenden Bäche überqueren, blickt in tiefe Täler und spaziert durch die Baumwipfel. Es ist ein magischer Ort, gigantische Bäume, deren Stämme mit Moos und Flechten bewachsen sind. Die Baumkronen sind Lebensraum für viele und man muss oft sehr genau hinsehen, um kleinste Blüten und Tiere zu erkennen. Der imposanteste Baum ist der Ficus, prächtiger Stamm mit vielen Luftwurzeln und einer stark verästelten Krone. Dieser Baum ist Lebensraum für viele Pflanzen: Epiphyten, wie Bromelien und Orchideen, ebenso für viele Insekten, Fledermäuse, Ameisen und harmlose Vogel-spinnen, die wir beobachten konnten. Guanacaste, Jacaranda, Trompetenbäume, Tulpenbäume und dazwischen immer wieder Farne, die als Bäume bis zu 15 m Höhe erreichen, Helikonienarten mit ihren scharlachroten Blüten, auch Hummerschere genannt oder Pfeffersträucher, die nach Anis riechen. Im Wald sehen und hören wir verschiedene Affenarten, wie Brüllaffen oder Kapuzineraffen, die als Familien zusammenleben. Überall hört man Vögel zwitschern, der berühmteste Vogel ist der Quetzal, der Göttervogel. Die langen, prächtig grünen Schwanzfedern des Vogels dienten schon in präkolumbischer Zeit als Schmuck für Fürsten und Priester. Die Vögel wurden nicht getötet, im Gegenteil, wer den Quetzal tötete, wurde selbst mit dem Tode bestraft. Da er in Gefangenschaft kaum zu züchten ist, gilt er als Symbol der Freiheit. Neben einigen Schlangen entdecken wir am Boden noch ein Gürteltier, das sich gar nicht stören ließ und mit der Nahrungssuche zwischen den Wurzeln beschäftigt war.
Auch hier erfahren wir, dass aus den Einnahmen durch Tourismus Farmland erworben wird zur Wiederaufforstung, um Schutzkorridore zu bilden, die die verschiedenen Schutzgebiete miteinander verbinden sollen. Tiere, wie die Großkatzen Puma, Jaguar, Ozelot, aber auch der Quetzalvogel brauchen große Territorien, um zu überleben.
Der Fortuna-See und der Vulkan Arenal
Auf dem Weg zum See La Fortuna und dem Vulkan Arenal fahren wir an Rinderfarmen vorbei. Uns fällt auf, dass es vor allem Brahman-Rinder gibt, eine Zebuart, die ursprünglich aus Indien stammt. Daneben gibt es Simembra-Rinder, eine Kreuzung aus Simmentaler Rindern und Brahman-Rindern. Milchviehbetriebe halten Holsteinkühe und gefleckte Schweizer Kühe. Die Tiere werden das ganze Jahr über draußen auf großen Weideflächen gehalten, es gibt keine Ställe und Futter steht das ganze Jahr über zur Verfügung.
Nach der Überquerung des Sees mit einem Boot gehen wir auf Vogelexkursion, vor allem auf Suche nach dem Quetzal. Leider haben wir ihn nicht gesehen, dafür aber mehrere Truthahngeier in der Krone eine Ficusbaumes, Rabengeier, verschiedene Spechtarten, Halsbandarassari, verschiedene Tukane, vor allem den Regenbogentukan, den größten der Tukane.
Der Vulkan Arenal gilt als z. Z. nicht aktiv, die Hänge, über die sich die Lavaströme bei letzten Ausbruch 1968 ergossen haben, sind immer noch kahl. Es gibt mehrere Geysire und warme Quellen, die magmatischen Ursprungs sind. Ihr Wasser kommt angereichert mit Mineralien, Calziumbikarbonat und Magnesium aus dem Boden und findet Verwendung in verschiedenen Thermalbädern, aber auch in Flüssen und Bächen.
Der Ort Fortuna bietet entsprechend ein reiches Angebot an touristischen Aktivitäten für jedes Interesse und jeden Geldbeutel.
Sarapiqui – Forschungs-zentrum Tirimbina
Wir fahren weiter nach Sarapiqui. Es wird wärmer, wir nähern uns der Karibik, es wird flacher und die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens immer intensiver. Wir fahren an ausgedehnten Plantagen vorbei. Maniok (Yucca, ähnelt einer Hanfpflanze), deren Knollen wie Kartoffeln verwendet werden. Wir sehen Bananenplantagen, vor allem Kochbananen. Die Bananenstauden sind an der Blüte in Plastiktüten gehüllt, um sie vor Schädlingen, Vögeln und Regen zu schützen. In kleineren Mengen wird auch Mais angebaut. Obwohl der Mais hier einheimisch ist, ist es ein teures Getreide, weil es nur auf kleinen Flächen angebaut wird. Andere Plantagen sind Ananas, Zuckerrohr und Reis.
Unterwegs machen wir Halt bei dem privaten Tirimbina-Forschungszentrum für den Schutz des Regenwaldes. Auch hier finanziert sich das Forschungsprojekt aus eigenen Dienstleistungen. Bereits am Eingang wurden wir aufmerksam auf zwei Leguane, die auf vertrockneten Ästen in der Krone eines Baumes lagen und sich sonnten. Auf der thematischen Wanderung sollten wir noch viele sehen. Wir hatten Glück, da gerade Paarungszeit war und die Männchen ihr Bräutigamkleid trugen. Es ist sehr farbenfroh, orange-gelb-grün und auch mit ihrem in Streifen gefärbten Schwanz beeindrucken sie nicht nur die Frauenwelt.
Um in den Regenwald zu gelangen, musste die längste Hängebrücke Costa Ricas überquert werden, sie ist 262 m lang und führt in 40 m Höhe über den Fluss Sarapiqui. Man ist überwältigt von den Blüten in den Baumkronen, den Pflanzen und den Vögeln, die wir in dieser Höhe erblicken. Nur eine solche Hängebrücke bietet die Gelegenheit zur intensiven Tierbeobachtung, wie von Affenfamilien oder Leguanen in geringer Distanz. Hier im Regenwald gibt es Cecropiabäume, ein Brennnesselgewächs, Ameisenbäume und Trompetenbäume, allesamt Pionierhölzer, die schnell Lichtungen im Wald füllen, weil sie sehr schnell wachsen. Wir befinden uns in einem Sekundärwald, der vor 50 Jahren wieder aufgeforstet wurde. Eine besondere Baumart ist die Stelzenpalme (Socratea). Mit ihren Stelzenwurzeln kann sie sich im Laufe ihres Lebens in die eine oder andere Richtung um 2 Meter bewegen, indem sie neue Stelzenwurzeln bildet. Auf unserem Weg bemerkten wir eine Markierung, die ein Ranger angebracht hatte. Hier musste eine Schlange sein. Und tatsächlich, nach langem Hinschauen entdeckten wir die Schlange, die genau an die Farbe des Bodens angepasst war. Es war eine Hakennasen-Lanzenotter (Tamaga), also auch eine giftige Schlange.
Schluss folgt