Am siebten Juli ist es soweit: Die Donau fließt am Stephansdom vorbei. Eine rumänische Videoprojektion über die sagenhafte Donau beim Stephansdom - oder einfach Rudern mit Spaß bei der sogenannten Fun-Regatta „Amiral la bord“ mit Ivan Patzaichin an der alten Donau – stehen den Wienern zur Auswahl. So etwas gab es bis jetzt noch nie: Ein Vizekanzler und ein EU–Kommissar bimmeln die Schiffsglocke auf der Donau in Wien, für eine regionale, rumänisch–österreichische Initiative.
Rumänien ist für Österreich ein aktiver Partner an der Donau, dem zweitlängsten Fluss Europas. Eine der vielen gemeinsamen Erfolgsgeschichten heißt NELI: ein Kooperationsnetzwerk für Logistik mit Weiterbildungseinheiten und Ausbildungsinstitutionen zur Binnenschifffahrt entlang der Donau. Die staatliche CERONAV, die dem rumänischen Transportministerium angehört, führte das moderne Schulungsprojekt, finanziert mit EU-Geldern vom 1. 4.2009 bis Ende März 2012.
Zum aktuellen Anlass des Donau-Tages, der jährlich am 29. Juni feierlich begangen wird, gab der österreichischen Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten und Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger für die ADZ folgendes Statement über die Donauraum-Strategie und die damit verbundene Rolle Rumäniens ab: „Für mich ist entscheidend, gemeinsame Perspektiven zur Donauraum-Strategie zu zeigen, für beide Länder, die Donauländer sind, damit eben auch die Bürger das Gefühl haben, da geht was weiter. Da bin ich in einem sehr guten Einvernehmen mit dem rumänischen Außenminister Marga, das auch zu bewerkstelligen.“ Das rumänische Thema für den 29. Juni 2012 heißt: „Smart cities, smart regions“. Dazu fand vom 28. bis 30. Juni auch eine Messe bei der Bukarester Romexpo statt.
Gemeinsame Ziele der Donauraum-Strategie
Die Donau verbindet über einen fast 3000 Kilometer langen Weg den Schwarzwald, die Alpen, die ungarische Tiefebene und die rumänischen Karpaten mit dem Donaudelta. In diesem Gebiet leben mehr als 80 Millionen Menschen, welche um die 25 verschiedene Sprachen sprechen und zu 19 verschiedenen Staaten (u. a. Drittländer wie die Republik Moldau) gehören, davon 14 Donaustaaten, darunter sechs Nicht-EU-Mitglieder. Das Umweltbewusstsein der Anrainer wurde bereits 1994 unter Beweis gestellt, als eine Konvention zum Schutz der Donau unterschrieben wurde. Vier Jahre später begann jedoch erst die Arbeit zur Umsetzung dieser Konvention und so entstand die sogenannte internationale Kommission zum Schutz der Donau. Die dringenden Umweltbelastungen wurden zwar identifiziert, nicht aber wirklich behoben.
Die Europäische Kommission hat am 8.10.2010 die EU-Strategie für die Makroregion Donau veröffentlicht. Übergeordnete Ziele sind die Anbindung des Donauraums, der Umweltschutz, der Aufbau von Wohlstand sowie die Stärkung dieser Region. Der Aktionsplan, welcher die Mitteilung der Kommission 2010 begleitet hat, ist die Richtlinie für die Vergabe von EU–Fördermitteln. Österreich koordiniert zusammen mit Rumänien den Schwerpunktbereich „Verbesserung der Mobilität und Multimodalität: Binnenwasserstraßen“. In Rumänien ist dafür das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur zuständig. Operativ bearbeitet dies ein sogenanntes technisches Sekretariat, in Österreich von der Via Donau besetzt. Die Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH, genannt Via Donau, wurde 2005 vom österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie zur Erhaltung und Entwicklung der Wasserstraße Donau gegründet. „Gemeinsam mit Rumänien haben wir diese Initiative ins Leben gerufen und darum liegt es nun an uns beiden, Rumänien und Österreich, diese jetzt in die Tat umzusetzen, so dass es viele gemeinsame Projekte gibt, welche die Donauraumstrategie umsetzbar machen - also wie man an der Donau entlang investiert, wer dort Handel treiben kann, wie man den Wasserweg nutzt, aber auch, wie man kulturell die Regionen entlang der Donau zusammenbringt. Da ist Kreativität gefragt“, so Vizekanzler Dr. Spindelegger.
Transnationale Kooperation im Blick
Der sogenannte Donau-Kooperationsprozess, als regionales Forum gedacht, hat am 27. Mai 2002 in Wien begonnen. Initiatoren waren die rumänische und die österreichische Regierung, die EU-Kommission sowie der Stabilitätspakt für Südosteuropa. Als Beobachter wurden auch weit von der Donau entfernte Länder wie Frankreich, Russland und die Vereinigten Staaten eingeladen.
Der für Regionalpolitik zuständige österreichische EU-Kommissar Johannes Hahn wird dieses Jahr sieben in die Donauraum-Strategie involvierte Länder besuchen: Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien. Dr. Hahn wird mit dem Schiff „Eisvogel“ durch die sieben in die Donauraum-Strategie involvierten Länder reisen, um sich ein Bild über den Fortschritt der transnationalen Kooperation zu machen. Beim Startschuss in Wien waren nicht nur der Vizekanzler der Republik Österreich und der Kommissar, sondern auch einige Journalisten dabei. Die Schiffglocke der „MS Eisvogel“ wurde gebimmelt.
Außenpolitik trifft Kultur und Natur
Wien zeigt, wie man Außenpolitik menschlich und auf Augenhöhe betreibt. Die rumänische Botschaft, unter der geschickten Führung von Botschafterin Dr. Silvia Davidoiu, zieht da ordentlich mit. „Das hat die Alte Donau noch nicht gesehen: „Am 7. Juli lässt der mehrfache Kanu-Olympiasieger Ivan Patzaichin beim Strandbad Gänsehäufel drei ‚Canotcas‘ zu Wasser“, berichtet die Wiener Zeitung am 27.6. 2012. Und die attraktive Kulturdiplomatie des neuen rumänischen Außenministers mit seiner Botschafterin in Wien geht noch einen Schritt weiter. Das „Danube Connection. Story & Glory“ Projekt, ebenfalls unter der Schirmherrschaft Patzaichins, hinterlässt Spuren der Kunst im öffentlichen Raum. Auf dem Karlsplatz ist die „Plug in to Nature“-Installation zu sehen. Für einen Abend wird auch der Stephansdom in ungewöhnliches Licht getaucht. Daniel Doroban]u bereitet am 7. Juli 2012 in seiner „iMYTH“-Performance die Legenden des Donauraums audiovisuell auf.