So schlecht wie die letzten Wochen war das Jahr 2024 für die rumänische Börse gar nicht. Die wichtigsten Bu-karester Aktienindizes legten auf Jahressicht im Durchschnitt 8,4 Prozent zu. Am besten entwickelte sich im Jahresrückblick der ROTX-Index, der 10,1 Prozent zulegte, während der Finanzwerte-Index BET-FI nur um 4,6 Prozent wuchs. Der Energiewerte-Index BET-NG musste sich mit plus 7,9 Prozent zufriedengeben. Nur ein Drittel der in diesem Index abgebildeten Emittenten schlossen das Handelsjahr mit Kursgewinnen. Am schwächsten von allen fünf Hauptindizes entwickelte sich der Finanzwerte-Index BET-FI: Er legte nur 4,6 Prozent zu auf Jahressicht. Hier zog der Fonds Proprietatea mit seinem Jahresverlust von 37 Prozent den Index nach unten.
Rekord schon fast ein halbes Jahr her
Den Höchststand aller Zeiten erreichte der Hauptindex BET am 24. Juli im Verlauf des Handels, bei 18.790,46 Punkten, den höchsten Schlusskurs hatte der Index bereits am 18. Juli bei 18.749,46 Punkten erreicht. Zuvor hatte sich der BET Rekord um Rekord nach oben gearbeitet. Ab August ging es mit BET bergab. Teils hatte der Index im August die 18.000-Punkte-Marke noch überschritten. Mit dieser Entwicklung entkoppelte sich der BET von den internationalen Märkten, die in der zweiten Jahreshälfte weiter zulegten. Dafür trug der rumänische Markt den inländischen Gegebenheiten Rechnung: Anstieg des Defizits, unrealistische Wahlversprechen, Abwertung durch die Ratingagentur Fitch – und nicht zuletzt die politischen Wirren um Parlamentsmehrheiten und Präsidentschaftswahlen. Vor diesen Hintergründen freut es die Anleger umso mehr, dass zahlreiche Emittenten im abgeschlossenen Börsenjahr neue Allzeithochs erreicht haben.
Düstere Aussichten
Doch die rumänische Börse geht gehandicapt ins neue Jahr über. Die neue Regierung in Bukarest ist in Geldnot, eine der beschlossenen Maßnahmen, die ab dem 1. Januar rechtskräftig wurde, ist die Erhöhung der Dividendensteuer von 8 auf 10 Prozent. Ferner wurde die totgeglaubte Überbesteuerung von unbeweglichem Vermögen von Unternehmen von 1 Prozent (beispielsweise auf Funk- oder Strommasten) wieder aktiviert. Sie war zwischen 2015 und 2017 in Kraft und betrug damals 1,5 Prozent, allerdings auf eine deutlich niedrigere Bemessungsgrundlage als heute. Die Konsumgüterbranche, die Finanzbranche, die Bauindustrie und die Dienstleistungsbranche in Teilen werden die drohende Käuferzurückhaltung auf Grundlage von Lohn- und Renteneinfrierung zu spüren bekommen. Emittenten aus der Industrie wird die Steuerlast zu schaffen machen. Und es ist davon auszugehen, dass der Staat bei der Dividendenauszahlung seitens der Unternehmen, an denen er noch beteiligt ist, stärker Druck machen wird.