Das große UCMR-Verramschen startet

Nachdem sich Hidroelectrica das Filetstück gesichert hat, sind jetzt viele Pleitegeier in Lauerstellung

Seit im Frühjahr 2024, wohl nicht zufällig vor (!) den Kommunalwahlen vom Juni, der staatliche Energieriese Hidroelectrica sich um eine Knoblauchzehe und ein dünnbeschmiertes Butterbrot die ihm für den Kraftwerksbau und die Kraftwerksinstandhaltung nötigen Werksteile aus dem einst größten und ältesten Maschinenbauwerk Rumäniens, UCM Reschitza, herausgekauft hat (und die gesamte Restbelegschaft mit), mühen sich die gerichtlich bestellten Insolvenzverwaltungsfirmen ab, die Restbestände zu veräußern, um vorgeblich Altschulden des Reschitzaer Maschinenbauwerks abzuzahlen. Und die Kunden stehen zwar nicht Schlange, aber man kann auch keinen Mangel an Interessenten ausmachen. 

Einerseits werden die am Kauf von Teilstücken Interessierten (in Maßen) von den Medien am Laufenden gehalten über die Entwicklungen in der nun zur Hidroelectrica gehörenden Uzina de Mașini Hidroenergetice SRL (UCMH), dem von Premierminister (und neuerdings Präsidentschaftskandidat) Ion Marcel Ciolacu persönlich in Reschitza abgesegnten Werks-teil von Hidroelectrica. Fazit dazu: es geht laut offiziellen Bekanntgaben aufwärts. Andererseits handelt es sich jetzt um die Verschacherung der Restbrocken des Maschinenbauwerks, was kein Leichtes ist, denn es gibt nahezu keine aktiven Facharbeiter mehr auf dem Arbeitsmarkt von Reschitza, weil UCMH alle faktisch verfügbaren aufgenommen hat. 

Einer der größten Restbrocken, die zum Verkauf anstehen, ist die sogenannte „Abteilung II für den Bau elektrischer Maschinen“ (maschinenfabrikinternes Kürzel: SME II) am Industriestandort Câlnicel, am Rande der Reschitzaer Neustadt Govândari. Zu Sommeranfang ist diese von den beiden Bukarester Insolvenzabwicklungsfirmen EURO INSOL SPRL und VF Insolvență SPRL (die im Falle UCMR als Konsortium agieren) zum Verkauf angeboten worden. Am Kauf interessiert zeigte sich eine der Firmen, die aus den ehemaligen kommunistischen Baufirmen der Braunkohlekraftwerke und Tagebaumaschinen des nordwestoltenischen Braunkohlebeckens hervorgegangen sind, eine Gesellschaft mit Firmensitz in Rovinari, die sich mit Metallbau, Mechanik- und Schweißarbeiten beschäftigt und die – so die Reschitzaer Gerüchteküche – an einer großen, winterfesten und vollkommen erschlossenen Werkshalle interessiert ist. Was auf die SMR II am Standort Câlnicel im großen Ganzen zutrifft. 

Dass jetzt alles vom ehemaligen Reschitzaer Maschinenbauwerk Übriggebliene nur noch zum Verkauf taugt, war bereits klar, als Hidroelectrica mit dem Wirtschaftsministerium im Rücken in Reschitza zuschlug. Denn im Restwerk ist mangels Personal (aber auch sonst fehlt es an allem, Aufträgen, Finanzen zur Finanzierung der Produktion, leistungsfähige moderne Maschinen, Rohstoffe etc.) keinerlei Produktionstätigkeit mehr möglich. Das hatte das Insolvenzverwalter-Duo bereits angekündigt, als der Staatsdeal zugunsten von Hidroelectrica noch im Aushandeln war: „Nach dem Transfer an Hidroelectrica werden unsere Aktivitäten sich hauptsächlich auf den Verkauf von Aktiva konzentrieren, was gemäß dem Reorganisierungsplan ist, aber auch auf Vermietungen von Räumlichkeiten, Fortführung bestehender Miet- und Pachtverträge, also mit dem Versuch, angesammelte Schulden durch Verkäufe von Aktiva zu decken.“ So der Jahresbericht 2023 des Insolvenzverwaltungsduos. 

Allerdings scheint es zu jenem Zeitpunkt noch dünne Hoffnungen auf eine eventuelle Fortsetzung mancher der Produktionstätigkeiten gegeben zu haben. Denn es heißt im Bericht auch: „Die Firma wird die nötigen Anstrengungen unternehmen, um ihre Produktionstätigkeit fortzusetzen. Im Bereich Reparatur großer elektrischer Maschinen, zum Beispiel, in der Abteilung SME II.“

Dann kam am 11. Juni das Angebot aus Oltenien, von Uzitmet Industry SRL aus Rovinari, die genannte Werksabteilung für 14.804.611 Lei (zusätzlich die Mehrwertsteuer) kaufen zu wollen, wenn zusätzlich „die Dokumentation in der bestehenden Form und Struktur“ mitverkauft und eingeschlossen im Preis ist. Dem hat am 20. August die Gläubigerversammlung, mit einigen Festlegungen zur Nutzung der dafür kassierten Gelder, zugestimmt. Die Käuferfirma setzt die Tätigkeit einer Instandhaltungsfirma für Tagebau-Maschinen fort, die 1977 gegründet wurde. Momentan seien nur noch 30 Prozent der Firmenkapazität mit den ursprünglichen Arbeiten beschäftigt, man habe sich auf Maschinenbau, Metallurgie und Hochbau umorientiert.

Ebenfalls im August wurde der Gläubigerversammlung ein Kaufangebot der Stadt Reschitza zur Kenntnis gebracht, das mehrere Aktiva des zerfallenden Reschitzaer Maschinenbauwerks betrifft. Dieses hat ein Interesse am Kauf des Verwaltungsgebäudes, der ehemaligen „Gästevilla“, der „Roten Villa“ und am Kauf des Werksmuseums. Es ist das zweite Kaufangebot, das Reschitza den Gläubigern im laufenden Jahr macht, und es ist um 154.000 Euro auf 594.550 Euro aufgestockt, gegenüber dem Märzangebot. 92.044 Euro will die Stadt für das Verwaltungsgebäude („samt Inhalt“) und das dazugehörige Grundstück von über 2000 Quadratmetern zahlen, 132.591 Euro für das Werksmuseum und das dazugehörige Grundstück von 336 Quadratmetern, während für die Gästevilla und die „Rote Villa“ samt 63.986 Quadratmeter Grundstück und dem Luftschutzbunker der Werksführung insgesamt 369.915 Euro geboten werden. Die beiden (herabgewirtschafteten, also stark renovierungsbedürftigen) Villen kosten 77.640,62 und 60.862,70 Euro, ist aus den Protokollen der Gläubigerversammlung vom August zu entnehmen…