Seit 2022 gibt es drei neue Kulturrouten, die vom Europarat empfohlen werden. Es handelt sich um die „Europäische Märchenstraße“, „Route der Schriftstellerinnen“ und die „Route der historischen Cafés“ (HCR). Kaffeehäuser sind Teil der europäischen Geschichte und das nicht nur, was die Gastronomie betrifft. Denn sie waren (und sollen auch in unseren Zeiten diese Rolle beibehalten) beliebte Treffpunkte, wo Gespräche geführt wurden, Meinungen ausgetauscht wurden, Pläne diskutiert wurden, Politik gemacht wurde. Man spricht heute von einer wahren Kaffeehaustradition und -kultur, wobei man dabei vor allem an Wien denkt.
Was definiert ein historisches Kaffeehaus?
Nicht nur Kaffeeliebhaber werden in diesen Lokalen erwartet, sondern auch Besucher aus dem In- und Ausland, die sich für Geschichte, Kunst und Kultur inte-ressieren. Was definiert aber ein solches Lokal als Sehenswürdigkeit? Die wichtigsten Kriterien, wie sie auch von der künstlichen Intelligenz (ChatGPT) genannt werden, sind folgende:
„Ein erfolgreiches historisches Kaffeehaus als Sehenswürdigkeit hat mehrere wichtige Merkmale und Voraussetzungen, die es von anderen Kaffeehäusern oder historischen Orten unterscheiden. Hier sind einige Aspekte, die entscheidend sein könnten:
1. Authentizität: Ein historisches Kaffeehaus sollte seinen ursprünglichen Charme und Charakter bewahrt haben. Das bedeutet, dass sowohl die Architektur als auch das Interieur weitgehend originalgetreu erhalten sein sollten. Dies schafft eine authentische Atmosphäre und ermöglicht den Besuchern, in die Geschichte einzutauchen.
2. Historische Bedeutung: Ein erfolgreiches historisches Kaffeehaus sollte eine bedeutende Rolle in der Geschichte gespielt haben. Dies könnte durch literarische Treffen, politische Diskussionen oder andere kulturelle Ereignisse belegt sein. Die historische Relevanz verleiht dem Ort eine zusätzliche Tiefe und Attraktivität.
3. Kulturelle Bedeutung: Neben der historischen Bedeutung sollte das Kaffeehaus auch kulturell relevant sein. Dies kann durch die Förderung von Kunst, Literatur oder Musik geschehen. Ein Ort, der Künstlern und Denkern als Treffpunkt diente, hat oft eine besondere Anziehungskraft.
4. Einzigartigkeit: Ein erfolgreiches historisches Kaffeehaus sollte sich durch seine Einzigartigkeit auszeichnen. Dies kann durch besondere architektonische Merkmale, eine einzigartige Atmosphäre oder spezielle kulinarische Angebote erreicht werden. Die Einzigartigkeit trägt dazu bei, dass der Ort in Erinnerung bleibt und sich von anderen Sehenswürdigkeiten abhebt.
5. Pflege und Erhalt: Die kontinuierliche Pflege und der Erhalt des historischen Kaffeehauses sind entscheidend für seinen langfristigen Erfolg als Sehenswürdigkeit. Dies erfordert nicht nur finanzielle Investitionen, sondern auch ein engagiertes Team, das sich der Bedeutung des Ortes bewusst ist und sich für seinen Erhalt einsetzt.
6. Zugänglichkeit: Um als Sehenswürdigkeit erfolgreich zu sein, sollte das historische Kaffeehaus für Besucher zugänglich sein. Dies bedeutet nicht nur physischen Zugang, sondern auch die Möglichkeit, die Geschichte und Kultur des Ortes durch Führungen, Ausstellungen oder Informationsmaterialien zu erleben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein erfolgreiches historisches Kaffeehaus als Sehenswürdigkeit eine Kombination aus Authentizität, historischer und kultureller Bedeutung, Einzigartigkeit, Pflege und Zugänglichkeit erfordert. Diese Elemente tragen dazu bei, dass der Ort nicht nur als historisches Relikt, sondern als lebendige und relevante Sehenswürdigkeit erlebt wird.“
In unmittelbarer Nähe zur Schwarzen Kirche
Noch in den letzten Tagen des Vorjahres wurden nun auch in Kronstadt drei Gaststätten als historische Kaffeehäuser gekennzeichnet, indem bei jedem beim Eingang ein kleines blaues Schild mit dem Emblem des Europarates neben den Initialen HCR für „Historic Cafés Route“ und dessen originellen Logo (ein Globus mit einer Kaffeebohne an Stelle der Erde) enthüllt wurde. Es handelt sich um „Vatra Ardealului“ am Rossmarkt/str. Barițiu 14, um „CH 9 Specialty Coffee“ am Honterushof 9 und um „Hotel Boutique Casa Chitic“ in der Johann-Gött-Straße 7. Letzteres wurde nicht als Kaffeehaus in die Route aufgenommen, sondern als deren Partner für Unterkunftsmöglichkeiten, wie Hotelbetreiber Christian Macedonschi auf seinem Facebook-Account vermerkt. Aber in der dem Hotel angeschlossenem „Cucinino Pasta Bar“ kann selbstverständlich ein hervorragender Kaffee genossen werden wie auch ein historisches Kronstädter Menü, zubereitet von Ladychef Beatrice Balint und Chef Claudiu Curuliuc.
„Vatra Ardealului“ ist eine der bekanntesten und beliebtesten Kronstädter Konditoreien, von denen es, wie auch anderorts, leider immer weniger gibt. „CH 9“ befindet sich neben dem Souvenirladen „Inspiratio“. Beide gehören der Honterusgemeinde und sind vorbildhaft nach Entwürfen des Kronstädter Architekten Johannes Bertleff restauriert worden, wobei diese Gebäude zum Teil bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückdatiert werden können. „CH 9“ ist ein wertvolles historisches Baudenkmal, als Kaffeehaus nun zu neuem Leben erweckt. Beide Kaffeehäuser erfüllen eine weitere unabdingbare Grundvoraussetzung – sie bieten Kaffeespezialitäten der besonderen Art an. Zu Qualität und Ambiente kommt noch ein weiterer Pluspunkt hinzu: sie befinden sich im unmittelbaren Umfeld der Schwarzen Kirche. „CH 9“ liegt gegenüber dem Haupteingang der Kirche; für „Vatra Ardealului“ muss man nur die Straße überqueren, wobei allerdings einige zusätzliche Gehminuten bis zum nächsten Zebrastreifen hinzugerechnet werden müssen.
Die Aufnahme in die Route der historischen Kaffeehäuser vollzog der HCR-Botschafter für Rumänien Arnold Klingeis (unter anderem auch Manager eines weiteren historischen Kaffeehauses „Brukenthal Palace Café“ in Freck/Avrig) zusammen mit den Betrei-bern der Gaststätten, eingeladenen Gästen und Medienvertretern. Als Ehrengast war auch James Chisnall, Manager des Londoner Reisebüros „Untravelled Paths“, das viele der Europäischen Kulturrouten in seinem Angebot führt. Chisnall ist überzeugt, dass Rumäniens Geschichte und Kultur viele Touristen begeistern kann. Er hat auch „Cafes Route Experience“ als eine CHR-Variante eingeführt, die nach Klausenburg, Hermannstadt und Freck aber auch zum Eishotel am Bulea-See führt. In Kronstadt hat ihn die Pflege der historischen Bausubstanz und die Gestaltung der Innenräume beeindruckt, wie auch die ruhige Stimmung, die er manchmal in der britischen Hauptstadt vermisst. So fiel es ihm nicht schwer, die drei Lokale für die Aufnahme in die HCR zu empfehlen. Eine weitere Empfehlung hat er ebenfalls bereit: das ehemalige Teehaus der Königin Maria im Törzburger Schloss.
Mit den drei Standorten dieser jungen europäischen Kulturtrasse gewinnt Kronstadt an touristischer Bedeutung. Das HCR-Schild, das sie nun führen, ist viel mehr als nur Werbung – es müsste auch als Garantie gelten für Wahrung echter Kulturtraditionen und -werte, begleitet von vorzüglichen touristischen Dienstleistungen, die mit der Gastfreundschaft beginnen und tadellose Bedienung, Sprachkenntnisse einer Weltsprache, interessante Führungen, Unterhaltung und vieles mehr einschließen.