Drei Jahre Widerstandskraft und Mut, ein neues Leben aufzubauen

Rumänische Veranstaltungen zum dritten Jahrestag seit der russischen Invasion in der Ukraine

Rund 1000 Menschen nahmen am 24. Februar am „Freiheitsmarsch“ in Temeswar teil, legten eine symbolische Route zurück und zündeten Kerzen an, um Respekt und Solidarität zu zeigen. | Foto: LOGS-Verein

Die Fotoausstellung „Geschichten von Neuanfängen – 3 Jahre Mut und Hoffnung“ ist derzeit im Bukarester Zentrum für Beratung und integrierte Dienste des Vereins „Salvați Copiii“ zu sehen. | Fotos: Salvați Copiii

Genau drei Jahre sind es her seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – drei Jahre ukrainische Widerstandskraft. Dutzende von Ukrainern und Temeswarer Bürgern marschierten am Montag, dem 24. Februar, im Gedenken an dieses Ereignis durch die Stadt Temeswar/Timișoara und schlossen damit eine Reihe von Veranstaltungen, die vor Ort am vergangenen Wochenende ausgetragen wurden, ab: Rundtischgespräche, eine Ausstellung und andere Begegnungen mit dem zentralen Thema Krieg in der Ukraine wurden dabei organisiert. Das Temeswarer Sozialamt (DAS) war letzte Woche Gastgeber eines transnationalen Treffens zum Thema Integration von Migranten und Flüchtlingen und auch in der Hauptstadt Bukarest wurde eine Fotografieausstellung eröffnet, die bewegende Fotos, die die Geschichten von Mut, Hoffnung und Ausdauer von ukrainischen Familien, die ihr Leben in Rumänien neu aufgebaut haben, zeigt. 

Das transnationale Treffen, das im Rahmen des WELDI-Kooperationsnetzwerks organisiert wurde, wird durch das URBACT IV-Kooperationsprogramm der Europäischen Kommission finanziert und brachte Vertreter europäischer Städte zusammen, die aktiv an der Entwicklung von Maßnahmen zur Integration von Migranten und Flüchtlingen beteiligt sind. Die Stadt Temeswar ist zusammen mit  Klausenburg/Cluj-Napoca Mitglied dieses europäischen Netzwerkes für soziale Eingliederung und sozialen Zusammenhalt. Acht weitere europäische Städte: Utrecht (Niederlande), Seine-Saint-Denis (Frankreich), Sosnowiec (Polen), Fundăo (Portugal), Albacete (Spanien), Osijek (Kroatien), Lampedusa (Italien) und Lüttich (Belgien), arbeiten dabei zusammen, um die Menschenrechte zu fördern und innovative Strategien für die Integration von Migranten zu entwickeln.

Am 20. und 21. Februar tagte das Treffen vor Ort zum Thema „Von Notfallmaßnahmen zu einem strategischen und partizipativen Ansatz bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Migranten“. Während dieser beiden Tage haben die Teilnehmer an Workshops, Debatten und dem Austausch bewährter Praktiken teilgenommen, die darauf abzielten, die Herausforderungen der Integration von Migranten und Flüchtlingen in europäische städtische Gemeinschaften zu bewältigen. 

Als aktiver Partner von WELDI arbeitet das Sozialamt der Stadt Temeswar mit öffentlichen Einrichtungen, NGOs, dem Privatsektor und Vertretern von Migrantengemeinschaften zusammen, um einen integrierten Aktionsplan auf kommunaler Ebene zu entwickeln. Dieser Plan zielt darauf ab, den Zugang von Migranten zu Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheitsdiensten, Kultur und Sozialhilfe zu erleichtern und so den sozialen Zusammenhalt und die aktive Beteiligung von Neuankömmlingen in der Stadt Temeswar zu stärken.

Einer dieser aktiven Partner ist der Temeswarer LOGS-Verein. „Innerhalb des Treffens haben wir nützliche Beispiele an vorbildlichen Praktiken in dieser Hinsicht geboten. Kurz vor dem dritten Jahrestag des Krieges in der Ukraine wurde erneut angesprochen, dass das Solidaritätsprogramm ‘Temeswar für die Ukraine’, das in den ersten Tagen des März 2022 in Temeswar in die Wege geleitet wurde, für ein gutes Beispiel sorgte, das im Anschluss von mehreren rumänischen Städten übernommen wurde. Dies ist ein gutes Muster einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Die Stadt Temeswar ist auch die rumänische Stadt, die am meisten Geld aus dem lokalen Haushalt für Sozialdienste bereitstellt. Unser Verein bekommt zu 70 Prozent Zuschüsse vom Bürgermeisteramt. Der Rest kommt aus weiteren privaten Partnerschaften und Spenden“, erzählte dabei Flavius Ilioni, der Geschäftsführer des LOGS-Vereins, der sich seit Jahren mit Projekten und Aktionen in jeweiligen gefährdeten Zielgruppen und für Flüchtlinge aus aller Welt einsetzt. 

Rund 2000 Personen aus der Ukraine wurden vom Verein in den drei Jahren seit dem Ausbruch des Krieges in Temeswar betreut. Die Kriegsflüchtlinge erhielten Hilfe beim Finden von Unterkunft, Verpflegung und Arbeit, Gesundheitsdienste und Bildung. Einige von ihnen sind im Laufe der Zeit weiter in andere Länder Europas gezogen, andere kehrten in die Ukraine zurück, viele sind geblieben. In der Zwischenzeit haben sie einen Arbeitsplatz gefunden, Kulturvereine und Veranstaltungen zur Förderung der ukrainischen Kultur in Temeswar und der Region ins Leben gerufen, eine Schule und eine Nachmittagsbetreuung nach der Schule für die Kinder jeweiliger Flüchtlinge gegründet. 

Drei Jahre Krieg in Zahlen

Nach dem 22. Februar 2022 wurden Millionen von Ukrainern gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen und entweder in andere Teile der Ukraine oder in andere Länder zu gehen. Etwas mehr als 6,3 Millionen ukrainische Flüchtlinge leben derzeit in Europa – etwa 1,2 Millionen in Deutschland, fast eine Million in Polen und 390.000 in der Tschechischen Republik, so die Daten des UN-Flüchtlingshilfswerks Ende des Jahres 2024. Gleicher Quelle zufolge hat die Ukraine in den drei Jahren des Krieges die Kontrolle über etwa elf Prozent ihres Territoriums verloren, wobei seit Beginn des Krieges fast 42.000 Zivilisten getötet oder verwundet wurden. Unter den Opfern gab es auch 669 Kinder, die ihr Leben verloren.

Zahlreiche Hilfsaktionen gab es landesweit in Rumänien in den drei Jahren des Krieges. Bis heute hat die Organisation „Salvați Copiii România“ („Rettet die Kinder Rumänien“) 367.500 Menschen unterstützt, darunter 184.800 ukrainische Kinder und 182.700 Erwachsene. Die wohltätige Organisation hat besonderes Augenmerk auf die Bereitstellung direkter Dienste für gefährdete Kinder, Eltern und Erwachsene gelegt und schnelle Maßnahmen entwickelt, um auf ihre Notsituation, aber auch auf ihre Integrationsbedürfnisse zu reagieren, indem sie materielle und finanzielle Unterstützung, Übersetzungs- und Informationsberatung, psychosoziale Unterstützung sowie Anleitung und Beratung für den Zugang zu verfügbaren Rechten und Diensten, wie z. B. Zugang zum Bildungssystem, medizinischen Diensten, Beschäftigung oder emotionaler Beratung, bereitstellten.

Ab April 2022 hat „Rettet die Kinder Rumänien“ zusätzlich zu seinen Arbeitsstellen an den Grenzen und in den Transitgebieten mehrere integrierte Beratungs- und Servicezentren im ganzen Land eröffnet, um ukrainischen Kindern und ihren Familien zu helfen. In den vergangenen drei Jahren haben 19.496 Kinder und 23.415 Erwachsene von den in diesen Zentren angebotenen Dienstleistungen profitiert. Im Jahr 2025 arbeitet der Verein in fünf integrierten Beratungs- und Servicezentren in Bukarest, Galatz, Jassy/Iași, Suceava und Neustadt/Baia Mare. Die Maßnahmen von „Salvați Copiii“ konzentrieren sich auf die Förderung der langfristigen Integration und des Wohlergehens ukrainischer Flüchtlinge und gefährdeter Mitglieder der Aufnahmegemeinschaft, indem sie den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen (Soziales, Bildung und emotionale Gesundheit) sicherstellen, die Selbstständigkeit fördern und den sozialen Zusammenhalt durch eine breite Palette von Dienstleistungen stärken. 

Ausstellung zeigt Geschichten von Neuanfängen

Jedes Kind, das vor dem Krieg in der Ukraine geflohen ist, hat seine eigene dramatische Geschichte: Brüder, die an der Front zurückgelassen wurden, zerstörte Häuser, Schulen, die nicht mehr existieren, aber auch eine Geschichte der Hoffnung: Es gibt Kinder, die die rumänische Sprache erlernen und lernen, wieder Vertrauen zu haben. Sie sind dem Land, das sie aufgenommen hat, dankbar. Der Verein zeigt nun sechs beeindruckende Geschichten ukrainischer Kinder, die alltägliche Momente im Leben von Flüchtlingsfamilien festhalten, die trotz aller Schwierigkeiten die Kraft gefunden haben, weiterzumachen. Die Fotoausstellung, die in bewegenden Bildern von Mut, Hoffnung und Ausdauer erzählt, ist derzeit im Zentrum für Beratung und integrierte Dienste in Bukarest zu sehen. 

„Die Fotoausstellung ist nicht nur eine Sammlung von Bildern, sondern ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit, die Wiederaufbaubemühungen und die Unterstützung, die unsere Gemeinschaft im Laufe der Jahre geleistet hat. Jede Geschichte zeugt von den Stärken der Menschen und der Unterstützung durch unsere Gemeinschaft“, sagte die Vorsitzende der Organisation „Salvați Copiii“ Gabriela Alexandrescu bei der Vernissage der Ausstellung „Geschichten von Neuanfängen – 3 Jahre Mut und Hoffnung“. An der Veranstaltung am Dienstag, den 25. Februar, nahmen mehrere Beamte und ukrainische Flüchtlingsfamilien in Rumänien, Vertreter der Botschaften Japans, Schwedens, Norwegens, Dänemarks, Deutschlands und der USA sowie Vertreter des Ministeriums für Notfallsituationen, der Generalinspektion für Migration und des Bildungsministeriums teil. 

Die Bukarester Initiative ist Teil eines umfassenderen Projekts zur Sensibilisierung und Förderung des Verständnisses. Die Ausstellung soll demnächst auch in den anderen rumänischen Zentren des Vereins „Salvați Copiii“ gezeigt werden.