Ein Fest des Lebens

Osterbräuche im Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt

Dr. Camelia Ștefan stellte die verschiedenen Traditionen der Siebenbürger-Sachsen rund um Ostern vor.

Iuliana Teodorescu führte das Eierfärben mit pflanzlichen Farben vor Fotos: Roger Pârvu

Hermannstadt - Ostern, das wichtigste Fest der christlichen Welt, ist auch außerhalb des kirchlichen Rahmens mit einer beachtlichen Anzahl an Bräuchen verbunden. Diese erstrecken sich meistens über die ganze Karwoche bis zu Ostermontag hin. Im multikulturellen Siebenbürgen haben sich diesbezüglich die verschiedenen Ethnien gegenseitig beeinflusst und die eine oder andere Tradition übernommen. In einem gemeinsamen Projekt des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt und des ASTRA-Museums wurden die Traditionen der rumänischen Mehrheitsbevölkerung und die der siebenbürgisch-sächsischen Minderheit vorgestellt. Zielpublikum waren in erster Linie die jüngeren Generationen, die in ihrem urbanen Umfeld diese immer weniger direkt erleben können. Dr. Camelia Ștefan, zuständig innerhalb des ASTRA-Museums für den sächsischen Teil der Sammlungen des Museums, stellte am 4. April einem interessierten und hauptsächlich jungen Publikum die Traditionen der Siebenbürger-Sachsen rund um Ostern vor. 

Einleitend erklärte die Forscherin die möglichen Abstammungen des Wortes „Ostern“: von der Frühjahrsvollmondfeier die der Göttin Ostara gewidmet war bis hin zu der mit der aufgehenden Sonne verbundenen Himmelsrichtung. 
Zugleich erläuterte sie auch den Zusammenhang zwischen dem Osterhasen und dem eigentlichen Fest: Zwar galt der Hase als Symbol des Frühlings und der Fruchtbarkeit, doch eine weitere Verbindung konnte dadurch entstanden sein, dass Gründonnerstag vie-lerorts der Tag der Zinsabgaben war, welche nicht selten mit Hasen und Eier, anstelle von Geld, beglichen wurden. 
Die Bräuche um Ostern herum begannen in den meisten sächsischen Gemeinden mit der Konfirmation am Palmsonntag. Am gleichen Tag brachten in vielen Gemeinden die Burschen an den Toren der geliebten Mädchen grüne Zweige an. Diese mussten erraten um welchen Burschen es sich handelte und schenkten ihm an nächsten Tag Kunstblumen. 

Während der Karwoche wurde der Lärm vermieden: Die Glocken wurden nicht geläutet und man mied es mit der Kutsche unterwegs zu sein. Während der gesamten Fastenzeit, die mit Aschermittwoch beginnt, wurden in der Kirche Trauerkleider getragen und es wurden keine Feste wie zum Beispiel Bälle oder Hochzeiten gefeiert. 

Gründonnerstag wurde für das Osterfest gebacken und am Nachmittag die Gräber der Familie auf dem Friedhof besucht. Karfreitag wurden dann die Ostereier gefärbt. Dieser Tag galt als Fasttag, wobei meistens nur Bohnensuppe gegessen wurde. Ostersonntag um sechs Uhr morgens verkündete die Blaskapelle die Auferstehung Christi, die Ostereier wurden in die Kirche gebracht, damit sie gesegnet werden. Nach dem Gottesdienst fand dann die Eiersuche und in manchen Gemeinden das sogenannte Eierschippeln statt. Ostermontag gingen die Burschen die Mädchen mit Rosenwasser „bespritzen“. 

Anschließend an den Vortrag wurden die Teilnehmer von Iulia Teodorescu in die Kunst des Eierfärbens mit pflanzlichen Farben eingewiesen. In ihrem Vortrag hatte Dr. Ștefan auf eine Besonderheit in Nordsiebenbürgen hingewiesen. Hier wurden die Ostereier nicht nur bemalt sondern auch beschriftet. Als Beispiel führte die Forscherin folgenden Spruch an: „Meine Liebe, meine Treue / Zeigt dir dieses Osterei / Nimm vorlieb mit einem Ei / Denn die Henne legt nicht zwei.“