Aus der Nordbukowina kommend, lag auf unserem Reiseweg, 70 km vor dem Standort Suceava, das Kloster Putna. Mit Putna begann der Besichtigungsreigen dieser wunderbar erhaltenen, und inzwischen stark besuchten rumänisch-orthodoxen Moldauklöster! Kloster Putna wurde vom Fürsten Stefan cel Mare in den Jahren 1466-1469 erbaut. Feldherr, Herrscher, Diplomat, – ein Mann mit Visionen war Stefan der Große (1433-1504), dem zurzeit eine Ausstellung im Bukarester Nationalen Geschichtsmuseum gewidmet wird. In seiner Herrschaft von 47 Jahren gründete er 44 Klöster. So auch Putna, wo heute ein Museum an ihn erinnert und er im Kloster begraben liegt. Das Kloster war damals ein blühendes kulturelles Zentrum, Geistliche und Chronisten aus der Region wurden dort zwischen dem 15. und 16. Jh. ausgebildet. Putna wurde mehrfach geplündert, durch Brandstiftung und Erdbeben zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut, allerdings ohne die Fresken an der Außenseite! Der Baustil ist schlicht aber dadurch beeindruckend.
Weiter ging es zur Klosterkirche Arbore, die von einem der Bojaren Stefan des Großen, Luca Arbore, 1502 in der gleichnamigen Gemeinde, erbaut wurde. Die Ikonografie trägt die Kennzeichen der Moldauer Schule aus dem 15. und 16. Jh. Die Außenfresken wurden auf grünem Hintergrund gemalt, zum Unterschied von Vorone], wo das Blau vorherrscht. Das Geheimnis der Farbenherstellung, die vegetabilen Ursprungs sind, haben die Moldauer Maler mit ins Grab genommen!
Das Kloster Dragomirna entstand in den Jahren 1602-1609. Im Jahr 1602 die kleine, und 1609 die große Kirche. Es ist ein Kunstwerk der mittelalterlichen Architektur durch seinen gewagten Umriss, der schmal wie eine Arche zur Höhe strebt.Hier findet man verschiedene Ornamente und die verzierende Skulptur der Kirche beweist die große Kunstfertigkeit ihrer Meister. Die kunstvolle Verarbeitung der Steine, die zur Verzierung der Kirche gebraucht wurden, ist eine neue Art von Verzierungen und wurde aus der Moldauer Architektur des 17. Jh. übernommen.
Über Rădăuți fuhren wir zum Kloster Sucevi]a, das durch seine Himmelsleiter auf der Außennordwand berühmt ist. Erbaut in den Jahren 1595-1606, wobei die Kosten von der Familie des Bojaren Jeremia Movilă getragen wurden, der in der Zeit Herrscher der Moldau war.Die Freskenmalerei wurde von zwei Moldauer Maler-Brüdern: Ioan Zugravul (der Maler) und [ofronie durchgeführt, und ist in der Originalfassung erhalten. Die Außenmalerei des Klosters, auf grünem Hintergrund, hat sich von allen Moldauer Klöstern am besten erhalten. Vor allem sehr gut die nördliche Wand, obwohl sie dem wechselvollen Wetter ausgesetzt ist; in gewaltiger Größe ist dort die Leiter der Tugendkräfte dargestellt, die durch ihren Umfang und den Kontrast zwischen der Anordnung der Engel und dem Chaos der Hölle und des Grauens sehr beeindruckt. An der südlichen Wand befindet sich das Fresko die Wurzel Jesse, die Abstammung Christi. An den Wänden wird in sieben Registern das Gebet aller Heiligen wiedergegeben. Es ist ein einzigartiges Thema in der christlich – orthodoxen Kunst, ein Werk der Malerschule aus der Moldau.
Am Nachmittag stand das Kloster Moldovi]a auf dem Programm, welches der Sohn von Stefan cel Mare, Petru Rare{, unweit der Ruine der alten Steinkirche, 1532, errichten ließ. Rares, der wie sein Vater Kunst und Kultur sehr schätzte, ließ zur selben Zeit das Kloster mit Mauern und Schutztürmen umgeben, so dass es das Aussehen einer Festung bekam. Unterschiedlich zu anderen Kirchen der Zeit, fügten die Moldauer Baumeister neue architektonische Elemente hinzu: eine monumentale offene Vorhalle mit fünf großen Arkaden, die dem Monument eine neue Erhabenheit verleiht; dann die Geheimkammer, die sich über der Räumlichkeit der Gruft befindet, sowie der Halbsockel, der das Kloster umgibt. Die künstlerische Erneuerung bestand in der Verzierung der Kirche mit Außenmalerei. Die Thematik der Außenwände ist komplex: Neben den religiösen Szenen erscheinen auch geschichtliche Themen, so wie ‘Die Belagerung Konstantinopels’, die dem Wunsch der Moldauer entsprechen soll, dem ‘türkischen Joch’ zu entrinnen! An der südlichen Wand befindet sich eine zweite Komposition: die prächtige Darstellung der Wurzel Jesse. Neben diesem Stammbaum, am Gegenpfeiler, befinden sich Philosophen und Schriftsteller aus dem griechischen Altertum: Pythagoras, Sokrates, Platon um nur einige zu nennen. In ihrem inneren Aufbau ähneln sich die Kapellen, im Kloster Moldovița ist sie mit wertvollen Malereien geschmückt.
„Die Auferstehung des Lazarus“, „Die zwölf Apostel“, „Johannes der Täufer“. Sie befinden sich in dem Gebäudeteil, in dem sich auch die Zellen der Nonnen befinden. Kloster Moldovița gilt als sehr bedeutend für die Entwicklung der moldauischen mittelalterlichen Kunst, durch die lebendigen Farben und die Frische der Malerei.
Bei strömenden Regen empfing ein Kindergesangsverein die Reisegruppe vor dem Kloster Humor, welches ebenfalls von Petru Rareș 1530, unweit des ersten, jedoch verfallenen Klosterbaues, gebaut wurde. Gut ein Jahrhundert später, 1641, wurde der Schutzturm errichtet und die Außenmauern verstärkt. Dennoch wurde das Kloster 1653 geplündert und von Kosaken in Brand gesteckt: Die inneren Unruhen, die die Moldau im 17. Jh. erschütterten, wirkten sich auch auf das Klosterleben aus.
Auch im Kloster Humor gibt es die offene Vorhalle, die Geheimkammer, die sich analog Moldovița, über den Räumlichkeiten der Gruft befindet. Durch die Freskenmalerei, die die Innen- und Außenwände verzieren, schließt sich das Kloster den Klöstern von Arbore, Sucevita, Moldovi]a, Vorone] und Probota an, die die rumänische Kunst aus dem 15. und 16. Jahrhundert berühmt gemacht hat. Bei seiner Gründung war Humor ein Kloster für Mönche, wie zahlreiche Urkunden bestätigten, seit 1991 ist es ein Nonnenkloster.
Vier besuchte Klöster an einem Tag – das war eine echte Herausforderung! Die zahlreichen Eindrücke wollten verarbeitet sein: die Betrachtung der Fresken, die religiösen und geschichtlichen Szenen, die Führung durch Schwester Flavia, die Atmosphäre der Festungsanlagen – man war ein-getaucht in eine überwältigende, beeindruckende Welt des orthodoxen Glaubens.
Zum Abschluss dieser Reise zu den Kirchen und Klöstern der Bukowina, stand am Folgetag, mit dem Besuch des Kloster Voroneț, dessen Außenfresken als „Symphonie in Blau“ betitelt werden, ein besonderer Klosterbau an! Vorone] wurde von Stefan cel Mare in einem Sommer, Mai bis September 1488, errichtet. Nach einem halben Jahrhundert, 1547, veranlasste der Metropolit Grigorie Ro{ca den Sohn des Fürsten, Petru Rare{, die Außenwände des Klosters bemalen zu lassen. Zu bewundern ist vor allem die Westseite, die das „Jüngste Gericht“ darstellt, gegliedert in fünf Stockwerken: das Untergeschoss zeigt das Sterben der Seele, begleitet vom Gesang König Davids; der erste Stock das Wägen der Seelen durch die Engel bei eindringenden Dämonen; der zweite Stock zeigt den leeren Thron des Gerichtes mit der Taube des Geistes, umgeben von Adam und Eva, den Chören zur Rechten und zur Linken Juden und Muselmanen; beim dritten Stock erscheint der Menschensohn als Richter, inmitten der Synaxis der Engel, und auf den Bänken die 12 Apostel; im obersten Stock sieht man das Antlitz des Vaters im offenen Tor des Himmels, während die Engel seitlich das Pergament des alten Kosmos zusammen rollen: ein neuer Himmel erscheint. Für dieses große, überzeugende Fresko wird das Kloster Voroneț als die „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet. Das „Blau von Voroneț“ , die vorherrschende Farbe der Außenmalerei, wird von Fachleuten als einzigartig in der Welt bezeichnet. Auf diesem blauen Hintergrund ist auf der Südseite die „Wurzel Jesse“ dargestellt: die Propheten des Alten Testaments sind von den Philosophen des Altertums umrahmt – ähnlich wie auf den Wänden des Klosters Moldovi]a. Auf der Nordseite ist, wie auch bei den anderen Klöster aus der Zeit von Petru Rare{, die Außenmalerei stark beschädigt; nur einige Fragmente sind unter dem Vordach unversehrt geblieben. Links von der Eingangtür in die Kirche, unter der Inschrift, die 1547 angebracht wurde, sieht man das Bildnis des Metropoliten Grigorie Ro{ca, der unter der Steinplatte der Vorhalle ruht, ebenso wie der Einsiedler Daniel.
Jedem sei der Besuch dieses Klosters empfohlen, denn der „Stammbaum von Jesse“ und „Das jüngste Gericht“ auf dem markanten blauen Hintergrund wird dem Besucher für immer in Erinnerung bleiben!
Bevor es zum Rückflug nach Bukarest ging, stand ein Besuch des „Siebenbürgischen Rothenburg“, Schäßburg/Sighi{oara und der wehrhaften Birthälmer Kirchenburg an. Nach einem Rundgang durch die wunderbar erhaltene Altstadt, Oberstadt, wurde die mächtige Burganlage mit drei Ringmauern, zwei Zwingern und etlichen Wehrtürmen besucht. Die bis heute nahezu unverändert erhaltene turmlose dreischiffige Hallenkirche wurde um 1500 auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängerbaus errichtet. Bedeutend ist im Innenraum, neben der steinernen Kanzel von 1523, der spätgotische Flügelaltar mit 28 Tafelbildern. Von großer handwerklicher Fertigkeit zeugt die spätgotische Sakristeitür mit kunstvollen Intarsienarbeiten und einem auf der Weltausstellung 1889 in Paris vorgeführten komplizierten Schloss, welches zentral die Tür an 13 Stellen gleichzeitig verriegeln und so den Kirchenschatz in der Sakristei schützen konnte.
Am letzten Tag besichtigten wir Schloss Peleș in Sinaia, im Tal des Flusses Prahova.
Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen wurde nach der Zusammenlegung der beiden alten rumänischen Fürstentümer Walachei und Moldau, als erfahrener und politisch neutraler Herrscher, ab 1866 zunächst Fürst und 1881 offiziell König Carol dieses neuen kleinen Reiches. Der Bau des Schlosses mit Renaissance-Elementen und Fachwerk, dauerte von 1873 bis 1883; es besitzt sieben Terrassen und 160 Zimmer. Bis zu seinem Tod 1914, diente das Schloss als Sommerresidenz des Königspaares. Königin Elisabeth festigte in dieser Zeit ihren Ruf als Dichterkönigin: „Carmen Sylva“. Zu ihren Werken zählten Gedichte, Erzählungen, Märchen und Romane. Sie war nicht nur künstlerisch, sondern auch sozial aktiv und von daher beliebt. Elisabeth starb am 2. März 1916 in Bukarest und wurde in einer der schönsten Kirchen der Walachei, in Curtea de Argeș, am Fuße der Südkarpaten begraben.
Das Kloster Sinaia, das nach dem Berg Sinai im heutigen Ägypten benannt wurde, stellt den historischen Ursprung der Stadt Sinaia dar. Erbaut 1695, leben dort heute noch 20 rumänisch-orthodoxe Mönche.Es war eine faszinierende, interessante Studienfahrt, zwar gepaart mit etlichen Strapazen, was jedoch durch die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Bevölkerung in beiden Ländern, Rumänien und der Ukraine aufgefangen wurde.
Sicher: „weniger ist bisweilen mehr“, aber wir möchten keines der – auch zusätzlich ins Programm aufgenommenen – besuchten Kirchenburgen, Moldauklöster missen! Eine besondere Bereicherung war der Besuch der ehemals multikulturellen Stadt Czernowitz.