Heutzutage stößt man immer öfter auf den Verfall der Genitivverwendung, eine sehr aktuelle Tendenz im Deutschen. Sebastian Sick berichtet in seinem erfolgreichen Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ (2004): „Im gesprochenen Deutsch wird der Genitiv gern umgangen, deshalb heißt es wohl auch Umgangssprache.“ Professor Horst Simon vom Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität Berlin gibt auch zu: „Unter theoretischer Perspektive ist der Dativ viel besser erforscht, der Genitiv relativ wenig: Ist es nicht viel funktionaler zu sagen: ‘dem Peter seinem Freund sein Hund’ als ‘Peters Freunds Hund?’“ Der Meinung vieler Linguisten nach, sei dieser Rückgang auf die Sprachökonomie oder die Vereinfachung der Sprache zurückzuführen.
Die Situation stellt sich aber in der deutschsprachigen Presse Rumäniens anders dar. Um den Unterschied zu demonstrieren, habe ich die Wirtschaftsseite der ADZ analysiert. Dafür habe ich drei Monate von 1993 und drei aus dem vergangenen Jahr ausgewählt. Nach allen Untersuchungen konnte ich feststellen, dass in der gegenwärtigen deutschsprachigen Presse Rumäniens kein Rückgang des Genitivs zu bemerken ist und dieser seinen Ehrenplatz in der deutschsprachigen Presse Rumäniens bewahrt hat. In diesem Bereich hat der Wes-Fall weiter seine Wichtigkeit. Im Jahr 1993 steigt die Anzahl der Genitiveinträge von 214 im Januar auf 275 im Dezember. 2015 nimmt die Anzahl der Genitiveinträge von 273 am Anfang des Jahres auf 276 im Dezember zu. Warum kommt es also zu keinem Rückgang? Die Antwort ist ganz einfach. Der Genitiv bezeichnet eine deutlichere Beziehung des Einen mit dem Anderen als der Dativ. Durch die Benutzung des Genitivs wird auch ein höheres Bildungsniveau nachgewiesen. Der Genitiv bleibt also einer der am häufigsten verwendeten Fälle der Zeitungssprache.
Georgiana Puţeanu